Kammermusik der Romantik

Vier junge Musikerinnen spielen Kammermusik der Romantik

Thurid Pribbernow, Violine, Anna Gebhardt, Klavier, Elisabeth Pape, Viola, Sophie Klaus, Violoncello (v.l.). Foto: Marcus Vitolo

Konzert in Tegernsee

Der Freundeskreis für die Förderung junger Musiker e.V. lud unter dem Titel „Kammermusik der Romantik“ musikalische Frauen-Power in den Barocksaal in Tegernsee.

Thurid Pribbernow, Violine, Elisabeth Pape, Viola, Sophie Klaus, Violoncello und Anna Gebhardt, Klavier spielten für die Konzertreihe „Podium für junge Solisten“ sowohl ein Werk für Cello und Klavier einer bisher unbekannteren Komponistin als auch als Ensemble eines der monumentalsten Kammermusikwerke überhaupt.

Die neu entdeckte Komponistin

Erst seit die Musikwissenschaftlerin Koralja Kos 1982 eine Biografie von Dora Pejačević herausgab ist die kroatische Komponistin in ihrem Heimatland wieder en vogue, dort ja gar so bekannt wie ansonsten nur Mozart. Bis zu ihrem frühen Tod 1923 erlebte sie einen Aufstieg und ihre Kompositionen in Mitteleuropa immer höheren Bekanntheitsgrad.

Danach geriet sie in Vergessenheit. Mit einem Plädoyer für die Musik von Dora Pejačević führte die Cellistin Sophie Klaus in die Sonate für Violoncello und Klavier ein. Das Oevre von Dora Pejačević, geboren 1885 in Budapest als Tochter des kroatischen Grafen Pejačevic und der ungarischen Baronin Lilla Lay de Vaya, umfasst 58 Werke, darunter eine Sinfonie, ein Klavierkonzert, zahlreiche Kammermusik-Werke, Lieder, Klavierstücke und vieles mehr.

In frühen Jahren schon auf dem Familienschloß bei Nasice in Nordost-Kroatien einer umfassenden musikalischen Ausbildung unterzogen, studierte sie in Zagreb, Dresden und München, war in die Welt der Künste gut eingeführt und vertraut mit der Musik Mahlers und Strauss‘, verkehrte mit Literaten wie Rilke und Karl Krauss. Über ihr Leben sind inzwischen Filme (“Flucht in die Musik“ von Kyra Steckeweh und Tim van Beeveren) und Bücher veröffentlicht worden.

Ein fantasievolles Werk

Aus der Sonate für Cello und Klavier op.35 in e-Moll von 1915 holten Sophie Klaus und Anna Gebhard den Schwung der Leidenschaft und die Klangwelt der Spätromantik, gaben sich der Kaskade von musikalischen Einfällen hin. Die Erregung der schnellen Sätze ließen sie mit Spaß an die Moderne anklopfen und in kantabler Spannung die Erzählung des Adagio sostenuto fließen. Enthusiastisch und sensibel auch im Allegro comodo schlossen sie ein vielseitiges und inspiriertes Stück voller ungewöhnlicher, die Moderne andeutender Nuancen, ab.

Das Klavierquartett-Denkmal der Kammermusik der Romantik

Inhaltsfülle, Einfallsreichtum und Aufführungsdauer – fast 50 Minuten – machen aus Johannes Brahms‘ Klavierquartett A-Dur op.26 ein Monument dieser Gattung. Ein Monument auch für Clara Schumann, seine nie (?) erfüllte Liebe und seine eigene Bekümmernis darüber. Gelungen zeigten sich Thurid Pribbernow, Violine, Elisabeth Pape, Viola, Sophie Klaus , Cello und Anna Gebhard, Klavier als abgestimmtes, sensibles und gewieftes Ensemble und ließen die Musik in ihrem vielfältigen warmen Licht aufleuchten.

Lyrisch-zart zu Beginn, mit Kraft wachsend gestalteten sie das Anfangsthema, beseelt und gefühlsstark. Mitfühlend weckten sie Sehnsuscht und Traurigkeit mit dem Poco adagio, als Brahms eingefügtes Zitat von Schuberts Lied „Die Stadt“ den autobiographischen Bezug hinsichtlich Clara Schumanns verstärkt, „ … und zeigt mir jene Stelle, wo ich das Liebste verlor“. Das Ensemble folgt der sinnierenden, schwärmerischen Musik bis zum abschließenden Finale, dessen Witz und Pointen sie geschlossen und alle Emotionen ansprechend vortrugen.

kammermusik der Romantik
Thurid Pribbernow, Violine, Anna Gebhardt, Klavier, Elisabeth Pape, Viola, Sophie Klaus, Violoncello (v.l.). Foto: Marcus Vitolo

Langer Applaus feierte die jungen Musikerinnen.

Das nächste Konzert in der Reihe „Podium für junge Solisten“ findet am 19.11.2022 um 17.30 Uhr im Barocksaal Tegernsee statt. Das Klaviertrio POéME spielt Werke von Beethoven und Mendelssohn.

Zum Weiterlesen: Odeon Sextett

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