Samia

Samia rennt um ihr Leben

Mechtild Manus vom Katholischen Bildungswerk Miesbach, Fadumo Hasan Maow, Dorit Guttenberg vom Helferkreis, Jennifer Roger von der Bücheroase Schliersee und Sabine Sohnius vom Oberland Kinocenter Hausham. Foto: MZ

Veranstaltungsreihe in Hausham

In der fünften Ausgabe der spannenden Reihe „Von Büchern und Filmen“ der Bücheroase Schliersee, des Oberland Kinocenters Hausham und dem Katholischen Bildungswerk im Landkreis Miesbach lief der Spielfilm „Samia“ über die somalische Olympiateilnehmerin. Dabei war auch deren Landsmännin Fadumo Hasan Maow.

Seit elf Jahren lebt die 41-Jährige nach ihrer Flucht aus Somalia in Deutschland. Wegen des Krieges sei sie aus Mogadischu geflüchtet, erzählt sie. Ihre Flucht dauerte insgesamt 20 Jahre, sechs Jahre verbrachte sie in Äthiopien, zehn Jahre in Kenia und drei Jahre in Libyen. Dort wurde auch ihre erste Tochter geboren, die jetzt das Gymnasium Tegernsee besucht.

Mit ihren drei Kindern hat die Somalierin, die von Dorit Guttenberg vom Helferkreis in Gmund betreut wird, in Gmund eine Heimat gefunden. Als alleinerziehende Mutter arbeitet sie als Putzfrau in der Spielbank Bad Wiessee. Ihr großer Wunsch ist ein Lastenfahrrad, damit sie flexibel nach Bad Wiessee fahren und ihre Einkäufe erledigen kann.

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Spendenbox der Caritas für Fadumo Hasan Maow. Foto: MZ

Bei der Filmvorführung hatte die Caritas, vertreten durch Lisa Richters, Leiterin der Fachstelle für Flucht und Integration bei der Caritas in Miesbach, eine Spendenbox mit Spendensiegel aufgestellt, die an dem Abend bereits 220 Euro einbrachte. Der Helferkreis in Gmund bemüht sich nach dieser Aktion um weitere Spenden, um die Finanzierung des Lastenrads zu sichern.

In dem Spielfilm „Samia“ aus dem Jahr 2024 erzählt Yasemin Şamdereli (Regie) die wahre Geschichte von Samia Yusuf Omar, der beim Filmfest München den Publikumspreis gewann. Gerade wurde er auch für den Civis Video Award nominiert.

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Isabella Heller von der Bücheroase Schliersee betreut den Büchertisch. Foto: MZ

Das Konzept der Reihe „Von Büchern und Filmen“ sieht vor, diese beiden Genres zusammenzuführen. Das Thema der fünften Ausgabe sei der interkulturelle Dialog, betonten die beiden Organisatorinnen Mechthild Manus und Lisa Richards. Es gehe darum, Brücken zu bauen. Deshalb habe man auch für diese Veranstaltung die von der Caritas ausgebildeten Kulturdolmetscher eingeladen, mit denen man beim anschließenden Get Together in den Austausch treten könne.


Mechthild Manus und Lisa Richards. Foto: MZ

Zwei Bücher liegen dem Film von Yasemin Şamdereli zugrunde. „Der Traum von Olympia“, eine Graphic Novel von Reinhard Kleist, der unter anderem 2016 mit dem Katholischen Kinder- und Jugendpreis ausgezeichnet wurde. „Sag nicht, dass du Angst hast“, der Roman von Giuseppe Catozella wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Kleist und Catozzella lassen Samia selbst sprechen, im Roman als Ich-Erzählerin, im Comic durch lebendige Dialoge.

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Samia feiert ihren ersten Erfolg als Läuferin. Foto: weltkino

Der Film beginnt mit der Kindheit von Samia in der behüteten Familie, aber nach dem Putsch 1969 in ständigem Bürgerkrieg und unter dem Einfluss radikal islamistischer Gruppen. Sie hat ihre Berufung als Läuferin gefunden, wird von Cousin Ali heimlich trainiert. Der geliebte Vater verliert bei einem Terroranschlag ein Bein.

Ihr Talent wird erkannt und sie darf 2008 an den Olympischen Spielen in Peking teilnehmen. Wieder zuhause aber machen ihr die islamistischen Milizen, zu denen auch der Cousin gestoßen ist, das Leben schwer. Mit seiner Hilfe kann sie aber flüchten. Ihr Ziel sind die Olympischen Spiele in London 2012.


Samia mit dem Stirnband vom Vater als Läuferin. Foto: weltkino

Immer wieder werden im Film Szenen dieser Flucht mit grausamen Szenen in einem lybischen Gefängnis und einem verschlossenen LKW eingeblendet, bis endlich in Tripolis ein Boot auf die Flüchtenden wartet. Aber dessen Motor setzt aus und das Boot treibt auf dem Meer. Als ein Schiff sich nähert, springt Samia ins Wasser und ertrinkt.

Im anschließenden Publikumsgespräch betont Lisa Richters von der Caritas Miesbach, dass diese schreckliche Fluchtgeschichte ein Beispiel für viele ähnliche sei. Man müsse in der Gesellschaft noch viel mehr über diese Schicksale sprechen, forderte Jennifer Roger von der Bücheroase Schliersee. Die heute Anwesenden mögen als Multiplikatoren wirken, um die Grundhaltung weiterzugeben: „Wir haben das Glück, dass wir in Deutschland geboren wurden, wir dürfen nicht die Türen zu machen, sondern Menschen willkommen heißen“, sagte Lisa Richters.


Jennifer Roger und Lisa Richards. Foto: MZ

Man sei machtlos, hieß es aus dem Publikum, denn die Welt werde nicht gescheiter. Dagegen hielt ein Besucher, dass wir durchaus ein politisches Gegengewicht bilden und laut und menschlicher werden können. Es sei sehr erfreulich, dass es einen Zuwachs an jugendlichen Ehrenamtlichen gebe, der ein Gegengewicht zur Berichterstattung mancher Medien bilde.

Die Veranstaltung klingt jeweils mit einem von Sponsoren gelieferten Imbiss aus. Im Gespräch mit einer aus der Ukraine geflüchteten ehrenamtlichen Kulturdolmetscherin erfahre ich, dass sie für Gespräche in der Schule oder am Arbeitsplatz Hilfe leisten, um interkulturelle Missverständnisse und Konflikte auszuräumen. „Ich weiß, wie es ist, wenn man hier ankommt“, sagt Mariia. „Ich habe sehr viel Hilfe erfahren und bin so dankbar für alles, jetzt kann ich helfen.“

Die nächste Veranstaltung in der Reihe „Von Büchern und Filmen“ findet am 14 Juli im Oberland Kinocenter Hausham mit dem Film „Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann“. Zu Gast ist der Regisseur des Filmes André Schäfer. Die Caritas bittet um weitere Spenden für das Lastenrad bei der SozialBank AG, Zeck: Lastenrad, IBAN: DE 73 7002 0500 8850 0007 10.

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