Stiller Feiertag
Ein Wegkreuz in Sollach, Gemeinde Valley. Foto: Verena Huber
Gedanken zum Karfreitag
Heute ist es wieder so weit: wie jedes Jahr begehen wir den Karfreitag. Ein Stiller Feiertag. Doch was bedeutet das? Stilles Feiern? Schließen sich die beiden Wörter nicht eigentlich gegenseitig aus? Oder betrachten wir die Dinge oft einfach nur viel zu wörtlich, anstatt sie zu hinterfragen?
Der Karfreitag ist, wie etliche andere Tage auch, ein gesetzlicher Feiertag in Deutschland. Das heißt, die meisten Menschen sind von der Arbeit oder der Schule freigestellt. Es liegt nun an uns selbst, eine geeignete Beschäftigung für diesen Tag zu finden. Und so unterschiedlich wir Deutschen sind, so verschieden sind auch die Pläne für einen Feiertag.
Jesus am Kreuz, umrahmt von seiner Mutter Maria und seinem Jünger Johannes. Foto: pixabay
Religiöse Bürger gehen vermutlich in die Kirche, um dem Kreuzestod Jesu Christi zu gedenken. Andere nutzen das verlängerte Wochenende für einen Urlaub mit der Familie oder einfach nur, um mit den Liebsten mal wieder etwas Zeit zu verbringen. Wieder andere wollen die Bezeichnung wörtlich nehmen und feiern.
Doch was den Karfreitag als Feiertag besonders macht, ist die Bezeichnung „still“. Es ist also Ruhe geboten. Und das ist in diesem Fall tatsächlich wörtlich zu nehmen. Denn es gilt allgemeines Tanzverbot. Heute dürfen keine öffentlichen oder sportlichen Veranstaltungen zur reinen Unterhaltung angeboten werden. Wie sind also die beiden Wörter zu vereinen?
Fasten um zu Feiern
Für die Christen ist der Karfreitag ein strenger Fasttag. Sie essen weder Fleisch noch Wurst, geschweige denn Süßigkeiten und verzichten im besten Fall auch auf Alkohol. Das sind allerdings nur die oberflächlich erkennbaren Fastenopfer. Die Kirche verzichtet am Karfreitag auf Kerzen. Statt der feierlichen Glocken läuten lediglich Ratschen zum Gebet. Und die Orgel verstummt komplett. Es ist still.
Der Kreuzestod Jesu Christi in der St. Josef Kirche in Holzkirchen. Foto: Verena Huber
Und doch gilt der Karfreitag als einer der höchsten Feiertage der Christen, verheißt er doch die Auferstehung nach dem Tod. Denn so wie der Messias nach drei Tagen von den Toten erstanden sei, glauben auch sie daran, nach dem Ableben in den Himmel aufgenommen zu werden. Dadurch ist für die Gläubigen das Osterfest von sehr viel größerer Bedeutung, als die Geburt Christi an Weihnachten.
Die Stille genießen
Nun sind wir Deutschen eben nicht alle gleich. Sind nicht alle gläubig und schon gar nicht alle dem Christentum verschrieben. Was ist also die Chance eines Karfreitags für jeden einzelnen von uns? Werden wir einmal nicht von unzähligen Freizeitangeboten abgelenkt und zum Konsum verführt, so bekommen wir eventuell die Gelegenheit geschenkt, in uns selbst hinein zu horchen. Wir können den Stress des Alltags ablegen und zur Ruhe kommen.
Ein perfekter Ort zum Nachdenken. Große Freiheit, Stille und Natur. Foto: Verena Huber
Was aber noch viel wichtiger ist: wir sollten diese Ruhe und Ausgeglichenheit nutzen, um zu uns selbst zu finden. Bin ich zufrieden mit meinem Leben? Was kann ich verändern, damit es mir und meinem Umfeld besser geht? Und auf welche Werte kommt es mir eigentlich an? Sollte ich nicht öfter einmal vom Gas gehen und mir Zeit nehmen? Jeder findet dabei seine eigenen Fragen und Antworten. Es kommt nur darauf an, dass wir uns einmal auf uns selbst einlassen. Und wenn wir das alles getan haben, dann haben wir die Ostertage hoffentlich genossen.