
Mehr Aufmerksamkeit für Frauen in der Kunst
Tereza Rizos, Brigitte Bayer und Barbara Scherbel (v.l.) beleuchten Lebenswelten von Clara Schumann und Alma Mahler-Werfel. Foto: Mark Noormann
Recital in Holzkirchen
„Clara.Alma.Wir. – Lebenswelten in Klang und Wort“ stellen am 16. Oktober die Sopranistin Brigitte Bayer und ihre Pianistin Barbara Scherbel mit der Schauspielerin Teresa Rizos im FoolsTheater vor und beleuchten Clara Schumann und Alma Mahler Werfel in Leben und Werk: Musik und Wort verweben sich zu einem eindringlichen Portrait weiblichen Lebens.
Im Gespräch erzählt die Sängerin Brigitte Bayer, was der Abend verspricht.
MZ: Wie sind Sie dazu gekommen, diese beiden Frauen für eine gemeinsame Veranstaltung auszuwählen?
BB: Frauen in der Kunst in unterschiedlichen Zeiten interessieren uns, sie verdienen mehr Aufmerksamkeit. Deshalb haben wir einen Liederabend mit der Darstellung des Lebens der beiden Frauen und mit dem der Zeitgenossen verwoben. Wir wollen die Biografien der beiden Komponistinnen über ihre Werke hinaus lebendig werden lassen und Kunst, Liebe, Rollenbilder und das, was bleibt zeigen.
Zwischen Pflicht und Passion
MZ: Im ersten Teil widmen Sie sich Clara Schumann. Sie schreiben: eine Frau zwischen Pflicht und Passion.
BB: Sie war Ehefrau von Robert Schumann und Mutter von acht Kindern. Dem gegenüber aber wollen wir herauskristallisieren, ohne feministisch zu werden, wie bemerkenswert ihre künstlerische Leistung ist. Was sie gestemmt hat, das ist unmenschlich. Wir wollen auch dem Publikum zeigen, dass es solche Ansätze heute noch gibt.
Für die Musik zeichnen Brigitte Bayer und Barbara Scherbel verantwortlich. Foto: Mark Noormann
MZ: Inwiefern?
BB: Es ist strukturell noch viel zu tun, was Kinderbetreuung anbelangt. Es geht schon in eine gute Richtung und Frauen und Männer entscheiden gemeinsam, wie sie leben wollen.
MZ: Im zweiten Teil geht es um die ambivalente Künstlerin Alma Mahler-Werfel. Sie schreiben: Muse, Künstlerin, Liebende, Suchende.
BB: Wir starten proaktiv mit Zitaten über sie in gegensätzlicher Rezeption, um in den Raum zu stellen, dass sie nicht nur schön und charmant, sondern auch geistreich war. Sie wird oft als Flittchen gesehen, die die Männer verführt, aber sie hatte was auf dem Kasten.
Unterwerfung und Affären
MZ: Sie war ja auch Komponistin.
BB: Nach der Hochzeit mit Gustav Mahler hörte sie auf, sich als Komponistin weiterzuentwickeln, sie hat sich Mahler untergeordnet, sich ihm unterworfen, ihm gedient und die Orchesterstimme für eine Komposition geschrieben. Für ihre Kreativität aber suchte sie sich andere Kanäle, etwa durch die Affäre mit Walter Gropius. Sie war keine einfache Person, aber sie war nicht nur die Frau, die Männer um den Finger gewickelt hat.
Rezitatorin Teresa Rizos. Foto: Marc Noormann
MZ: Der Abend ist auch ein Liederabend.
BB: Im Zentrum steht der Liederzyklus von Robert Schumann „Frauenliebe und Leben“ nach dem gleichnamigen Gedichtzyklus von Adelbert von Chamisso. Er beschreibt das Leben einer Frau, die sich verliebt, heiratet, das erste Kind bekommt und als der Mann stirbt, ist ihr Leben zu Ende. Der Liederzyklus beschreibt sehr konservativ, dass die höchste Erfüllung der Frau ist, dem Mann zu dienen und Kinder zu bekommen.
Frauen als Komponistinnen
MZ: Werden auch Lieder von Clara Schumann zu hören sein?
BB: Ja, es gibt romantische Kunstlieder von Ihr und auch von Johannes Brahms, mit dem Clara Schumann eine Beziehung hatte.
MZ: Und wird Alma Mahler-Werfel als Komponistin in Erscheinung treten?
BB: Wir interpretieren fünf Lieder von ihr und von Gustave Mahler. Alma hatte in ihrer Jugend bei Alexander von Zemlinsky Kompositionsunterricht.
MZ: Mit Teresa Rizos konnten sie eine bekannte Schauspielerin als Rezitatorin gewinnen.
BB: Sie ist von der Bühne und aus Film und Fernsehen bekannt, spielte in vielen Serien mit und ist einem breiten Publikum bekannt.
Der Abend wird ermöglicht durch den Tonkünstlerverband Bayern e.V. aus dem Förderpaket FREIE KUNST des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst.
Zum Weiterlesen: Leidenschaft und Präzision