
Pigment to Pixel
Sabine Kühner vor der Werkgruppe „The Embodied Revolution“. Foto: MZ
Ausstellung in Holzkirchen
Ihre Vielseitigkeit im künstlerischen Ausdruck zeigte kürzlich die Holzkirchner Künstlerin Sabine Kühner bei einer Ausstellung in ihrem Atelier: Zeichnungen, Landschaftsmalerei, Gesichter, Abstraktes, Göttinnen und gemeinsam mit ihrem Mann Matthias die Verbindung von Malerei mit KI unter dem Titel „Pigment to Pixel“.
Sabine Kühner malt seit ihrer Kindheit und fand aufgrund von Lebensereignissen in der Kunst ihren Zufluchtsort. Dabei spielte die Farbe eine wesentliche Rolle. Sie sagt: „Farben haben die Kraft, Emotionen hervorzurufen, Perspektiven zu verändern und Harmonie im Chaos zu schaffen.“
Sie begann 2001 Workshops zu besuchen und studierte bei namhaften Künstlern wie Stephan Fritsch, Ingrid Floss, Jerry Zeniuk und Markus Lüpertz an der Akademie der Bildenden Künste in Kolbermoor, wo sie 2019 die Meisterklasse abschloss.

„58 und ich“. Foto: Sabine Kühner
Im Oberland war sie in mehreren Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten und wurde 2024 zu einem dreimonatigen Artist Residency in der Region New York eingeladen. Seitdem ist sie im Raum New York von der Kelly-McKenna Gallery vertreten. Am KULTUR im Oberbräu Holzkirchen ist eine permanente Installation von 58 Gesichtern zu sehen, nachdem die Künstlerin die Ausschreibung der Marktgemeinde gewann.

Infinite Help. Foto: Sabine Kühner
Bei ihrer zweitägigen Ausstellung konnten sich zahlreiche Besucher von den unterschiedlichen Werkgruppen von Sabine Kühner überzeugen. Da sind zunächst die kolorierten kleineren Arbeiten auf Papier, die sie mit Texten ergänzt.

Landschaften. Foto: MZ
Großen Raum nehmen ihre Landschaften ein, die Sabine Kühner kürzlich in RAUMdurchKUNST, Sindelsdorf zeigte. Sie zeichnen sich durch starke Farbigkeit und expressionistische Gestik aus. Damit geht Sabine Kühner den Weg weiter, den die Künstlerinnen und Künstler des Blauen Reiters einschlugen. Deshalb trug die Ausstellung auch den Titel „Neue Farben für das Blaue Land“.
Eine dritte Werkgruppe umfasst ihre Beschäftigung mit Weiblichkeit, inspiriert von der amerikanischen Göttinnenbewegung und der Befreiung der Geschlechter. Sie sei schon immer von Spiritualität und Mystik fasziniert und wolle mit ihrem künstlerischen Blick nicht nur beobachten, sondern schöpferisch, intuitiv und oft auch rebellisch aktiv werden.

Werkgruppe „The Embodied Revolution“. Foto: MZ
Sie habe sich von den radikalen Gesten von amerikanischen Künstlerinnen der 70er und 80er (Mary Beth Edelson, Wangechi Mutu, Carolee Schneemann) inspirieren lassen, die den weiblichen Körper und Geist nicht nur als Subjekt, sondern als aktive, autonome Kraft in Erscheinung treten lassen. Diesen Weg wolle sie durch ihren Prozess erweitern und neu interpretieren.
Die Künstlerin begann mit Bleistiftzeichnungen, setzte mit Papierarbeiten fort und stellte letztlich in kleineren und großen Gemälden die Weiblichkeit lebendig, organisch und lebensbejahend dar. Sie sagt: „Hier ist die Göttin keine Figur passiver Verehrung, sondern eine aktive Teilnehmerin an der Befreiung. Sie ist ein Wesen in Bewegung, ein Energiefeld, ein Mythos, der durch Rituale und Bilder wiedergeboren wird.“
In ihren Bildern verwendet die Künstlerin wirbelnde Muster, Ahnen-Symbole und kräftige, sinnliche Farbpaletten. „Ich will den Blick auf eine Frau lenken, die zugleich Göttin ist. Die alles sein und ausspielen kann, was der Welt in ihrem derzeitigen Zustand fehlt.“
Sabine Kühner nennt diese Werkgruppe „The Embodied Revolution“ und lädt den Betrachter zu diesem dynamischen Prozess ein und schlägt eine Zukunft vor, in der Geschlecht kein binäres, sondern ein grenzenloses Spektrum ist, das in mythischer Erinnerung verwurzelt ist und durch radikale Neukonzeptionen weitergetragen wird.
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Pigment to Pixel. Foto: Bildschirmfoto
Eine Neukonzeption beinhaltet auch die letzte Werkgruppe, die die Künstlerin gemeinsam mit ihrem Mann Matthias entwickelt hat. Sie nennt sich „Pigment to Pixel“. In einem Video erklären sie, wie sie die Verbindung von Malerei zu digitalen Techniken hergestellt haben. „Das Gemälde wird manuell von der Künstlerin erstellt, es ist unser analoger Quellcode. Dieser wird digital transformiert und in kreative KI-Systeme eingespeist.“
Daraus entwickle sich eine eigene Dynamik, die dem expressiv-dynamischen Stil der Malerin entspreche. So bringt sich Sabine Kühner als Malerin mit Affinität zu Technologie ein und Matthias Kühner arbeitet mit ihr an den Möglichkeiten des Ausdrucks und der Umsetzung.
„New York Head Mana iV“. Foto: Sabine Kühner
Das erste Projekt betrifft das Bild „New York Head Mana iV“. Im Video wird das Halluzinieren der KI dargestellt. Im zweiten Projekt wird als Quellcode das Bild „what constitutes humanity“ benutzt und im Video „Was macht die Menschheit aus“ wird die Erzählung des Bildes nachverfolgt.
Die Besuchenden ließen sich von dieser neuen Art, analoge Kunst mit digitaler Technik zu verbinden, faszinieren und erlebten am Bildschirm, wie sich im ersten Projekt der Kopf veränderte, wie die KI halluzinierte, also erfundene Bildwelten erschafft.
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