250 Tage Trump – eine traurige Bilanz

Der Amerikanist Dr. Christoph Straub. Foto: Jasmin-Falk

Vortrag im Waitzinger Keller in Miesbach

Am vergangenen Montag hielt der Amerikanist Dr. Christoph Straub im Waitzinger Keller in Miesbach einen Vortrag mit dem Titel „250 Tage Trump Die Vereinigten Staaten im Umbruch“.  Zur Sprache kamen unter anderem die bröckelnde Demokratie sowie der Druck auf Kultur-, Forschungs- und Bildungseinrichtungen.

Der Kellerraum des Waitzinger Kellers war voll besetzt am vergangenen Montag. Sehr groß war das Interesse am Vortrag „250 Tage Trump – Die Vereinigten Staaten im Umbruch“ des Amerikanisten Dr. Christoph Straub von der Bayerischen Amerika-Akademie in München (BAA). Dieses interuniversitäre und interdisziplinäre Netzwerk bayerischer Wissenschaftler mit Sitz im Amerikahaus in München setzt sich mit den verschiedensten Facetten der USA und transatlantischer Beziehungen auseinander. Es vergibt unter anderem auch Stipendien an Nachwuchsforscher und fördert den wissenschaftlichen Austausch mit renommierten Universitäten wie Harvard und Yale. „Das letzte halbe Jahr war geprägt von Umbrüchen, von Unsicherheiten und davon, sich neue Regeln der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partnern überlegen zu müssen“, erzählt Christoph Straub, der sich bei der BAA um die Organisation wissenschaftlicher Veranstaltungen kümmert.

250 Tage Trump – „No-King“-Proteste in den USA

Als Einstieg in seinen Vortrag wählte der Kulturwissenschaftler aber bewusst eine positive Nachricht aus den USA: Nämlich die „No-King“-Proteste, die am vergangenen Wochenende landesweit Millionen Bürger in Städten wie New York, Washington D.C. und Los Angeles auf die Straße trieben, um gegen Trumps autoritären Regierungsstil zu protestieren – wie sein brutales Vorgehen gegen Migranten, den Einsatz der Nationalgarde in demokratisch regierten Städten und den Druck auf die Medien.

Christoph Straub, Waitzinger Keller, Vortrag, Donald Trump

Dr. Christoph Straub berichtet über die „No-King“-Proteste. Foto: CS

Trumps Reaktion auf die Proteste: provokante KI-Videos, die er auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social postete. Eins davon zeigt ihn, wie er mit einer Krone auf dem Haupt einen Kampfjet fliegt und Fäkalien auf eine protestierende Menschenmenge wirft.

Über 100 Executive Orders bei Amtsantritt

Trumps autokratischer Führungsstil zeigte sich schon in den ersten Tagen nach Amtsantritt, als er über 100 folgenschwere Executive Orders unterzeichnete. So etwa den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen, den Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation sowie die Auflösung der US-Entwicklungshilfeagentur USAID. Eine Maßnahme mit verheerenden Auswirkungen auf Konflikt- und Krisengebiete, die auf Nahrungsmittelhilfe, medizinische Versorgung etc. angewiesen sind.

Auch Diversitäts- und Gleichstellungsprogramme schaffte Trump per Dekret ab, sowie die Anerkennung von Transpersonen. Unter anderem führte er das Department of Government Efficiency (DOGE) ein, das dem Tech-Milliardär Elon Musk erlaubte, in den Bundesbehörden „zu wüten“ und zur Entlassung von Tausenden Regierungsbeamten führte.

250 Tage Trump – ein gespaltenes Land

„Es gibt viele Gründe, warum wir uns jetzt fragen sollten, wie es um die USA steht und was das für uns bedeutet“, sagt Christoph Straub. Aber auch die amerikanische Gesellschaft sei gespalten, betont der Wissenschaftler. Eine Entwicklung, die zwar nicht erst mit Trump begonnen habe, aber durch ihn verschärft wurde. Diese Spaltung Amerikas in zwei Lager spiegelten auch die Wahlergebnisse wider: So holte Trump bei der Popular Vote 49,7 und Kamala Harris 48,2 Prozent.

Christoph Straub, Waitzinger Keller, Vortrag, Donald Trump
.Dr. Christoph Straub über die schmelzende Demokratie. Foto: CS

Auch auf die Gründe für Trumps Wahlsieg ging Christoph Straub ein: So etwa die hohe Inflation, die die Lebenshaltungskosten seit 2021 dramatisch steigen ließ. Auch die Rekordzahlen illegaler Einwanderer zwischen 2021 und 2024 spielten Trump in die Karten. Dass der greise Joe Biden zu lange an der Macht festhielt und Kamala Harris erst spät in den Wahlkampf einstieg, waren weitere Vorteile für Trump. Hinzu kam noch, dass sie ihr politisches Profil nicht schärfen konnte und nicht klar genug kommunizierte, wie sich ihre Politik von der Joe Bidens unterscheiden würde.

Auswirkungen auf den wissenschaftlichen Austausch

Interessant war, als Christoph Straub aufzeigte, welche praktischen Auswirkungen Trumps Politik auf seine Arbeit beim BAA habe – im Bereich des Kultur- und Wissenschaftsmanagements. So verlegte das Institut beispielsweise die BAA-Summer Academy, die normalerweise alle zwei Jahre in den USA stattfindet, ins kanadische Montreal. Der Grund: die Verunsicherung durch die strengere Einreisepolitik Trumps, die dazu führte, dass einige Deutsche unter fadenscheinigen Gründen wochenlang in Abschiebehaft kamen. Und der enorme Druck, den die Trump-Administration auf Universitäten ausübt, damit sie Themen wie Gleichstellung und Diversität aus dem Curriculum streichen. „Der Vorstand hat sich deshalb entschieden, die Veranstaltung in Montreal auszurichten“, erzählt Christoph Straub. Viele Teilnehmer seien froh über diese Entscheidung gewesen, gerade weil sie zu diesen kritischen Themenbereichen forschten.

Auch von deutschen Stipendiaten, die in den USA wegen ihres Forschungsgebiets zu Trumps Politik abgelehnt wurden, berichtete Christoph Straub. Die Verunsicherung sei mittlerweile so groß, dass sich viele fragten, ob sie überhaupt noch in die USA wollen. „Die Deutsche Gesellschaft für Amerika-Studien hat dieses Jahr fast keine Bewerbungen erhalten“, erzählt er.

Es stelle sich die Frage, wie man künftig mit den amerikanischen Partnerschaften umgehe: „Es ist unglaublich wichtig, im Dialog zu bleiben“, betont er. Aber wenn politische Entscheidungen getroffen werden, die unserem Verständnis der Wissenschaftsfreiheit widersprechen, sei dies nicht einfach. Gerade mit einigen Institutionen, die bundesstaatlich finanziert werden, sei der Umgang schwieriger geworden. Aber es gäbe auch viele Einrichtungen in den USA, die Partnerschaften weiterhin pflegten und auch kritische Forschung ermöglichten, betont Christoph Straub.

Sorgen über die Entwicklungen in den USA

Wie Trumps Politik die Menschen hierzulande besorgt, zeigte sich an der anschließenden Gesprächsrunde. Ob Trump sich tatsächlich in eine dritte Amtszeit mogele, wie man die amerikanische Demokratie von Europa aus schützen könne und auch unsere eigene, wollten Zuschauer wissen. Nicht einfach zu beantworten. Im Moment liegt die Hoffnung auf den Zwischenwahlen in den USA im nächsten Jahr, bei denen sich die Demokraten im Kongress eine Mehrheit holen könnten. Damit würde es für Trump deutlich schwieriger, seine politischen Ziele durchzusetzen.

Organisiert wurde der Abend von der vhs Oberland e. V., der amnesty international Gruppe Miesbach, dem Katholischen Bildungswerk im Landkreis Miesbach e. V.  und dem Förderverein PIA e. V. Netzwerk Integration.

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