Eröffnungsveranstaltung zum 20. Bergfilm-Festival Tegernsee

Seilschaften und große Menschheitsthemen

Altbürgermeister Peter Jansen, Erster Bürgermeister Johannes Hagn; Hana Vogel, Cutterin beim BR und langjährige Juryleiterin; Festivalleiter Michael Pause und Landrat Olaf von Löwis (v.l.) bei der Eröffnungsveranstaltung. Foto: Bergfilm-Festival Tegernsee, Thomas Plettenberg

Bergfilm-Festival am Tegernsee

Das 20. Internationale Bergfilm-Festival wurde am Mittwoch festlich im Barocksaal des Tegernseer Schlosses eröffnet. Anhand von drei ausgewählten Filmen sowie spannenden Interviews mit Filmschaffenden zeigte sich, dass man auch in den Bergen den großen Menschheitsthemen nicht entkommt. Die Folgen der Gletscherschmelze schilderte Extrembergsteiger Robert Jasper eindrücklich am Beispiel der Patagonischen Anden. Mit „Chronoception“ aus Frankreich sowie „Queen“ aus der Schweiz brachten die Festivalmacher weitere Aspekte des modernen Bergfilms auf die Leinwand.

Am Anfang des Abends stand eine Aktion, die ein neues Licht auf den Bergbegriff „Seilschaft“ warf. Lukas Irmler, vielfacher Slackline-Rekordhalter aus Miesbach, dessen Film „7 Summits of the Alps“ beim diesjährigen Bergfilm-Festival läuft, stand auf der Bühne und demonstrierte sein Können auf der Slackline. Statt einer echten Verankerung im Felsen bildete er eine „human powered slackline“. Dazu lud er je vier Leute auf beiden Seiten ein, das Seil zu halten.

Festival ist Teamarbeit

„Ohne Teamarbeit funktioniert nichts – weder am Berg noch beim Bergfilmfestival“, so dazu die Botschaft von Festivalleiter Michael Pause. Die Unterstützer beim Halten der Slackline waren allesamt Persönlichkeiten, ohne die das Bergfilm-Festival in dieser Form nicht möglich wäre, darunter beispielsweise Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn, Altbürgermeister Peter Janssen, Bayern 2-Programmchef Stefan Maier und Birgit Halmbacher, Büroleiterin des Festivals sowie Caro Machl vom DAV.

Slackliner Lukas Irmler bildet eine "Seilschaft"
Slackliner Lukas Irmler bildet eine ungewöhnliche „Seilschaft“. Foto: Bergfilm-Festival Tegernsee,Thomas Plettenberg

Noch mehr „Seilhalter“, Unterstützer und Sponsoren des Festivals saßen bei der Eröffnung im übervollen Barocksaal. Michael Pause eröffnete seine Moderation des Abends bewegt: „20 Jahre – man kann’s kaum glauben! Ich freu mich riesig, dass sich die Bergfilm-Szene zusammengefunden hat.“ Einige Gäste im Saal waren bei der Eröffnung vor 20 Jahren bereits mit von der Partie.

Bergsteigen und Klimawandel

Filmisch startet das Jubiläum mit dem brisanten Thema Klimawandel und dem Film „Abenteuer Patagonien – Klimaforschung in der Eiswüste“. Das ZDF hatte dazu den Wissenschaftler Tobias Sauter mit den Bergsteigern Robert Jasper und Jörn Heller sowie dem Redakteur Andreas Ewels zu den Eisfeldern Patagoniens geschickt. Drei von ihnen sowie Regisseur und Kameramann Jochen Schmoll standen bei der Eröffnungsveranstaltung auf der Bühne. Robert Jasper, der nach eigenen Aussagen schon über 15-mal in Patagonien auf Expedition war, wolle mit dem Film „aufmerksam machen“ auf die „wirklich globalen Probleme“.


Trailer zum Film „Chronoception“

Nicht das Ergebnis zählt

Auch mit den nächsten beiden Filmen zeigte sich Festivalleiter Michael Pause in seiner Auswahl für den Eröffnungsabend nah am Puls der Zeit. Für „The Pathan Project“ hatte der französische Filmemacher Guillaume Broust bereits 2019 den DAV-Preis „Bester Film der Kategorie Erlebnisraum Berg“ erhalten. In diesem Jahr ist er mit „Chronoception“ vertreten. Der vielschichtige und zugleich poetisch komponierte Film verdeutlichte, wie bei einer Bergreise in die entlegensten Winkel Kirgistans am Ende nicht die sportliche Leistung zählt, sondern das Erlebnis und die Wahrnehmung der Zeit. „Das Thema ist Geduld und Warten“, erzählte Léa Klaué, eine Hauptdarstellerin des Filmes, und dass nicht alles planbar sei. Die Snowboarderin und Sozialanthropologin, die nach zehnstündiger Anreise aus dem Wallis auf der Bühne in Tegernsee stand, berichtete von den teils extremen Drehbedingungen und schwärmte zugleich von der Regieleistung: „Guillaume ist für mich ein Zauberer. Ton, Schnitt, Stil: Einzigartig.“

Brisantes Thema

Im dritten Film des Abends ging es um den Wolf in den Bergen anhand einer spannenden fiktionale Geschichte: „Queen“ von Regisseur Samuel Perriard. Das Thema sei brisant und Michael Pause wollte es zunächst auf die Zuschauenden unkommentiert wirken lassen. „Leben und leben lassen“ sei nie ganz das Falsche, räumte er jedoch ein. Dass die Beziehung zwischen Mensch und Tier im Kontext der Natur nie nur eindimensional ist, sondern komplex, stellte der Film anschaulich dar.

Festivalleiter Michael Pause präsentiert die Chronik
Festivalleiter Michael Pause präsentiert die Festschrift zum Jubiläum. Foto: Bergfilm-Festival Tegernsee, Thomas Plettenberg

Weit über 70 Ehrengäste kamen zur Eröffnung, darunter Barbara Guggenbichler, die Tochter des Festival-Gründers. Zudem waren zahlreiche Filmschaffende und Bergsteigerinnen anwesend, Vertreter aus Politik und Gesellschaft, Sponsoren, Unterstützer und Bergbegeisterte.

Festschrift zum Jubiläum

Weil „20 Jahre ein guter Anlass sind, zurückzublicken“, wie Festivalleiter Michael Pause in seiner Rede betonte, und für all jene, die mehr wissen möchten über die Anfänge des Festivals, gibt es das Bergfilm-Festival Tegernsee in Form einer Festschrift. Das erste Exemplar bekam der Regierungspräsident von Oberbayern, Dr. Konrad Schober, überreicht. Der Erlös der Festschrift in limitierter Auflage, die für 15 Euro im Forum des Rathauses erhältlich ist, geht an die Vereinsjugend der DAV-Sektion Tegernsee.

Voll besetzter Barocksaal bei der Eröffnung des 20. Internationalen Bergfilm Festival Tegernsee 2023
Voll besetzter Barocksaal bei der Eröffnung des 20. Internationalen Bergfilm-Festival Tegernsee 2023. Foto: Bergfilm-Festival Tegernsee, Thomas Plettenberg 

Hocherfreut zeigte sich der Festivalleiter über eine spontane Spende von Landrat Olaf von Löwis. Dieser bedachte das Festival mit zusätzlichen 1.000 Euro für den Jurypreis. Eingangs konnte Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn, der heuer zum zehnten Mal das Bergfilm-Festival eröffnete, bereits verkünden, dass die Auszeichnung „Lobende Erwähnung der Jury“ aufgrund einer Spende erstmals mit 500 Euro dotiert wird. Welcher Film diesen Preis erhält, darüber entscheidet derzeit eine international besetzte Jury.

65 unterschiedliche Filme werden bis zur Preisverleihung am Samstagabend (ab 19 Uhr im Barocksaal Tegernsee oder im BR Livestream) innerhalb von 28 Vorstellungen in vier Sälen und im eigens fürs Jubiläumsjahr aufgestellten Festzelt an der Point gezeigt. Zu fast allen Vorstellungen sind noch Restkarten erhältlich.

Weiterlesen: Das war das 19. Internationale Bergfilm-Festival 2022

Das 20. Internationale Bergfilm-Festival Tegernsee findet noch bis zum bis 22. Oktober 2023 statt. Alle Filme sowie das Rahmenprogramm finden Sie auf der Webseite. Kartenvorverkauf in der Tourist-Information Tegernsee, Tel. +49 8022 92738-62, auf der Webseite des Festivals, der Urlaubsregion DER TEGERNSEE oder bei München Ticket.

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