Drei Monate in den USA

Sabine Kühner vor NY-Mana-III. Foto: Matthias Kühner

Künstleraufenthalt in den USA

Seit 1. April ist Sabine Kühner als Stipendiatin im Artists Residence Programm der Eileen S. Kaminsky Family Foundation (ESKFF) in Jersey City nahe New York tätig. Im Interview erzählt die Malerin, wie ihre künstlerische Arbeit durch Umgebung und Kontakt mit anderen Künstlern beeinflusst wird.

„Ich bin immer noch im Ausnahmezustand“, sagt die Holzkirchnerin, alles fühle sich surreal an. Das Leben in den USA sei großartig und fantastisch. „Ich habe noch nie so viel im Atelier gearbeitet wie hier.“ Sie sei noch nie so komplett abgetaucht in die Kunst wie in den vergangenen sechs Wochen.

Sabine Kühner
Ankunft bei Mana Contemporary. Foto: Matthias Kühner

Sabine Kühner hatte sich im Artist Residence Programm der ESKFF beworben und war aus 67 Bewerbungen aus der ganzen Welt gemeinsam mit vier anderen Künstlern ausgewählt worden, für drei Monate kostenlos künstlerisch in Jersey City arbeiten zu können. Da sei ein israelischer Bildhauer, eine Designerin aus Rumänin und zwei Amerikaner, einer ebenfalls Designer und ein Zeichner.

Sabine Kühner
Beim Einkauf der Malutensilien. Foto: Matthias Kühner

Ihre Ateliers befinden sich in einer ehemaligen Tabakfabrik Mana Contemporary mit 250 Ateliers, Galerien und Stiftungen. Das Ziel ist, dass die eingeladenen Stipendiaten selbständig arbeiten, sich vernetzen und mindestens 10 Werke produzieren. Die Stifterin Eileen Kaminsky werde im Juni kommen und davon zwei auswählen, eins kommt in ihre Sammlung und ein zweites wird für einen wohltätigen Zweck versteigert.

Sabine Kühner
Das Atelier. Foto: Matthias Kühner

Sie habe bislang acht Bilder auf Leinwand und zehn Papierarbeiten gefertigt, erzählt Sabine Kühner. „Seit einem Jahr befasse ich mich mit der Serie Kaleidoskop“, sagt sie. Dabei beginne sie mit Farbstrichen und Farbflächen zu arbeiten und verwebe sie ineinander im Stil des abstrakten Expressionismus und der Farbfeldmalerei. Mit dieser Methode forme sie Landschaften, Köpfe und abstrakte Bilder.


Sabine Kühner vor der Skyline von Manhattan und „NYC vibes“. Foto: Matthias Kühner

In einer Papierarbeit hat sie ihre Eindrücke des turbulenten Lebens in New York festgehalten, Menschen, Hochhäuser, Verkehr. „Jersey City ist die Stadt mit dem größten Mix in der Bevölkerung, in der U-Bahn bin ich oft die einzige Weiße“, berichtet die Künstlerin. Die verschiedenen Gesichter, die sie täglich sehe, flössen in ihre Malerei ein, ebenso wie die Energie der Umgebung. „Es ist anregend, aber auch zu viel“ und so sei sie manchmal von den vielen Eindrücken auch erschöpft.


Call of the mountains. Foto: Matthias Kühner

Am vergangenen Wochenende fanden bei Mana Contemporary Offene Ateliertage statt, an denen sich 95 Ateliers beteiligten. „Wir hatten viele Besucher, sowohl Laufkundschaft als auch Sammler und Kunsthändler, Kuratoren und Kunstvermittler“, freut sich Sabine Kühner. „Meine Landschaften kamen sehr gut an, aber auch der Kopf hatte eine sehr gute Resonanz.“ Einige Sammler hätten bereits angekündigt, noch einmal zu Einzelgesprächen vorbeizukommen. „Wir sind sehr gespannt“, meint die Künstlerin. Sehr gefreut habe sie sich über das Interesse junger Menschen, die vor allem an der Technik Interesse zeigten.


Die Künstlerin vor ihrem Portfolio: Landschaft, Kopf, Abstrakt. Foto: Matthias Kühner

Ihre künstlerische Arbeit in der Gemeinschaft mit den vier anderen Künstlern verstärke ihr eigenes Tun. Da die Arbeitsweisen so unterschiedlich seien, finde keine gegenseitige Befruchtung statt, sondern sie erfahre stattdessen Freiraum für die eigene Arbeit, was zu einer tiefen Auseinandersetzung der eigenen Ausdrucksweise führe. „Ich kann abtauchen und mich verlieren und entdecke dabei immer neue Räume, das beflügelt“, beschreibt sie ihre Arbeit.


Sabine Kühner mit dem israelischen Künstler Michael Gitlim. Foto: Matthias Kühner

Zudem aber beeinflusse sie auch das inspirierende Umfeld. „Da geht man durch riesenlange Gänge und trifft auf Werke von John Chamberlain oder Andy Warhol.“ Es sei eine eigene Welt in diesem Gebäude und diese Atmosphäre spüre man.

So habe sie den israelischen Bildhauer Michael Gitlim kennengelernt, der im Münchner Lenbachhaus ausstellte und jetzt eine große Ausstellung in Tel Aviv habe und habe mit ihm über seine minimalistische Arbeit reden können. Das sei für sie sehr befruchtend gewesen.

Darüber hinaus zeigten sich die Einflüsse von New York und Jersey City bereits in der Farbpalette, die sie verwende. Ihre Farben seien noch kräftiger geworden.

Bayerische Landschaft aus New Jersey

Am 26. Juni geht ihr Künstleraufenthalt zu Ende. Bis dahin wolle sie ihre Energie noch in einem großen Bild zusammenfassen. Wenn sie sich für Querformat entscheide, werde es eine Landschaft, Hochformat ein Kopf oder ein abstraktes Bild, „aber vermutlich wird es eine bayerische Landschaft“, meint Sabine Kühner am Ende unseres Gesprächs.

Im Juli wird sie mit ihrem Mann Matthias, der mit ihr in New Jersey lebt und sie unterstützt, nach Holzkirchen zurückkehren und im Herbst hier eine Ausstellung präsentieren. Aber vorher wolle sie noch ein wenig von New York sehen, meint sie, denn derzeit verbringe sie die meiste Zeit im Atelier.

Im öffentlichen Raum in Holzkirchen sind die Köpfe von Sabine Kühner am KULTUR im Oberbräu zu sehen:

Zum Weiterlesen: Köpfe und Geschichten laden zur Begegnung ein

Bewerbungen für das Artists Residence Programm der ESKFF finden Sie auf der Webseite

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