Happy Hour – Chaos auf Bestellung

Das Ensemble von „Happy Hour“. Foto: MZ

Mit einer rasanten Bühnenshow begeistert das Varieté Theater in der Papierfabrik Neusiedl das Publikum. Professionelle Artistik, mitreißende Livemusik und Comedy in einer witzigen Rahmenhandlung garantieren einen unterhaltsamen Abend, an dem das Publikum auch mitspielen darf.

Zugegeben, Neusiedl ist nicht um die Ecke. Vielleicht aber ist so mancher noch im September in Wien und von dort ist es ein Katzensprung in den kleinen Ort Neusiedl. Dort gab es eine still gelegte Papierfabrik, ziemlich verwahrlost, unbelebt. Das ist der eine Strang der Geschichte. Der andere betrifft Seraina und Marc Dorffner. Das Artistenehepaar war es leid, mit dem Zirkus unterwegs zu sein, es wollte sesshaft werden und eine Familie gründen.

Happy Hour
Die Papierfabrik Neusiedl. Foto: MZ

Glücklicherweise fanden die beiden Stränge zusammen und das erste und einzige Varieté Theater Österreichs wurde gegründet. Ein Teil der Papierfabrik konnte umfassend restauriert werden und ist heute zu einem sehr ansprechenden Veranstaltungsraum mit Gastronomie umgestaltet.
Hier zeigte Marc Dorffner mittlerweile acht Produktionen. In der aktuellen Show „Happy Hour“ ist das Publikum voll dabei und erlebt Varieté vom Feinsten. Es klingt ein bisschen verstaubt, man denkt bei Varieté an Tanzgirls und mittelmäßige Jonglage, begleitet von langweiliger Musik.


Barbesitzer Dorian und Immobilienmaklerin Flurina. Foto: MZ

Mitnichten in der Papierfabrik. Hier wird Theater gespielt, es gibt akrobatische Höchstleistungen und Musik zum Mitsingen und Mittanzen. Im Stück geht es um einen Barbesitzer, der um das Überleben kämpft, während eine Immobilienhaiin schon auf sein Scheitern lauert.

Happy Hour
Musicaldarsteller Dorian Puchinger. Foto: MZ

In Dorian Puchinger fand Marc Doffner die Idealbesetzung für den Protagonisten, der die Handlung zusammenhält. Der Musicaldarsteller ist Schauspieler, Tänzer und Sänger gleichermaßen und hat eine enorme Bühnenpräsenz und Ausstrahlung, so stark, dass ein kleines Mädchen ihn in der Pause fragt: Du bist aber im zweiten Teil auch wieder dabei?

Seine besondere Stärke liegt im Gesang. Der junge Künstler hat eine überraschend wandlungsfähige Stimme, so singt er den Elvis Presley Song „Devil in the Sky“ mit heller Tenorstimme und wechselt bei seiner eigenen Komposition „Time passes so fast“, einer gefühlvollen Ballade, in einen warmen, weichen Bariton.

Happy Hour
Daniel auf dem Seil. Foto: MZ

Die Show lebt von den artistischen Einlagen der Akrobaten Seraina und Marc Dorffner, Luise und Daniel Relle, Flurina Bartelmus, Rebecca Spiegel und Sebastian Stamm.


Rebecca mit Ketten. Foto:MZ

Koch Daniel zeigt verrückte Balance auf dem Seil, die vor der Bar lungernde Rebecca kommt mit Ketten bewaffnet, an denen sie mit den Zehen sich festhaltend atemberaubende Akrobatik zeigt.


Marc jongliert mit Hüten. Foto: MZ

Marc ist der Profi-Jongleur, kann Bälle spucken, kann Hüte werfen oder auf einer Stehleiter jonglieren. Koch Sebastian punktet mit seiner stoischen Mimik ebenso wie mit atemberaubender Akrobatik, die er an der Stange synchron mit Flurina oder mit einem Einkaufswagen vollführt.


Sebastian und der Einkaufswagen. Foto: MZ

Dazwischen gibt es immer wieder Slapstick und köstliche Tanzeinlagen, etwa einen Tanz der vier kleinen Schwäne oder zu „I believe I can fly“, von Dorian inbrünstig gesungen und inbrünstig flatternd von den Artisten getanzt.


Tanz der kleinen Schwäne. Foto: MZ

Bei Macarena ist das Publikum aufgefordert mitzutanzen und beim Limbo, Marc, Daniel und Sebastian in kleidsamen Baströckchen darf es sich unter dem Stab durchwinden.


Limbo. Foto: MZ

Mit Daniel tanze ich Y.M.C.A. und Luise und Daniel setzen das Thema Liebe mit Höhen und Tiefen tänzerisch gelungen um. Direkt über uns vollführt Seraina auf der Schaukel eine artistische Meisterleistung.


Luise und Daniel beim akrobatischen Tanz. Foto: MZ

Ein Programmpunkt wechselt rasant in den nächsten über. Und als die böse Immobilienmaklerin gar das Radio entwendet, um den Untergang der Bar zu beschleunigen, werden musikalische Talente aus dem Publikum akquiriert. Ein lebensverändernder Überraschungs-Workshop, Open Stage, all das führt ins Nichts, auch nicht ein spanischer Abend.

Wie es ausgeht? Das bestimmt das Publikum in der Pause. Es kann wählen zwischen glücklich und emotional, und es darf auch auf der Bühne Platz nehmen. Zwei VIP-Karten gibt es pro Vorstellung.


Plakat „Happy Hour“. Foto: MZ

„Happy Hour“ in der Papierfabrik Neusiedl/NÖ bis zum 28.9. Infos und Tickets auf der Webseite vom Varieté Theater.

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