Bruno Balz

Kann denn Liebe Sünde sein?

Andi Lutter und Albrecht von Weech. Foto: MZ

Konzert in Rottach-Egern

Um dieses Thema drehte sich der Abend, eine Hommage an den nahezu vergessenen Bruno Balz, von Albrecht von Weech und seinem Pianisten Andi Lutter. Das Multitalent sang, tanzte, erzählte, unterhielt auf Einladung des Kunst- und Kulturvereins Rottach-Egern die zahlreichen Gäste im Seeforum, die gern auch einmal mitsangen und mitwippten und eine Menge Interessantes erfuhren.

Bruno Balz schrieb mehr als tausend Liedtexte, die meisten wurden Ohrwürmer. Er schrieb für Zarah Leander, Peter Alexander, Heintje und er schrieb sogar den deutschen Text von Irving Berlins „White Christmas“.

In der 37. Aushabe der KulturBegegnungen auf Seite 16 brachten wir zu seinem 120. Geburtstag ein Porträt Liedtexters, der nach dem Zweiten Weltkrieg in Bad Wiessee lebte und dort 1980 starb:

Lesetipp: Jeder kennt seine Lieder, aber keiner weiß, wer sie schrieb.

Er aber wolle diesem Helden ein Denkmal setzen, sagte Albrecht von Weech. Elegant, von Kopf bis Fuß in Weiß gewandet, mit Strohhut auf dem Kopf, betrat der Münchner Entertainer, der am Tegernsee aufwuchs, die Bühne. Sein Pianist im Frack, das perfekte Pendant dazu. Andi Lutter begleitete den Sänger, Tänzer, Entertainer nicht nur einfühlsam, sondern erhielt auch immer wieder Gelegenheit, solistische Einlagen zu platzieren.

Und schon in den ersten Worten kam die Verbindung von Albrecht von Weech mit Bruno Balz zum Vorschein: „Weil wir anders als die anderen sind.“ Während der Dichter seine Homosexualität verstecken musste, kann sie der Unterhaltungskünstler offen ausleben. Abgeschafft allerdings wurde die Verfolgung von Homosexuellen erst im Jahr 1994.

Bruno Balz
Der Liedertexter Bruno Balz. Foto: MZ

Er mixte seine Veranstaltung mit Informationen aus dem Leben von Bruno Balz und sang und tanzte seine Lieder. So erfuhr das Publikum, dass der Dichter zunächst eine Beziehung mit Magnus Hirschfeld hatte, der in Berlin ein Sexualwissenschaftliches Institut führte. Nach der Machtergreifung der Nazis im Jahr 1933 wurde die Auslegung des Paragrafs 175 aber deutlich verschärft.

Bruno Balz musste eine Zwangsehe mit Selma eingehen, erhielt Auftrittsverbot, aber schrieb nach wie vor seine Liedtexte, die zu Hits wurden, etwa für Heinz Rühmann „Ich brech‘ die Herzen der stolzesten Frau“. Dazu lieferte Albrecht von Weech einen perfekten Stepptanz ab.

Brono Balz
Der Entertainer mit Zarah Leander. Foto: MZ

Insbesondere für Zarah Leander, die die Nazis als Ersatz für die in die USA ausgewanderte Marlene Dietrich eingesetzt hätten, schrieb Bruno Balz seine Lieder. So auch „Kann denn Liebe Sünde sein“, hier käme die Doppelbödigkeit von Homosexualität besonders zutage, sagte der Sänger.

Im Jahr 1941 sei Bruno Balz in flagranti von der Gestapo mit einem jungen Mann erwischt worden. Albrecht von Weech zählte auf, was die Nazis für Schwule parat hielten: Kastration, Elektroschocks, Eistherapie und Lobotomie, wobei Nervenbahnen in Gehirn durchtrennt werden. Und es gab das Konzentrationslager, so seien in Sachsenhausen tausende Homosexuelle vergast worden.

Zarah Leander habe erreicht, dass Bruno Balz ein Ultimatum gesetzt wurde. Innerhalb von 24 Stunden habe er Lieder für den Film „Die große Liebe“ zu liefern. „Er schrieb um sein Leben“, sagte Albrecht von Weech und sang „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“.


Andi Lutter und Albrecht von Weech. Foto: MZ

Das zweite Lied, das in dieser Nacht gemeinsam mit dem Komponisten Michael Jary entstand, sang er nach der Pause: „Davon geht die Welt nicht unter“, „denn sie wird ja noch gebraucht“, und das Publikum sang mit. Jetzt erschien Albrecht von Weech ganz in elegantem Schwarz.

Diese Lieder seien von den Nazis für ihre Propaganda missbraucht worden und Bruno Balz wurde so nach dem Krieg von den Alliierten angeklagt, aber freigesprochen. Und der Textdichter schreib für den amerikanischen Komponisten Irving Berlin den deutschen Text „Süß singt der Engel Chor, Weihnacht“ zu „White Christmas“, von Albrecht von Weech gefühlvoll vorgetragen.

Seine enge Zusammenarbeit mit dem Komponisten Michael Jary erhielt einen Bruch als dieser das für Zarah Leander vorgesehene Lied „Wir wollen niemals auseinandergehn“ von Heidi Brühl interpretieren ließ.


Jürgen Draeger. Foto: MZ

Mit seiner Frau Selma, mit der er zeitlebens verbunden geblieben sei, kam Bruno Balz 1951 nach Bad Wiessee. Sein letzter Lebensgefährte aber war der Schauspieler Jürgen Draeger, der deutsche Alain Delon, der als sein Alleinerbe das Bruno Balz Archiv in Berlin aufbaute.

Eigentlich wollte sich Albrecht von Weech mit „Adieu“ verabschieden, lies sich aber zu Zugaben überreden und sang mit laszivem Hüftschwung „Er hieß Waldemar“ und den Leander-Hit „Der Wind hat mir ein Lied erzählt“ sowie „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“.

Ganz zum Schluss machte er noch auf sein Buch „Couchgeflüster“ aufmerksam, in dem er Prominente auf ihrer jeweiligen Couch abgelichtet hatte.

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