Erwin Lanzensberger

Perfektes Setting

Erwin Lanzensberger vor seinem Lieblingsbild „Horst Eckel“. Foto: MZ

Ausstellung in Bayrischzell

„Work in Progress“ nennt Erwin Lanzensberger seine Ausstellung in der „Galerie im Treppenhaus 1967“ im Tannerhof Bayrischzell. Der Schlierseer Fotograf zeigt beeindruckende und perfekt inszenierte Porträts bekannter Persönlichkeiten.

Den 1965 in Ingolstadt geborenen Kameramann und Fotograf stellten wir in der 17. Ausgabe der KulturBegegnungen mit seinen Arbeiten aus Südafrika vor, die er in München zeigte.

Wissen um Licht und Schatten

Jetzt ist er mit einer Auswahl seiner großformatigen Porträts in Bayrischzell zu Gast. Zur Vernissage führte Petra Reindl aus Schliersee in die Arbeit von Erwin Lanzensberger ein. Mit Instinkt und enormen Fingerspitzengefühl für das perfekte Setting fertige er seine Fotografien. Seine jahrelange Arbeit als Kameramann habe ihm das nötige Wissen um Licht und Schatten und Ausstrahlung beschert.

Erwin Lanzensberger
Laudatorin Petra Reindl und ihr Porträt. Foto: MZ

Diese Fotografien seien einmalig, nicht wiederholbar, „der Perfektionismus ist ihm in die Wiege gelegt“, sagte die Managerin, „und diese Bilder sprechen mit uns“. Sie selbst habe er auch fotografiert und der im Bild ausgedrückte Wunsch sei ihr Befehl, weshalb sie sich kurz fasse.

Im Gespräch mit Kuratorin Micol Krause sprach der Fotokünstler zu einigen seiner Arbeiten, denn „ich habe zu jedem Bild einen Bezug und es gibt zu jedem eine Geschichte“.


Clara Hebbeker. Foto: Erwin Lanzensberger

So zu Clara Hebbeker, das Mädchen mit der Badekappe. Er habe sie in München getroffen, wo sie ihm einen Kaffee servierte. Sie sei ihm aufgefallen in ihrer schlaksigen, selbstbewussten Art und dann habe sich herausgestellt, dass sie in Miesbach das Gymnasium besuche. Inzwischen ist sie Model und in der Pandemie entstanden die ersten Probefotos.


Victoria Jancke. Foto: Erwin Lanzensberger

Gegenüber ist das Foto von Model und Schauspielerin Victoria Jancke zu sehen, in lasziver Pose, fast geschlossenen Augen, aufregend und schön.

Man könne hier nur einen kleinen Teil der Fotografien zeigen, die aus umfangreicheren Serien wie „Faces“ oder „Portraits“ bestehen, erklärte Micol Krause und fragte, warum er analog fotografiere.


Der Fotograf im Gespräch mit Kuratorin Micol Krause. Foto: MZ

„Das ist Entschleunigung“; begründete Erwin Lanzensberger, „da überlegt man, bevor man draufdrückt.“ Der Work Flow sei ein ganz anderer, da man bewusster arbeite. Zudem möge er die Körnigkeit der Bilder.

Im Aufgang findet sich das Porträt der Schauspielerin Sophie Lowe. Erwin Lanzensberger erzählte, dass sie in Tirol den Film „Autumn Blood“ gedreht habe, wozu ein ganzes Dorf gemietet wurde. In einem der Häuser habe er sein Studio für das richtige Setting einrichten dürfen. „Sophie hat es geliebt, fotografiert zu werden“, sagt er.

Weltmeister von 1954 Horst Eckel

Sein Lieblingsbild hängt im ersten Stock. Es ist kein Porträt im eigentlichen Sinne, sondern hier hat der Fotograf den Fußballspieler Horst Eckel in einem perfekten Motiv abgelichtet. Der Weltmeister von 1954, dem „Wunder von Bern“, sitzt auf einem Stuhl mit dem Pokal in der Hand und schaut ins Leere. „Ich habe es lange in meinem Kopf herumgetragen“, erzählt Erwin Lanzensberger, bis er dieses Setting fand. Das Problem sei der Pokal gewesen, denn der sei ja bekanntlich gestohlen worden, aber er trieb eine Kopie auf, mit der Bedingung, sie signieren zu lassen.

Erwin Lanzensberger
Sebastian Bezzel. Foto: Erwin Lanzensberger

Aber auch die anderen Bilder sind eindrucksvoll. Etwa das Porträt von „Eberhofer“ Sebastian Bezzel, wie er eine brennende Tageszeitung hält. Oder das Bild von Rallyefahrerin Heidi Hetzer, die mit Lederkappe und -mantel völlig entspannt vor einem Oldtimer lehnt.

Oder der Schauspieler Marcus Mittermeier mit langen Haaren und legerer Kleidung, den Erwin Lanzensberger auf ein Siegerpodest gestellt hat.

Erwin Lanzensberger
Heidi Hetzer. Foto: Erwin Lanzensberger

Matthias Lindermayr gab der gut besuchten Vernissage einen klangvollen Rahmen. Der Münchner Jazztrompeter hatte auch ein perfektes Setting. Vom oberen Treppenabsatz aus spielte er seine Improvisationen, die den optischen Genuss der Fotografien von Erwin Lanzensberger perfekt akustisch ergänzten.

Erwin Lanzensberger
Jazztrompeter Matthias Lindermayr. Foto: MZ

Die Ausstellung „Work in Progress“ von Erwin Lanzensberger in der “Galerie im Treppenhaus 1967“ im Tannerhof Bayrischzell ist bis zum 3. Juli 2023 täglich von 10 bis 18 Uhr zu sehen.

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