Raten Sie mit: Was fehlte im Reisegepäck?
Bücher und ein Spiel für Regentage. Foto: privat
Sonntagskolumne
Die größte Freude in diesen Sommerferien haben mir drei meiner Enkel gemacht. Sie kamen mit ihren Eltern zu mir auf meinen Hof und hatten eine Menge mitgebracht, womit sie sich beschäftigen wollten. Aber zu meiner großen Überraschung fehlte etwas.
Als sie ankamen, regnete es und nach dem gemeinsamen Teetrinken und Kuchen essen, zogen sich die drei Buben in die gemütliche Couchecke zurück. Jeder nahm ein dickes Buch aus der Reisetasche und begann zu lesen.
Passend zum Alter hatten die beiden Großen mit 15 und 12 Jahren Fantasygeschichten dabei, der 10-Jährige begann mit der alten Geschichte von „Alf“. Stille im Raum, aber kein konzentriertes Schauen auf ein kleines rechteckiges Display. Ich staunte, sagte aber nichts.
Codenames
Später hieß es: Wollen wir spielen? Lust hatte ich keine, denn normalerweise spielen sie irgendwelche Strategiespiele, bei denen man sich erst durch eine dicke Bedienungsanleitung quälen muss. Dieses Mal aber holten sie ein kleines Spiel mit Karten.
Einfach zu begreifen, aber schwierig in der Ausführung. Foto: privat
„Das ist ganz einfach, das kannst sogar du“, sagte der Älteste freundlich.
„Codenames“ ist ein Spiel, dem man sich nicht entziehen kann, wenn man einmal damit begonnen hat. Es fördert Sprachgefühl, das Erkennen von Assoziationen und Denken um die Ecke. 25 Karten mit unterschiedlichen Begriffen liegen auf dem Tisch. Je ein Spielleiter und ein oder mehrere Rater sitzen sich gegenüber.
Von den 25 Karten sind je sieben bzw. acht für jedes Team relevant und der Spielleiter hat die Aufgabe, Überbegriffe für seine Worte zu finden und anzugeben wieviel Worte dazu passen, also beispielsweise „Essen 2“, wenn Karotte und Pizza auf dem Tisch liegen. Aber Vorsicht: eine Karte ist der „Attentäter“ und wenn diese Karte auf „Pudding“ fällt und die Rater „Pudding“ sagen, haben sie verloren.
Spielsucht
Es gibt noch neutrale Karten, die keinem der Teams zuzuordnen sind, wird fälschlich eine solche Karte genannt, geht das Spiel an die gegnerische Mannschaft, wird eine Karte des Gegners genannt, fällt der Punkt an diesen.
Die Spielregeln sind also wirklich einfach, auch ich habe sie nach dem zweiten Probespiel gecheckt. Und wurde angesteckt von der Spielsucht. Denn so einfach wie bei dem genannten Beispiel ist es nicht. Oft passen die Begriffe überhaupt nicht zueinander, oder wissen Sie, wie man Octopus, Botschaft und Bart mit einem Überbegriff zusammenführt?
Unser Dorfweiher. Foto: privat
Als wieder die Sonne schien, wollten die Buben zum Baden zu unserem Dorfweiher gehen. Da die Waldviertler im Sommer mehr am Feld sind als dass sie Zeit fürs baden haben, waren wir in der ersten Septemberwoche allein und genossen die Stille, das Wasser, den Blick in die Weite.
Und als die Eltern zum Waldspaziergang aufforderten, blieb nur einer daheim. Das Buch sei so spannend, sagt der Mittlere. Die vielen gefundenen Pilze wurden dann gemeinsam anhand des alten Pilzbuches analysiert und als alle sicher zugeordnet waren, geputzt und zum Abendessen zubereitet.
Und wieder die Ameisen
Gemeinsam gingen wir Brombeeren pflücken und kochten Marmelade und gemeinsam überlegten wir, wie wir die Ameisen im Garten vertreiben könnten, denn sie siedeln nach wie vor.
Lesetipp: Von einer unseligen Beziehung
Nach meiner letzten Kolumne erhielt ich mehrere Mails mit Ratschlägen. Wir probierten alles aus: Parfüm, Kräutertinktur, Brennesselsud. Aber die Biester schüttelten sich nur und bauten weiter am neuen Nest. Letztlich holten wir uns bei „Natur und Garten“ professionelle Hilfe. Nester rigoros entfernen und dann stark riechende Substanzen aufbringen, hieß es. Wir sind noch in derTestphase.
Wo sind die Handys?
Irgendwann fragte ich, wo denn die Handys seien und erfuhr, dass sich die Buben entschieden hatten, sie zuhause zu lassen. Ich konnte es nicht fassen. Eine Woche ohne Smartphone? Geht das? Es geht. Natur, Literatur, Spiele und abends einen mitgebrachten Film.
Zeitgleich mit dem Kulturherbst auf der Klosterwiese in Miesbach schauten wir uns „Das perfekte Geheimnis“ an. Natürlich mit Chips und Gummibärchen.
Lesetipp: Kulturherbst auf der Klosterwiese
Die Tragikomödie gefiel den Buben und mir sehr, die Eltern fanden den Film nicht so toll. Aber wir amüsierten uns köstlich und schämten uns gleichermaßen. Denn in diesem Film spielen die Handys die Hauptrolle.
Handys auf den Tisch
Sieben Freunde verabreden sich zum Essen und entscheiden, die Handys auf den Tisch zu legen und alle Nachrichten öffentlich zu machen. Oje, was da alles rauskommt. Peinlich!
Unsere gemeinsame Ferienwoche jedenfalls war gelungen, ohne Handys und mit viel Gemeinschaft.