Barfuß übers Wasser

Christo and Jeanne-Claude: Pont-Neuf Wrapped (1995). Foto: Wolfgang Volz

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Ausstellung in Brunnthal

Bereits zum zweiten Mal ist des Galerie Kersten in Brunnthal gelungen, handsignierte Zeichnungen, Grafiken, Fotos, Entwürfe, aber auch verpackte kleine Objekte als Unikate oder in kleinen Auflagen des Künstlerehepaares Christo und Jeanne-Claude zu zeigen. Bei der jetzigen Ausstellung gibt es neben alten Projekten auch solche Projekte in Vorbereitung zu sehen. Die Präsentation soll sowohl Vergangenheit und Zukunft der Arbeit von Christo und seiner 2009 verstorbenen Frau Jeanne-Claude dokumentieren.

So ist aus den vergangenen Jahren das spektakuläre Reichstagsprojekt in mehreren Zeichnungen und Fotografien ebenso zu sehen, wie die verhüllte Pont Neuf in Paris oder die Surrounded Islands, bei denen die Künstler Inseln vor Miami mit pinkfarbenen Rüschen umkränzten. Das Umbrellaproject aus den USA und Japan ist dabei, bei dem 3100 gelbe und blaue Schirme aufgestellt wurden.

Verpackte Glyptothek-Statuen

Die aus Ölfässern gebildete „Wall“ in Oberhausen ist vertreten und die Wrapped Trees in Basel. Der Bezug zu Bayern wird hergestellt durch Skizzen, auf denen Statuen und ein Fries aus der Glyptothek verpackt zu sehen sind.

Zum aktuellen Projekt am Lago d’Iseo gibt es leider noch keine Zeichnungen oder Fotos. Einzig in der Zeitschrift ART kann in einem Text von Ute Thon und Fotos von Wolfgang Volz nachvollzogen werden, was Christo hier als Hommage an seine Frau realisiert hat.

Er baute drei Kilometer lange Laufstege über das Wasser aus 90 000 Quadratmeter gelben Stoff. „Sie verbinden ausgehend vom Uferort Sulzano das Festland mit den beiden Inseln Monte Isola und San Paolo“, erklärte der Künstler bei der Vorstellung des Projektes. Diese Stege werden über ein in das Wasser versenktes Befestigungssystem aus Stahlfüßen und Schwimmballons getragen. Bei freiem Eintritt können Besucher das Gefühl, über das Wasser zu gehen, nachempfinden. „Man wird die Wellen unter den Füßen spüren“, verspricht Christo.

Finanzierung ohne Sponsoren

Laut Christo möge man dies barfuß tun, das sei wie auf einem Wasserbett und „sehr sehr sexy“. Er finanziert das 15 Millionen teure Projekt selbst, aus dem Verkauf seiner Zeichnungen und Entwürfe. Da er frei sein wolle, lehne er Sponsoren und Zuschüsse ab. Immerhin verkaufte er das komplette Dokumentationswerk des Reichstagsprojektes und kann damit seine immer wieder auch umstrittenen Vorhaben finanzieren.

So seine geplante Überspannung „Over the river“ des Arkansas Rivers in Colorado, für das der Verpackungskünstler seit Jahren kämpft und wofür er jetzt nach gerichtlichen Auseinandersetzungen mit Naturschützern die Genehmigung erhielt. Die Überspannung muss licht – und UV-Licht-durchlässig sein und nach der Präsentation komplett zurückgebaut werden.

Auch „Floating Piers“ ist nur für eine kurze Zeit zu besichtigen. Bis zum 3. Juli wird der Lago d’Iseo zweifellos ein Besuchermagnet und die Kommunalpolitik hat jetzt das Problem, Parkplätze zu schaffen.

Größte Skulptur der Welt in der Wüste

Ein weiteres Vorhaben in Planung ist das vor 40 Jahren konzipierte Projekt „Mastaba“ für die Vereinigten Arabischen Emirate. Auch davon sind in Brunnthal Zeichnungen und Fotografien zu sehen. Es soll die größte Skulptur der Welt in Form eines Pyramidenstumpfes werden, sie wird 300 mal 225 Meter in der Grundfläche und 150 Meter hoch werden und besteht aus 410 000 Ölfässern, die von einem orangefarbenen Tuch umspannt sind. Letztlich zeigt die Galerie Kersten verpackte Kleinobjekte, wie ein Buch oder die New York Times.

Galerie Kersten, Brunnthal, Otterloher Straße 6, Ausstellungsdauer 3. Juni bis 2. Juli 2016
Mo – Fr 9 – 12.30 und 14 – 18 Uhr, Sa 10 – 13 Uhr, So 13 – 16 Uhr, 18. Juni geschlossen.

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