
Bücher- und Bildwelten im Schalthaus
Hubert Kretschmer (links) und Klaus-Peter Frank im Alten Schalthaus in Tegernsee. Foto: CS
Vernissage in Tegernsee
Im Alten Schalthaus E-Werk Tegernsee können Kunstbegeisterte die großformatigen Bildwelten des Künstlers Klaus-Peter Frank entdecken. Und die Kunstpublikationen des Münchner Verlegers Hubert Kretschmer. Seit 1997 sammelt er alles, was Künstler auf Papier und Tonträgern vervielfältigt haben.
Wenn man das Alte Schalthaus E-Werk in Tegernsee betritt, kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Die Bilder von Klaus-Peter Frank nehmen einen Großteil der Wände des Raumes ein. In der Mitte stehen ein paar Tische mit Büchern, Heften und anderen Druckerzeugnissen von Hubert Kretschmer, der seit 1980 den icon-Verlag in München betreibt. „Hier ist eine bibliophile Kunstausstellung entstanden“, verkündet Klaus-Peter Frank bei der Vernissage-Eröffnung am 5. November.

Bücher und Kunst im Alten Schalthaus E-Werk Tegernsee. Foto: CS
Der am Tegernsee lebende und arbeitende Künstler, der an der Münchner Akademie der Bildenden Künste studiert hat, wollte schon lange mit seinem Verleger zusammen eine Ausstellung machen. „Normalerweise bin ich mit meinen Büchern auf Messen unterwegs“, erzählt Hubert Kretschmer. „Aber die Kombination mit Malerei fand ich dann doch sehr interessant“, sagt er.
Die beiden kennen sich schon seit vielen Jahren. So verlegte „Huk“, wie Klaus-Peter Frank ihn liebevoll nennt, seine Zeichnungen „Griechische Mythen“ mit Texten von Hans von Rimscha. So wie einige von ihm gestaltete „so-Viele-Hefte“, ein Klassiker im Verlagsprogramm.
Bilder von Klaus-Peter Frank und Bücher von Hubert Kretschmer
Eng an den Verlag gekoppelt ist auch das Archiv „AAP archive artist publications“, das Hubert Kretschmer ebenfalls 1980 ins Leben rief. Seitdem sammelt, archiviert und dokumentiert er alles, was Künstler publizieren – egal, ob Bücher, Zeitschriften, Plakate, Mailart, Schallplatten oder Kassetten. „Alles, was Künstler vervielfältigen, landet bei mir“, erzählt er.
Jede Woche kämen Wagenladungen mit Material bei ihm in der Türkenstraße in München an. Mittlerweile hat er bereits 94.000 Titel in seine Datenbank aufgenommen. Auf den Tischen in der Schau können sich Besucher einen Überblick über seine Bücher und einige Archiv-Exponate verschaffen und darin schmökern.

Zeichnungen „Griechische Mythen“ mit Texten von Hans von Rimscha. Foto: CS
Umrahmt wird das Ganze von Klaus-Peter Franks gewaltigen Kunstwerken. Er deutet auf die drei riesigen ungerahmten Leinwände an der linken Wand: „Das sind meine Frankografien“, sagt er. So nennt der Künstler seine eigene Technik, mit der er Vorlagen auf andere Bildträger übertragen kann – wie etwa Canvas und Folie. Sie gleicht dem Strappo-Verfahren, mit dem Restauratoren die oberste Farbschicht von Fresken ablösen und so die Motive auf andere Träger transferieren.
Die Frankografien von Klaus-Peter Frank
Zwei dieser Frankografien bestehen aus dicken Schichten kräftiger Farben wie Gelb, Rot, Blau und Gold. „Da sind 10 bis 15 Schichten drauf“, erklärt der Künstler. In diese abstrakten Farbkompositionen setzt er immer wieder Erkennbares hinein – wie Porträts, Schriftzeichen, Ornamente und etruskische Motive, die er von seinen Italien-Aufenthalten mitbringt. „Hier habe ich eine Szene aus einem Etruskergrab eingefügt“, erklärt er und deutet auf eine Stelle im Bild.
Die Frankografien von Klaus-Peter Frank. Foto: CS
Eyecatcher der Schau ist eine 4 x 5 Meter große Folie an der hinteren Wand des Alten Schalthauses. Darauf zu sehen eine Art Portal, mit Ornamenten umrahmt, das den Betrachter in die Tiefe des Bildes hineinzieht. Im Zentrum befinden sich geometrische Formen. „Das ist von hinten in Schichten auf die Folie gemalt und war im Grünen Raum in Bad Wiessee ausgestellt“, erklärt er.
Diesen Ausstellungsraum hat Klaus-Peter Frank im vergangenen Jahr mit seinen Werken in ein Studiolo verwandelt, seine Interpretation eines Studierzimmers aus der Renaissance. Er verkleidete dabei nicht nur die Wände, sondern auch den Boden mit seinen Werken – so etwas gab es noch nie zuvor in der kleinen von KulturVison gemanagten Galerie.
Der Schöpfungszyklus von Klaus-Peter Frank
Im Alten Schalthaus zu sehen ist auch Klaus-Peter Franks beeindruckender Bilderzyklus zur Schöpfungsgeschichte, den er bereits 1992 schuf. Er hing von März bis Ende Oktober in der St.-Antonius-Kirche in Bad Wiessee. Dabei handelt es sich um acht großformatige Hinterglasbilder, die er schichtweise von hinten bemalt hat. „Was im Vordergrund ist, muss zuerst gemalt werden“, sagt er.

Der Schöpfungszyklus von Klaus-Peter Frank. Foto: CS
Die mit Messing umrandeten Glasscheiben für dieses Werk hat der Künstler auf einem Schrottplatz gefunden. Als ihm dann eine Briefmarke mit der Abbildung des „Tapiz de la Creación“ aus Girona in die Hände fiel, die Jesus in byzantinischer Art im Strahlenkranz zeigt, kam ihm die Idee für den Zyklus: „Daraus entstand der Impuls, die Schöpfungsgeschichte auf meine Weise hinter Glas zu erzählen“, sagt er.
„Malen hat immer etwas mit Zaubern zu tun … und mit Verzaubern“
Mit leuchtenden Farben und dynamischen Kompositionen, die Erkennbares und Abstraktes miteinander verweben, hat Klaus-Peter Frank diesen Zyklus kreiert. „Malen hat immer etwas mit Zaubern zu tun … und mit Verzaubern“, hat der Maler einmal gesagt. Das ist dem Künstler mit der Schau im alten Schalthaus wieder einmal gelungen.