
Bunt, schrill, rostig – Die Kunst der jungen Wilden aus Miesbach
Sabine und Tatjana Blaske bei ihrer Ausstellung „Art Revolution“ im Waitzinger Keller Miesbach. Foto: Selina Benda
Ausstellung im Krankenhaus Agatharied
Im Krankenhaus Agatharied dürfen sich Besucher derzeit an den Bildschöpfungen der Künstlerinnen Tatjana und Sabine Blaske erfreuen. Seit Anfang Januar hängen dort im Foyer 53 Werke der beiden Miesbacher Powerfrauen.
Man muss ein paar Schritte gehen, um in den hinteren Teil des Foyers des Krankenhauses Agatharied zu gelangen. An einer langen blauen Wand im schmalen Gang gegenüber vom Bistro hängen sie: Die farbenfrohen und teilweise monochromen Werke der beiden Miesbacher Künstlerinnen Tatjana und Sabine Blaske. Der Titel ihrer Schau „Art Revolution“.
Geballte Fäuste und bunte Acrylfarben auf MDF-Platten
Das Revolutionäre zeigt sich gleich in den ersten vier Bildern, die aus der Hand von Tatjana Blaske stammen und eine geballte Faust zeigen – ein Symbol für Widerstand, Stärke und Veränderung. Die bunten Farben, die sie für ihre Bildgestaltung verwendet, kommen nicht von ungefähr. Denn als Malermeisterin und staatlich geprüfte Lacktechnikerin sind Farben auch beruflich ihr Metier. Im eigenen Malerbetrieb bietet sie abstrakte Wandgestaltungen bis hin zu Graffiti an und hebt sich dadurch deutlich von der Konkurrenz ab.
Die beiden Bilder „Revolution Faust L“ von Tatjana Blaske im Foyer Agatharied. Foto: CS
So sieht man gleich, welche Bilder in der Schau Tatjanas sind: Denn sie verwendet vorwiegend leuchtende Acryl- und Sprayfarben wie Blau, Orange, Rot, Gelb und mischt sie auf MDF-Platten zu abstrakten Kreationen an. Auffällig und schön zugleich: Die ganz glatten und glänzenden Oberflächen, die Tatjana damit in einigen Werken erzeugt wie etwa im großformatigen Bild „Blue Planet_XXL“, das in unterschiedlichen Blau- und Türkistönen leuchtet.
Glänzend und leuchtend: Das Bild „Blue Planet_XXL“ von Tatjana Blaske. Foto: CS
Monochrome Bilder mit reliefartigen Oberflächen aus Marmor-Kalk
„Unsere Kunst ist frei, bewegt und beeinflusst von unserem alltäglichen Leben und unseren Reisen“, sagen die beiden Künstlerinnen. Dennoch muten die ausgestellten Werke von Sabine Blaske ganz anders an – nicht so farbenfroh und schwerer als Tatjanas Bilder.
Das liegt auch an den Materialien, die sie verwendet: Mit Marmor-Kalk etwa schuf Sabine Blaske wuchtige Werke in unterschiedlichen Größen mit reliefartigen Oberflächen, die monochrom eingefärbt sind.
Shine Bright_black_S und Shine Bright black_M mit reliefartiger Oberfläche aus Marmor-Kalk. Foto: CS
Einige in Schwarz, andere in Silber und Gold mit schweren Holzrahmen. „In den letzten Jahren konnte ich mich durch verschiedene Kunst- und Bildhauer-Workshops mit meiner Kreativität weiterentwickeln und bin neue Wege gegangen“, sagt Sabine.
Tücher aus Beton und Bildobjekte mit rostigem Metall
Dies zeigt sich beispielsweise in ihren beiden „Stone Cloth“ – Bildern, in denen jeweils ein in Falten geworfenes Tuch mit Beton übergossen und auf einer weißen und schwarz gestrichenen Fläche angebracht wurde – richtige Eyecatcher, die Betrachter zum längeren Hinschauen verführen.
Die beiden Werke „Stone Cloth“ wurden aus Stoff und Beton kreiert. Foto: CS
Auch Metall verwendet Sabine gerne in ihrer Kunst. Was ihr daran besonders gefällt: „Meine Werke aus Stahl verändern sich mit der Zeit, rosten hie und da – sie spiegeln dadurch das wahre Leben wieder, denn das verändert sich ja auch ständig.“ Genau diese rostigen Elemente machen einige ihrer Bildobjekte so andersartig.
Das Bild „Mighty Ocean“ gefertigt aus Metall, Acryl, Spray und Rost. Foto: CS
Vor allem, wenn sie noch mit glitzender Acrylfarbe in Blau und Grün kombiniert wurden, wie etwa in den kleinformatigen Werken „Mighty Jungle“ und „Mighty Ocean“. Das glitzernde Acryl baut ein eigenartiges Spannungsverhältnis zum rostigen Metall auf, von dem es umgeben ist.
Sabine Blaskes Kreationen aus Stahl und Kuscheltieren
Sabine Blaske, die ursprünglich aus der Modebranche kommt, ist ebenfalls im Malerbetrieb ihrer Frau Tatjana tätig. Nach Weiterbildungskursen in Raum- und Grafikdesign will sie zusammen mit Tatjana neue Maßstäbe in der Gestaltung von Räumen setzen.
Das zeigen auch ihre Einrichtungsgegenstände mit Huggy Wuggi-Kuscheltieren – wie etwa ein Sessel aus Metall, dessen Sitzfläche und Rückenlehne komplett aus diesen Stofftieren bestehen. „Für meine Kunst muss man mutig sein“, betont Sabine daher. Zwar sind ihre Kuscheltierwerke nicht in Agatharied zu sehen, sie sind aber ein Beleg für ihre Experimentierfreudigkeit.
Fulminanter Auftakt von „Art Revolution“ im Kulturzentrum Waitzinger Keller
Einen Einblick in ihr Schaffen gaben die beiden bereits im November 2023 bei ihrem fulminanten Auftakt von „Art Revolution“ im Kulturzentrum Waitzinger Keller in Miesbach. Mit über 200 Gästen, einer Live-Rockband und anderen Handwerkskünstlern schufen sie eine Art Kunstevent als Rahmen für ihre über 100 eigenen Werke. Die Austellung in Agatharied läuft noch bis März. Dann tourt die Schau noch an weitere Standorte in Deutschland.
Zum Weiterlesen: Eine erfolgreiche „Art Revolution“