Thomas Tomaschek spielt auf dem Baritonsaxofon.

Der warme Klang des Baritonsaxofons

Thomas Tomaschek spielt auf dem Baritonsaxofon. Foto: Ines Wagner

Konzert in Rottach-Egern

Hört man selten und als Soloinstrument umso seltener: ein Baritonsaxofon. Saxofonist Thomas Tomaschek möchte den Klang bekannter machen. Im Konzert mit Organist Peter Wolff setzte er auf Vielfalt – und das Klangverständnis der Zuhörer: Mit einer augenzwinkernden, höchst virtuosen Welturaufführung.

Es sollte ein Kirchenkonzert der anderen Art werden und es ist gelungen. Schon der Rahmen war gut gewählt: die Auferstehungskirche in Rottach-Egern, gebaut von Architekt Olaf Andreas Gulbransson, mit ihrer formschön-schlichten Gestaltung. Von Außen war die Kirche mit Neonlicht erhellt, damit die außergewöhnlichen Kirchenfenster im Innenraum erstrahlen. Innen war der Raum erfüllt von den warmen Stimmen der Orgel und des Baritonsaxofons.

Blasinstrument in Cello-Tonlage

Es sei ihm ein Anliegen, das Instrument den Menschen näher zu bringen, sagte Thomas Tomaschek einleitend. Alle kennen das Tenorsaxofon, einige auch das kleinere Altsaxofon. Das Baritonsaxofon hingegen sei wenig bekannt. Dabei sei es das ursprüngliche, erste Saxofon überhaupt gewesen. Adolphe Sax, der Erfinder, hatte sich zunächst die Tonlage eines Cellos vorgestellt. Und damit ist das Blasinstrument auch am ehesten vergleichbar – der harmonische, weiche Klang erfüllte den Kirchenraum bis in den letzten Winkel. Als Soloinstrument – wer hatte das jemals schon so gehört? Es war ein Klangerlebnis und Genuss.

Organist Peter Wolff und Saxofonist Thomas Tomaschek
Organist Peter Wolff und Saxofonist Thomas Tomaschek. Foto: Ines Wagner

Thomas Tomaschek hatte für das gemeinsame Konzert mit dem Organisten der Rottacher Kirche ein musikalisches Potpourri gewählt, das die Bandbreite der Möglichkeiten der Instrumente zur Geltung brachte. Peter Wolff spielte neben der Orgel auch am Klavier. So fand das Konzert sowohl oben auf der Empore als im Altarraum statt. Normalerweise sei das Baritonsaxofon, wenn überhaupt, aus dem Funk bekannt. Als klassischer Musiker begibt sich der Rottacher Saxofonist, der auch mit der Selmer Saxharmonic erfolgreich unterwegs ist, zurück zu den Anfängen der Kompositionen für das Baritonsaxofon: Er spielte mit Orgelbegleitung eine Kantate von Bach und zum Klavier eine Phantasie Telemanns. Diese war ursprünglich für Querflöte konzipiert – mit dem Baritonsaxofon erhielt sie einen ganz eigenen, träumerischen Klang.

Musikalischer Bogen gespannt

Spannend war der Bogen, den die Musiker in die Moderne schlugen. Im Lied „Maria“ aus Leonhard Bernsteins Musical „West Side Story“ übernahm das Saxofon melodisch die Singstimme. „Wir wollten alles spielen, was Spaß macht“, so Tomaschek zur Programmzusammenstellung. Hörgenuss waren auch die Solostücke der Instrumente, zum Beispiel das Bach Präludium C-Dur für Orgel, das festlich den Kirchenraum erfüllte. Beim Stück „Méditation“ aus der berühmten Oper Thaïs von Jules Massenet umspielten sich Klavier und Saxofon träumerisch – eine Höchstleistung für den Saxofonisten, die langen Töne zu halten, die normalerweise von Streichern unendlich variiert werden können.

den Blick ruhen lassen an den bemalten Glasfenster der Auferstehungskirche.
Den Blick ruhen lassen an den bemalten Glasfenster der Auferstehungskirche. Foto Ines Wagner

Erstaunliches Hörerlebnis war auch das musikalische Experiment des Rottacher Saxofonisten: Ein Stück im Stil des Improvisationskünstlers John Cage. „Jetzt wird’s ernst, jetzt wird’s neu“, kündigte er seine Komposition an – und erläuterte dazu, wie John Cage als Enfant terrible unter den Komponisten immer wieder sein Publikum und die Kritiker foppte, beispielsweise mit dem Stück „422“: Der Pianist öffnet das Klavier und spielt 4:22 Minuten… nichts! … und klappt den Klavierdeckel wieder zu.

Organist Peter Wolff und Saxofonist Thomas Tomaschek.
Organist Peter Wolff und Saxofonist Thomas Tomaschek. Foto: Ines Wagner

Das Stück von Thomas Tomaschek trägt den Titel „542“ – Five for two: Fünf Minuten für zwei Musiker. Und natürlich wurde gespielt und nicht das Publikum irritiert. Oder doch? „Fünf Minuten lassen sich einmal aushalten, auch für ein musikalisches Experiment, befand der Saxofonist augenzwinkernd. Einzige Vorgaben im Stück: Zeitklammern, innerhalb der beide Instrumente spielen, und die Tonlagen. Die „Welturaufführung“ gelang und Beifall war der Dank.

Konzert jährlich geplant

Was alles in dem großen Saxofon steckt, zeigte sich auch in Stücken von Eric Satie und Astor Piazzolla. Während die virtuosen, warmen Töne von Klavier, Orgel und Saxofon den Raum erfüllten, konnten die Besucher des Konzerts die Augen an der schlichten Architektur und den zauberhaft bemalten Glasfenstern der Kirche ausruhen. Gerne würde Peter Wolff und Thomas Tomaschek bei Interesse das Kirchenkonzert einmal jährlich durchführen. Die Idee stieß auf große Begeisterung.

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