Forum Humor und Komische Kunst

„Wir nehmen das ernst“

Eröffnung des Humorparcours im Kurpark Schliersee mit Helmfried von Lüttichau (l.), dessen Hund (Mitte) und Andreas Rebers (r.). Cartoon „Finde den Fahrradfahrer“ von Annika Frank. Foto: pw

Tini Polt und der Verein „Forum Humor und Komische Kunst“ haben erneut den Humor an den Schliersee geholt. Bei einem Spaziergang im Kurpark begegnet man etlichen Drahteseln und Stahlrössern — und, wenn man ganz genau hinschaut, auch einigen Hornochsen.

Sie blödeln sich vom Musikpavillon im Kurpark hinunter zum See und an der Promenade entlang: Helmfried von Lüttichau und Andreas Rebers – beide deutschlandweit bekannt von Film, Fernsehen und Bühne. Was aber viel wichtiger ist: Beide sind Radlfahrer und haben durchaus etwas beizutragen zum Thema Drahtesel, Stahlrösser und Hornochsen. Das nämlich ist das Motto der humoristischen Open Air-Ausstellung, die nunmehr zum zweiten Mal in Folge im Kurpark Schliersee stattfindet.

Forum Humor und Komische Kunst
Andreas Rebers, Helmfried von Lüttichau, Tini Polt und Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (v.l.) bei der Begrüßung. Foto: pw

Ja wie schaugt’s denn ihr aus?

Die Auftaktveranstaltung fällt zum Glück nur fast ins Wasser: Nach tagelangem Dauerregen nieselt es nur leicht und Tini Polt, zweite Vorstandsvorsitzende des „Forum Humor und Komische Kunst“, freut sich, dass trotz des grauen und wolkenverhangenen Himmels eine ganze Menge Leute gekommen sind. Und sie bedankt sich beim Bürgermeister dafür, dass er seinen schönen Kurpark für die komische Kunst hergibt. Für den ist das mit dem Humor eine Ehrensache, jedenfalls sagt er: „Wir nehmen das ernst.“ Und demonstriert augenblicklich, dass auch er über eine Portion Humor verfügt, indem er sich — in original Tracht mit kurzen Lederhosen — an die etwa sechzig in Regen- und Winterjacken verpackten Gäste mit den Worten richtet: „Ja wie schaugt’s denn ihr aus? Schaugt‘s mi an, so kommt man daher!“

Pointen mit Akkordeon

Die Sache mit dem Humor sei ja durchaus ein zweischneidiges Schwert, meint derweil Helmfried von Lüttichau – der eine kann lachen, der andere nicht. Und deshalb bittet er seinen Kollegen Andreas Rebers, hin und wieder einen Tusch auf seinem Akkordeon zu spielen, um das verehrte Publikum auf die eine oder andere seiner Pointen aufmerksam zu machen. Der macht das auch, gibt aber durchaus auch seinen Senf dazu zu den Cartoons.

Forum Humor und Komische Kunst
Andreas Rebers und Helmfried von Lüttichau philosophieren über die Zukunft des Radsports (Cartoon von Ruedi Widmers). Foto: pw

Etwas mehr als dreißig Cartoons von namhaften Karikaturisten haben ihren Weg an den Schliersee gefunden. Da sind unter anderem Werke von Horst Haitzinger, Teresa Habild, Johann Mayr, Markus Grolik, Helme Heine, Sven Hartmann, Ruth Hebler, Uwe Krumbiegel, Jasmin Nölling, Julian Opitz, Til Mette, Miriam Wurster, Steffen Butz, Bettina Schipping, Karl-Heinz Brecheis, Peter Ruge, Uli Döring oder Hans Reiser zu sehen, und einige von ihnen sind auch persönlich an den See geeilt, um bei der Eröffnung dabei zu sein: Markus Grolik zum Beispiel, die in München lebende Französin Maud oder Hans Reiser. Letzterer hat sich auf seiner Karikatur (mit einer Kuh auf dem Fahrrad beim Almabtrieb) selbst verewigt, das ist ganz klar zu erkennen.


Mit der Cartoonistin Maud vor deren Cartoon. Foto: pw

„Gib mir ma mei Mütz“

Rebers und von Lüttichau kalauern sich inzwischen von Bild zu Bild. Die Radlfahrer müssen viel Spott und Kritik hinnehmen – sowohl von den Cartoonisten als auch von den Komikern. Letztere nehmen sich dabei nicht aus. „In und am Schliersee fahre ich gern Radl, manchmal zweimal täglich auf die Gindl- und die Kreuzbergalm“, erklärt Rebers dem erstaunten Publikum, „aber in München fahre ich nicht.“ Da traut er nämlich weder den anderen Radlfahrern, so sagt er, noch sich selbst. Und Helmfried von Lüttichau erzählt, dass er selbst mal in einer ähnlichen Situation gewesen sei, wie sie Marcus Gottfried aufs Papier gebracht hat: den ausrastenden Radlfahrer, der von der Polizei wegen eines Verkehrsdelikts gestoppt wird. Er, Lüttichau, sei vor Jahren in Frankfurt in eine Einbahnstraße geradelt, als ein Polizeiauto aufkreuzte und ihm den Weg versperrte. Bevor einer der beiden Polizisten jedoch aus dem Auto stieg, um von Lüttichau 50 Euro abzuknöpfen, sagte er zu seinem Kollegen: „Gib mir ma mei Mütz!“ Ein unvergessliches Erlebnis. Dass auch von Lüttichau bei der Eröffnung einen Hut trägt, halten wir dem leichten Regen zugute.


Mit Schirm, Charme — und Filzhut. Foto: pw

Hornochsen am See

Es gibt nichts, was es nicht gibt auf den Cartoons: Clemens Moses setzt einen Velociraptor aufs Radl, ein Kind im Fahrradanhänger peitscht seine Mutter zur Eile an (Rainer Demattio), entnervte Fußgänger streuen Reißzwecken aus (Max Spring), Dirk Meissner schickt seinen Radler um die Welt, nur um doch wieder im bayrischen Biergarten zu landen, und Johann Mayr, der das Regenwetter offenbar geahnt hat, setzt Prioritäten und lässt seinen Radler den Regenschirm über das kostbare Zweirad halten. Und dann gibt es noch Hornochsen am See. Denen, so entdeckt Lüttichau messerscharf, fehlt allerdings das Fahrrad.


Hornochsen am See von Angela Holzmann. Foto: pw

Auch beim Cartoon mit dem Wohnmobil, das statt Rädern jede Menge Kästen Bier auf dem Heckträger transportiert, entdeckt von Lüttichau einen Fehler: Es handelt sich um Pils – das würde in Bayern keinesfalls getrunken! Ein kurzer scan des QR-Codes, der sich auf jedem Bild befindet und Details über den Zeichner liefert, bestätigt die Annahme: Peter Butschkow ist definitiv ein Preuße.

Die Ausstellung vom Forum Humor und Komische Kunst ist bis zum Ende des traditionellen Schlierseer Kulturherbstes zu sehen. Dann, Anfang November, kann man bei Interesse die goldumrahmten Karikaturen für je 200 Euro käuflich erwerben.

Zum Weiterlesen: Flamingos am Schliersee

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