
Alles Gute, Miesbacher Stadtbücherei
Die Miesbacher Stadtbücherei feierte ihr 60-jähriges Bestehen mit einer Festwoche und einem besonderen Festabend. Foto: Selina Benda
60 Jahre Miesbacher Stadtbücherei
Auf ein „beeindruckendes Leben“ kann die Miesbacher Stadtbücherei zurückblicken. Mit diesen Worten machte Leiterin Stephanie Kilian bei der 60-Jahr-Feier vergangene Woche deutlich, was an diesem besonderen Ort im Herzen der Kreisstadt in den vergangenen sechs Jahrzehnten an Höhen und Tiefen geschehen ist. Mit einem Festabend der besonderen Art feierten viele Gäste das Jubiläum der Miesbacher Stadtbücherei und so viel sei schon hier gesagt, an einem „Zungentod“ starb keiner, auch wenn es bei manchen vielleicht brenzlig wurde.
Die Miesbacher Stadtbücherei sei schon lange kein Ort mehr, an welchem nur Bücher aufbewahrt werden, sagte Miesbachs Bürgermeister Gerhard Braunmiller in seiner Festrede. „Die Miesbacher Stadtbücherei ist ein Treffpunkt, ein Ort der Begegnung und Inspiration, der Ruhe und Entdeckung für Jung und Alt.“
Bürgermeister Gerhard Braunmiller bei seiner Festrede. Foto: SB
Eine ganze Festwoche hatten Stephanie Kilian und ihre Mitarbeiterinnen zum Jubiläum organisiert. Als „Herz und Seele“ der Stadtbücherei bezeichnete die Leiterin ihre sechs hauptamtlichen und neun ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen sowie die neun Lesepaten und dankte ihnen, für ihren unermüdlichen Einsatz.
Die Stadtbücherei als dritter Ort
Den zeigte das gesamte Team auch am Festabend, zu dem neben dem Bürgermeisterehepaar viele Stadträte, Stadtmitarbeitende sowie Vorsitzende der Miesbacher Institutionen, Vereine und Organisationen sowie Kooperationspartner der Stadtbücherei geladen waren. Und sie alle kamen, um den 60. Geburtstag dieses „dritten Ortes“, wie ihn viele nannten, zu zelebrieren.
Die Miesbacher Stadtbücherei – ein Ort zum Wohlfühlen. Foto: SB
Die Kernaufgabe der Stadtbücherei „ist und bleibt die Sprach- und Lernförderung“, erklärte Stephanie Kilian. Doch dieser Ort hätte noch so viele anderen Aufgaben: „Die Besucher sollen sich hier wohl und heimisch fühlen, es soll ein barrierefreier Ort des Lernens und der sozialen Teilhabe sein.“
Herzblut, Sachverstand und Blick in die Zukunft
Damit dies auch weiterhin so bleibt, sei es wichtig, in die Zukunft zu denken. Dies habe Stephanie Kilian seit ihrem Antritt als Leiterin 2019 mit „großem Herzblut und Sachverstand“ sehr erfolgreich getan, lobte Gerhard Braunmiller. „Sie hat die Stadtbücherei gleich zu Beginn durch die schwere Zeit der Pandemie geführt, in der diese wochenlang zugesperrt werden musste.“
Die Leiterin der Miesbacher Stadtbücherei Stephanie Kilian (l.) und ihr Team (v.r.) Alexandra Mayer, Kornelia Reithmeier und Andrea Albrecht. Nicht auf dem Bild sind Christiane Mittermaier sowie Magdalena Wolf. Foto: SB
Moderne Technologien wie die Onleihe – die Möglichkeit, digitale Medien online auszuleihen – und die vernetzten Datenbanken des Büchereinetzwerks sowie die 24/7-Erreichbarkeit hätten laut der Leiterin dazu beigetragen, die Miesbacher Stadtbücherei zukunftsfähig zu machen. 34.000 Medien stehen den Besuchern zur Verfügung und damit sei die Bücherei eine der „umfangreichsten im Landkreis Miesbach“, sagte der Bürgermeister stolz. Etwa 123.000 Entleihungen pro Jahr und 2900 aktive Leser würden „diesen Ort beleben“.
Eine Festschrift zum Jubiläum
Eine umfangreiche Festschrift anlässlich des Jubiläums zeigt ausführlich die Entwicklung der Miesbacher Stadtbücherei von ihren Anfängen, etwa der Eröffnung des Gebäudes am 1. Oktober 1965, über die umfangreichen Renovierungsarbeiten in den 80er und 90er Jahren sowie des neuen Innendesigns im Jahr 2015 bis hin zur Integration der Sozialen Medien im Jahr 2020.
Moderne Medien gehören neben dem klassischen Buch mittlerweile zum Standard in der Miesbacher Stadtbücherei. Foto: SB
Im Jahr 2024 kam die Jugend-Podcast-Reihe „Angst und Hoffnung“, welche in Zusammenarbeit mit Selina Benda von KulturVision e.V. entstand, zum modernen Repertoire hinzu.
Einer Statistik ist ein stetiger Anstieg der Lesenden zu vernehmen und Erinnerungen und Grußworte der „Stimmenfang-Aktion“ zum Jubiläum machen deutlich, was die Miesbacher Stadtbücherei den Bürgern und vielen weiteren Besuchern bedeutet.
Zum Weiterlesen: Angst zulassen und Hoffnung schöpfen
Zungentod im Keller
Der Höhepunkt des Abends war mit Sicherheit die kulinarische Lesung mit Peter Denlo. Dieser hatte seinen Burma-Krimi „Zungentod“ dabei und schnell wurde den Gästen klar, dass dies keine normale Lesung werden würde: im Kinderbereich der Stadtbücherei hatte der Schweizer eine Kochzeile aufgebaut.
Der Burma-Krimi „Zungentod“. Foto: SB
Der gebürtige Berner hatte eigentlich Buchhändler gelernt, „doch, weil das ein ähnlich brotloser Beruf war, habe ich mich lieber als Schauspieler versucht“, stellte er sich vor. Mit Schauspielerfahrung aus den USA im Gepäck, kehrte er in sein Heimatland zurück und vereinte dort seine beiden Leidenschaften: Schauspielern und Kochen.
Tofujungfrau und Miesbach-scharf
Vor 18 Jahren begann er Dinner-Krimis zu veranstalten und habe sich mittlerweile ein „kleines Mord- und Totschlag-Imperium“ aufgebaut. Eine Reise nach Burma (Myanmar) im Jahr 2010 beeindruckte den Mann so sehr, dass sein erster Krimi auch in diesem Land spielt, nicht nur, aber vor allem durch die original burmesischen Rezepte, welche dem Roman seine besondere Würze verleihen.
Autor Peter Denlo. Foto: SB
Zwei davon kochte Peter Denlo dann auch live im Keller der Miesbacher Stadtbücherei und bekam dabei Hilfe von Sigi Faltlhauser, der sich gleich beim ersten Gericht als „Tofujungfrau“ outen musste.
Sigi Faltlhauser (l.) mit Autor Peter Denlo beim Kochen. Foto: SB
Auch wenn die Chilischoten nur so in die Gerichte rieselten, den Grad „Miesbach-scharf“ überlebten trotz kleinen Hustanfällen dann doch alle im Saal. Die Lacher hatten der Autor und auch sein Kochgehilfe alle auf ihrer Seite und so war die Premiere einer kulinarischen Lesung zum Jubiläum der Miesbacher Stadtbücherei eine gelungene.
KulturVision e.V. sagt Danke für die jahrelange, tolle Kooperation und gratuliert der Miesbacher Stadtbücherei herzlich zum 60. Geburtstag.