
Ein dreifaches Plus für Public-Private-Partnership
Michael beck, Reinhard Spieler, Moderatorin Claudia Linzel, Anton Biebl und Katrin Stoll. Foto: MZ
Podiumsdiskussion in Tegernsee
Großes Besucherinteresse fand die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion im Olaf Gulbransson Museum zum Thema „Aktuelle Herausforderungen der musealen Kulturlandschaft“, die als Reihe fortgesetzt werden soll und bei der dem Public-private-Partnership ein dreifaches Plus gezollt wurde.
Es sei ein Zeichen der Verbundenheit, dass so viele Besuchende sowohl live als auch per Streaming der Einladung gefolgt seien, bekundete Klaus Fresenius vom Vorstand der Olaf Gulbransson Gesellschaft.
Auslöser für die Veranstaltung war ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung, in dem Michael Beck, Vorsitzender der Gesellschaft und Galerist ein Interessenkonflikt vorgeworfen wurde. Wir berichteten:
Moderatorin Claudia Linzel nahm gleich eingangs Bezug auf den Text, sie sei dankbar dafür, denn damit würden Fragen gestellt, die weit über Tegernsee hinaus gingen, nämlich, wo stehen Museen, wie zeigen sie Transparenz, wie werden sie ihrer ethischen Verantwortung gerecht, und das mit knappen Mitteln.

Moderatorin Claudia Linzel. Foto: MZ
Reinhard Spieler ist Direktor des Sprengel-Museums in Hannover. Er zeigte den Erwartungshorizont von Museen auf, die inklusiv, integrativ, interkulturell sein sollen, bauliche Veränderungen stemmen müssen und das bei reduzierten staatlichen Mitteln. Andererseits aber könnten Museen in einer Zeit der zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung Menschen zusammenbringen. Dazu sei das Modell der Kombination ehrenamtlicher Verein gemeinsam mit der Bayerischen Staatsgemäldesammlung wie in Tegernsee hilfreich.
„Es ist ein wunderbares Modell“, bestätigte Michael Beck, „aber in dem Artikel werde ich massiv angegriffen“. Durch seine internationale Vernetzung als Galerist habe er im Olaf Gulbransson Museum Ausstellungen bestücken können, die Besucherrekorde erzielten.
Dies solle anerkannt werden, meinte die Moderatorin und die Besuchenden spendeten Beifall. Welche Chancen und Risken, denn in einer solchen Doppelfunktion steckten, fragte sie Anton Biebl, Interimsdirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlung.

Anton Biebl. Foto: MZ
„Museen sind Orte des Vertrauens“, betonte dieser. Das Olaf Gulbransson Museum sei eine krisenresistente Kultureinrichtung, die aber nur zu 40 Prozent vom Freistaat Bayern finanziert werde, der Rest sei dem Verein zu verdanken, dem man für sein Engagement danke.
Reinhard Spieler bemerkte, dass man von Seiten des Museums gern mit Galerien zusammenarbeite, den Kontakt und Diskurs pflege, deshalb habe ihn der SZ-Artikel massiv verärgert. Medien sollten sich auch ihrer Verantwortung bewusst sein. Die Frage sei doch, wer von der Kooperation profitiere. In erster Linie doch das Publikum.
Zur Schnittstelle Handel und Museum äußerte sich Katrin Stoll, Chefin des Auktionshauses Neumeister. „Kunsthändler werden gern gebasht“, äußerte sie, aber man solle sich doch im Klaren darüber sein, dass der Kunsthandel nicht am Tegernsee stattfinde. Michael Beck sei international erfolgreich und zudem ehrenamtlich aktiv. “Wir müssen und sozial und gesellschaftlich engagieren“, betonte sie, „es ist unsere Verpflichtung, unser Netzwerk einzubringen“.

Katrin Stoll. Foto: MZ
„Fakt ist, ich bin Galerist“, bestätigte Michael Beck, „und nur dadurch kann ich diese Ausstellungen hier machen, die keine Verkaufsausstellungen sind.“ Die Leihgeber, die übrigens das Gulbransson Museum oft mit dem Guggenheim Museum verwechseln würden, bestätigten, dass sie keine Verkaufsabsichten haben. Sie würden ihre Werke zur Verfügung stellen, weil sie Freunde seien und ein Vertrauensverhältnis da sei.
Auch Reinhard Spieler hob hervor, dass es bei der Zusammenarbeit Museum und Sammler ethische Grenzen geben müsse und räumte ein, dass es auch Fälle von Missbrauch gab.
Anton Biebl stellte fest, dass im Haushalt der Staatsgemäldesammlung von 39 Millionen Euro 12,5 Millionen aus Drittmitteln stammen, „wir sind zwingend darauf angewiesen“. Dieses Geld aus der Wirtschaft einzuwerben aber sei schwierig, erwiderte Katrin Stoll, denn Großunternehmen würden lieber in Kulturinstitutionen im Ausland investieren. Deshalb sei das destruktive Draufhauen und konstruktive Alternative bedenklich und demotivierend.
Er wolle Positives einbringen, machte Anton Bibel deutlich und forderte; „Heute ist der Start eines neuen Museumsformates von Public-private-Partnership, wir müssen dringend das Vertrauen zurückgewinnen, deshalb ein dreifaches Plus für PPP.“

Reinhard Spieler. Foto: MZ
Diese Zusammenarbeit müsse gewissen Standards genügen, forderte Reinhard Spieler. Er versuche mit einem Konzept und mit Begeisterung die Wirtschaft zu gewinnen. Schließlich trage auch die Wirtschaft eine Verantwortung für die Kultur.
Begeisterung sei auch das Motiv für das Engagement im Ehrenamt, machte Michael Beck deutlich. „Es ist meine Passion, diesen Raum hier zu bespielen, wo ich mich mit der Hängung austoben kann.“
Das Olaf Gulbransson Museum sei weit mehr als eine Vertriebsplattform für eine Galerie aus dem Rheinland, sagte Katrin Stoll unter dem zustimmenden Gelächter des Publikums. Dem stimmte Reinhard Spieler zu: „Es ist Schwachsinn zu glauben, dass ein Richter an Wert gewinnt, wenn er hier gezeigt wird.“ Wichtig sei doch, dass man mit der Kunst zur Demokratie in diesem Land beitrage.

Michael Beck. Foto: MZ
In der Diskussion mit dem Publikum wurde die Frage laut, welche politischen Hitergründe es für die Kampagne in Tegernsee aber auch in München gebe, ob sowohl Bernhard Maaz als geschasster Direktur der Staatsgemäldesammlungen als auch Michael Beck Bauernopfer seien.
Darauf informierte Anton Biebl, dass es einen Untersuchungsbericht an den Landtag geben würde, übrigens habe sich Minister Blume bereits im Landtag entschuldigt. „Ich bin gekommen, um den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten.
Als Vorstandsmitglied des Deutschen Museumsbundes betonte Reinhard Spieler, dass es notwendig sei, für Strukturen und Rahmenbedingungen sowie Transparenz zu sorgen. „Wir müssen Kultur als gemeinsame Aufgabe sehen, andere mit unserer Begeisterung anstecken, auf klare Richtlinien und persönliche Integrität achten.“