Angela Aux

Angela Aux zwischen Kosmos und Alltag

Angela Aux alias Florian Kreier – Musiker, Philosoph und Geschichtenerzähler. Foto: Milena Wojhan

Hofkultur-Konzert im Tannerhof Bayrischzell

Die Hofkultur bringt Angela Aux am 25. September in den Tannerhof zurück. Im Gespräch erzählt Florian Kreier von der Magie des Ortes, von seinem neuen Album „Spacelarking in the Age of Spiritual Machines“ und davon, warum Aliens, Humor und Philosophie eng miteinander verwoben sind.

„Die Linde am Tannerhof ist für mich fast magisch“

Helen von der Höden (HvdH): Du warst bereits 2023 am Tannerhof zu Gast. Welche Erinnerungen hast du an das Konzert?
Florian Kreiner (FK): Das war schon besonders, weil die Menschen dort in speziellen Situationen sind – manche fasten, andere erholen sich. Das Publikum ist deshalb empfänglich für kleine Nuancen. Meine Musik ist eher leise, nicht laut, sondern nachdenklich. Ich habe den Eindruck, dass ich bei manchen Leuten da einen Nerv treffe. Nach dem Konzert sind emotionale Gespräche entstanden, die mir sehr in Erinnerung geblieben sind.

HvdH: Hast du eine besondere Verbindung zum Tannerhof?
FK: Ja, unbedingt. Ich finde den Tannerhof unfassbar toll. Die fünfstämmige Linde ist für mich fast ein magischer Ort. Ich versuche, möglichst viel Zeit dort zu verbringen.

„Ich schreibe parallel an fünfzig, sechzig Songs“

HvdH: Dein aktuelles Album wurde in manchen Medien als „sieben Jahre in Arbeit“ bezeichnet. Stimmt das?
FK: Das ist ein Missverständnis und stimmt so nicht. Ich arbeite parallel an vielen Platten, weil ich mehrere Bandprojekte habe und auch viel Theatermusik schreibe. So sind Ideen aus ganz verschiedenen Zeiten dabei. Manche Skizzen sind alt, zwei Tracks hätten schon 2019 erscheinen können. Ich tüftle wahrscheinlich parallel an fünfzig, sechzig Songs und ordne diese dann thematisch. Aber insgesamt habe ich an „Spacelarking in the Age of Spiritual Machines“ drei bis vier Jahre gearbeitet.

HvdH: Wie würdest du das neue Album beschreiben?
FK: Es ist die Schwesterplatte von ‚Introduction to the Future Self‘, aber eher ihre verrückte Schwester. Es ist eine sehr deutsche Platte geworden, im Sinne dieser kosmischen, krautigen, verkopften Sachen aus den Sechzigern und Siebzigern. Da steckt Neo-Mythologie und Techno-Futurismus drin, diese ganze Gemengelage.

„Viele denken über Aliens nach, geben es aber nicht zu“

Angela Aux
Als Alien beim Gemüseeinkauf – Unser Alltag aus neuer Perspektive Foto: Milena Wojhan

HvdH: Deine Songs kreisen oft um das Weltall, Aliens und Paralleluniversen. Warum?
FK: Weil es für mich spannender ist, alltägliche Probleme in einem futuristischen Kontext zu betrachten. Kleine Wehwehchen werden dadurch in einen neuen Frame gesetzt. Außerdem ist das All eine Projektionsfläche für unsere Sehnsucht, über uns hinauszuwachsen. Ich finde es interessanter, in Feldern zu forschen, in denen man noch wirklich etwas Neues entdecken kann, statt die hunderttausendste Version eines Liebeslieds zu schreiben.

HvdH: Denkst du persönlich viel über Aliens nach?
FK: Ja, und das geht, glaube ich, vielen so. Niemand würde sich hinstellen und sagen: ‚Ich denke oft über Aliens nach.‘ Aber privat tut es fast jeder. Ich bringe das bei Konzerten manchmal mit Humor auf die Bühne. Und dann sehe ich in den Gesichtern der Leute, dass sie genau diesen Gedanken kennen.


Angela Aux auf der Bühne . Foto: Milena Wojhan

„Wir unterschätzen langfristige Entwicklungen“

HvdH: Deine Texte greifen große Themen auf: von Geopolitik bis zu Humanismus. Woher kommt dieser Blick?
FK: Ich glaube, Menschen haben die gefährliche Tendenz, kurzfristige Dinge zu überschätzen und langfristige Dinge zu unterschätzen. Der Klimawandel ist das beste Beispiel. Oder auch Geopolitik: Viele waren völlig überrascht von der Krim oder Georgien, obwohl das viel früher angefangen hat und sicher noch nicht das Ende einer Entwicklung ist.

HvdH: Du sprichst von verschiedenen Humanismusformen. Was ist damit gemeint?
FK: Es gibt Entwicklungen wie Neo-Humanismus, Post-Humanismus, Anti-Humanismus. Parallel dazu wird durch Digitalisierung und KI der Bioorganismus immer genauer kartografiert. Und das verändert auch unser Selbstbild massiv. Das verstetigt sich so sehr, dass man fast von neuen Weltperspektiven sprechen kann. Wir leben in Zeiten des Neo-Spiritualismus, wo sich Menschen vor allem mit sich selbst beschäftigen. Wahrscheinlich, weil die Welt so unerklärbar und damit auch unbeherrschbar ist, dass es sonst schwer aushaltbar wäre. Durch die Ungewissheit, Unsicherheiten, Gefahren und Bedrohungen ziehen sich viele Menschen in ihre Innerlichkeit zurück – was fühlt man, wie war das für mich? Das ist nicht mein Weg: Ich finde es wichtig, auch den großen Rahmen zu sehen: wie sich gerade ein komplett neues Menschenbild entwickelt.


Angela Aux blickt als Alien verkleidet den Betrachter an. Foto: Milena Wojhan

„Lachen sollte ein Schulfach sein“

HvdH: Trotz all dieser großen Themen – deine Platte ist voller Humor. Wie passt das zusammen?
FK: Humor ist für mich das wichtigste Werkzeug, um mit Realität umzugehen. Er schafft Distanz, macht Herausforderungen erträglicher. Fünf Minuten Lachen verbrennen mehr Kalorien als fünf Minuten Laufen und psychologisch ist es noch wertvoller. Eigentlich müsste Lachen ein Schulfach sein. Ich könnte mir vorstellen, von der ersten bis zur dreizehnten Klasse zu lachen. Ich glaube wirklich: Ohne Humor kommt man mit dem Leben nicht klar.

HvdH: Ist Humor für Dich auch eine Art Gegenmittel zu den düsteren Zukunftsprognosen?
FK: Ja, absolut. Wir leben in einer Zeit voller Unsicherheit und Bedrohungen. Humor hilft, das auszuhalten. Meine Platte ‚Spacelarking in the Age of Spiritual Machines‘ strotzt vor Witz und Selbstironie.

Angela Aux im Tannerhof Bayrischzell, Donnerstag, 25. September 2025, 19.30 Uhr, Karten & Infos: Tannerhof Kulturprogramm

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