Gerissen und geklebt – Bilder von Günter Fürst

Die Bilder von Günter Fürst haben keinen Titel. Hier ein Ausschnitt. Foto: Monika Ziegler

Ausstellung in Holzkirchen

Kompositionen in Form und Farbe sind die Bilder von Günter Fürst, die jetzt in der Galerie im Autohaus Steingraber zu sehen sind. Aber es ist keine Malerei, sondern der Königsdorfer Künstler nennt es „beklebte Bilder“. Sie wirken von fern, aber auch von nah.

Zunächst glaubt man, Collagen vor sich zu haben, aber Günter Fürst wehrt vehement ab: „Der Begriff Collage ist durch den Kubismus belegt.“ Bei ihm spiele der Bildgegenstand keine Rolle, es gehe ihm einzig und allein um das farbige Papier, das er in vielen Lagen übereinander klebt.

Gebrauchtes Papier

Schaut man sich die Bilder genauer an, dann sieht man, dass Günter Fürst vor allem gebrauchtes Papier vom Bäcker und vom Metzger verwendet. Da steht noch auf der Rückseite „Genuss für Sie – den ganzen Tag“ oder „Back“. An den gezackten Rändern erkennt man die nur kurzzeitig benutzten Tüten von Bäckern. Der Künstler verwendet dieses alte Papier noch einmal.


Günter Fürst vor vier seiner Bilder. Foto: Rainer Lampadius

Zumeist reißt er es, „wegen der Struktur“, wie er sagt. Der Rhythmus, der durch das Reißen entstehe, sei für ihn sehr wichtig. In manchen Bildern findet man auch sauber geschnittene Streifen, in blau und gelb, ergänzt durch gerissene rosa Papierstücke.
Ordinär nennt Günter Fürst sein Material und begründet seine Arbeitsweise: „Ich möchte das Ziel der Kunst, das Wahre, Schöne, Gute darzustellen, niedrig schrauben, nicht so heilig hinstellen.“ Wer an Popart denke, liegt auch falsch, denn der 79-Jährige arbeitet so lange, bis etwas wirklich Abstraktes zustande kommt.

Ständiges Machen und Verwerfen

Dazu sei ein längerer Werdungsprozess erforderlich. Der Künstler beginnt damit, auf eine Leinwand Papierstücke aufzukleben, immer wieder. Es sei ein ständiges Machen, Verwerfen, Neu anfangen, Korrigieren. Dabei entstehen viele Schichten, die immer wieder überklebt werden. Eine schnelle Lösung gebe es nicht, sondern er probiere so lange, bis irgendwann ein abstraktes Bild zustande komme.

Günter Fürst
Papierfetzen und Farbtupfer vereinen sich zu einer Komposition. Foto: Monika Ziegler

In seinen Bildern suche man vergeblich Inhalte, wie einen schönen Sonnenuntergang, sagt Günter Fürst, er liebe es diffus und unbestimmt. Wenn er seine Absicht erreiche, dann fühle er sich gut. Und dieses Gefühl komme aus dem Unbewussten, sei rational nicht zu erfassen.

Rhythmus des gerissenen Papiers

Ebenso geht es dem Betrachter. Erklärungen, Assoziationen zu den Bildern sind fehl am Platze. Man darf sie mögen, sich gut fühlen durch die Wirkung von Form und Farbe, durch den Rhythmus, den das gerissene, wieder verwendete Papier auslöst. Es ist zum Teil zerknittert, alt eben, es ist zum Teil transparent und zum Teil grell farbig.

Günter Fürst
Einige der Bilder haben horizontale Strukturen. Foto: Monika Ziegler

All das überklebte Papier versieht der Künstler noch mit Pinsel mit Farbtupfern, die der Komposition eine zusätzliche Spannung verleihen. Einige der Bilder sind ohne innere Struktur, anderen gibt der Künstler horizontale farbige Unterteilungen. Immer aber beherrschen die Papierfetzen das Bild. Von fern eine Komposition in Form und Farbe, von nah feine Strukturen, ausgelöst durch die Details: Art des Papiers, gerissene Ränder, Hintergrundworte.

Die Ausstellung von Günter Fürst in der Galerie Im Autohaus Steingraber ist noch bis zum 1. September montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 15 Uhr geöffnet.

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