Gelassenheit

Visionen von Gelassenheit

Buddha. Foto: Günter Unbescheid

Ausstellung in Benediktbeuern

Im Kreuzgang des Klosters Benediktbeuern lädt die beachtenswerte Ausstellung „Visionen von Gelassenheit“ dazu ein, sich selbst auf die Suche nach Gelassenheit zu begeben, als Kontrapunkt zur allgemeinen Aufgeregtheit unserer Zeit.

Zur Midissage am vergangenen Sonntag spielte dazu passend Lisa Schamberger meditative Klänge auf der Handpan. Und Bildhauer Michael Glatzel meinte zur Eröffnung, dass man zwar seit 7000 Jahren über Kunst rede, aber dennoch keiner wisse, was Kunst wirklich sei. „Kunst entsteht durch das Auge des Betrachters“, konstatierte er und deshalb gebe er die Verantwortung an das Publikum ab. „Sie interpretieren das Thema Visionen der Gelassenheit.“

Gelassenheit
Michael Glatzel mit einer Skulptur. Foto: MZ

Dies sei auch der Grund, weshalb er seinen Skulpturen keine Titel gebe, erklärte der Münchner Bildhauer. Seine Werke bestechen durch eine klare extrem reduzierte Formensprache, fast sind es archaische Figuren, die an diejenigen auf den Osterinseln erinnern, sagte Fotograf Günter Unbescheid, der die Gäste durch den Kreuzgang führte und mit den Kunstschaffenden bekannt machte. Die Werke des Bildhauers, zumeist Köpfe, bestechen durch die Stille, die sie ausstrahlen und dazu auffordern in den Dialog mit ihnen einzutreten.

Gelassenheit
Jutta Körner mit einer Rakukeramik und der Skulptur „Stier“. Foto: MZ

Jutta Körner hat zwei Arten von Objekten ausgestellt. Zum einen sind es Keramiken, die sie mit der aufwendigen Rakutechnik fertigt, bei der der Entstehungsprozess schon Gelassenheit erfordert. Dabei bilden sich spannende und unvorhersehbare Oberflächenstrukturen, wenn die Keramik beim Brennen und nachfolgendem Lagern in organischem Material aufbricht.

Daneben zeigt die Münchner Künstlerin mit Atelier in Gauting Bronzeskulpturen, die durch fließende Linien in Abstraktion auffallen. Die Reduktion auf das Wesentliche wird etwa bei der Figur des Stiers deutlich. Er wird nur durch die zwei Hörner symbolisiert, die aus dem bulligen abgerundeten Körper herausragen.

Gelassenheit
Judith Reiter. Foto: MZ

Expressiv realistische Acrylbilder an der Schwelle zur Abstraktion malt Judith Reiter. Ihre Motive schöpft sie aus Alltagsthemen. Hier findet sie, so Günter Unbescheid, kontemplative Momente aus ihrer eigenen Erlebniswelt. Ihre Malerei von Menschen daheim oder in Straßenszenen vermittelt durch die Farbe Lebensfreude und fordert dazu auf, im Alltäglichen, Freude und Gelassenheit zu empfinden.


Stefanie von Quast. Foto: MZ

„Gelassenheit ist eine Vision vom Urvertrauen“, sagt Stefanie von Quast. Die Malerin und Bildhauerin präsentiert Malerei und Skulpturen, die thematisch fein aufeinander abgestimmt sind. Im Mittelpunkt steht bei ihr immer der Mensch in seiner Entwicklung zu etwas Größerem, erklärte Günter Unbescheid. Dabei sei es immer ihr Ziel, eine Balance zwischen Farbe, Form, Material und dem Thema zu erzielen. So zeigt sie in ihrem Bild „Gestern und heute“ den Gleichklang einer Art Höhlenmalerei mit moderner Malerei und stellt dazu die kleine Bronze „Die kleine Freiheit“.


Baumwesen und Herbstbaum. Fotos: Günter Unbescheid

Das Thema Gelassenheit beschäftige ihn seit vielen Jahren, sagte Günter Unbescheid über sich selbst, da er berufsbedingt viel in Asien war und dort auch bereits fotografierte. Derzeit widmet er sich insbesondere der Natur mit einer Baumserie. Der Wald ströme eine große Ruhe aus, sagte er und diese Ruhe überträgt sich auf den Betrachtenden, der in den Fotografien Schönheit und Stille findet. Einige dieser Arbeiten erinnern an japanische Tuschemalerei. Der Fotograf aus der Jachenau, der auch der Lenggrieser Künstlervereinigung vorsteht, wies auf das Essay „Lob des Schattens“ hin, der Zugang zur japanischen Ästhetik verschaffe.

Die drei Künstlerinnen und zwei Künstler, die sich zu dieser gemeinsamen Präsentation in dem weiträumigen Kreuzgang zusammengefunden haben, schufen mit dieser Ausstellung einen Raum der Stille, der Kontemplation, aber auch der inneren Zwiesprache mit den Kunstwerken.

Am kommenden Sonntag, 26. Oktober, findet um 15 Uhr ein Künstlergespräch statt. Die Ausstellung ist bis zum 2. November geöffnet und wird um 15 Uhr mit einer Finissage beendet.

Zum Weiterlesen: Dialog in der Kaserne

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