Eine Schule, die es nicht geben dürfte

Filmtage in Miesbach

Die evangelische Apostelkirche war trotz prächtigen Biergartenwetters gut gefüllt, als Martin Reents als Vertreter der Veranstalter die erste Filmale mit dem Untertitel „Kino in der Kirche“ eröffnete. Die evangelische Kirchengemeinde hat damit eine neue Kulturinitiative in der Kreisstadt gestartet, die durch das Engagement von Micol und Robert Krause sowie Andrea und Martin Reents zustande kam.

Ohne Sprache

Der Tag hatte mit zwei Kindervorstellungen begonnen, jetzt freuten sich die Erwachsenen zunächst als Vorfilm auf „Spaghetti für zwei“. Der Kurzfilm von Betina Dubler und Matthias Rosenberger gewann bei zig Internationalen Filmfestivals erste Preise, zu Recht. Es ist ein zauberhafter Streifen, in dem es um Vorurteile, Missverständnisse und vermutlich den Beginn einer wunderbaren Freundschaft geht. Er kommt ohne Sprache aus, ist dafür mit der stimmigen Musik von Max Jetzinger unterlegt.

Matthias Rosenberger, Felix von Poser und Alois Pribil von der Crew beantworteten im Anschluss die Fragen aus dem Publikum und erzählten wie sie den Film in Miesbach an einem sehr regnerischen Tag drehten. Man muss ihn gesehen haben!

Eine Oase

Eine Schule, die es eigentlich nicht geben durfte, ist das Thema von „Goldschmidts Kinder“, einem zutiefst bewegenden Film von Robert Krause und Jaron Pazi aus dem Jahre 2013. „Wir nannten sie Oase“, beschreibt eine der heute schon betagten Interviewten, die diese Schule in Berlin besuchen durften. Es war Leonore Goldschmidt, eine mutige und einfallsreiche jüdische Lehrerein, der es gelang, 1935 eine Privatschule für jüdische Kinder zu gründen.

Sie riskierte ihr Leben und sie trickste die Behörden aus, indem sie Lücken im System fand und bot damit in einer Zeit von Diskriminierung und Gewalt jüdischen Kindern eine Heimat. Und nicht nur das, in ihrer Weitsicht bereitete sie sie auf ihr Exil vor, indem sie einen Englischlehrer einstellte. Letztlich verhalf sie mehreren Kindern zur Flucht, so dass die meisten ihrer Schüler den Holocaust überlebten.

Kloster als Drehort

Der Film zeichnet in bewegenden Interviews und historischem Filmmaterial das Leben von Leonore Goldschmidt nach. Dieses dokumentarische Geschehen wird durch Spielfilmszenen belebt. Robert Krause erbat dafür die Erlaubnis, in der Miesbacher Klosterschule drehen zu dürfen. Bürgermeisterin Ingrid Pongratz, die eigens einen Termin verschoben hatte, um gestern Abend dabei sein zu können, erzählte, dass trotz vorheriger Information in der Presse sie eine Reihe von Miesbacher Bürger angerufen hätten, die durch die Hakenkreuzfahnen am Klostergelände verunsichert waren.

„Miesbach hat was hergegeben“, meinte Robert Krause, die Klosterschule sei der ideale Drehort gewesen. Seine Anfrage am Gymnasium allerdings nach Schülern, die im Film mitspielen, schlug fehl. Dafür kamen Kinder aus Bad Aibling nach Miesbach. Gestern Abend erzählte Lea, die Goldschmidts Tochter spielte, im Anschluss an den Film von den Dreharbeiten. Dieser Film müsse dringend in Schulen gezeigt werden, sagte eine Zuschauerin. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Text: Monika Ziegler
Foto: privat

Heute Abend um 20.30 Uhr wird der Film über Prinz Charles „Der Bauer und sein Prinz“ von Bertram Verhaag gezeigt, der Regisseur aus München wird dabei sein. Und am Samstag gibt es im Open Air Kino „Monsieur Claude und seine Töchter“.
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