Die Miesbacherin wollte immer Musik studieren, hat Geige, Gitarre und Klavier gelernt. Und der Gitarrenlehrer empfahl ihr, auf das Konservatorium zu gehen. „Ich hätte auf ihn hören sollen“, sagt sie heute, aber damals habe sie an ihrer Durchsetzungskraft gezweifelt, weil sie das Desinteresse ihrer Mitschüler auf dem Gymnasium an Musik spürte.

Also studierte sie Pharmazie, wollte einen Broterwerb haben und die Musik nebenbei machen. Die ersten beiden Semester habe es noch Spaß gemacht, aber dann sei ihr das Studium vorgekommen als müsse sie das Telefonbuch auswendig lernen. Erst als sie im Praktikum mit Menschen zu tun hatte, machte ihr die Pharmazie wieder Freude. Aber als sie dann wirklich im Beruf stand, hatte sie sehr bald das Gefühl, nicht das richtige gewählt zu haben und spürte, dass ihr Beruf sie krank machte. „Ich muss unerträglich gewesen sein“, sagt sie heute. Deshalb könne sie auch sehr gut spüren, wenn es anderen Menschen schlecht gehe.

Als Ausgleich musizierte Elisabeth Lainer. Sie war im Miesbacher Chor- und Orchesterverein und ist seit fast zwanzig Jahren bei den Holzkirchner Symphonikern Stimmführerin der 2. Geige. Zusätzlich begann sie bei Irmengard Zehrer in Miesbach mit einer Gesangsausbildung und wirkte in der anspruchsvollen Formation Wittgenstein Consort, die sich aber leider auflöste, mit.

2004 entschied sich Elisabeth Lainer, ihren Job als Apothekerin aufzugeben und nur noch Musik zu machen. Sie begann zu unterrichten. Angeregt von der Südtiroler Musikwoche, bei der ein Kinderorchester auftrat, gründete sie selbst im Jahre 2005 ein Kinderorchester. Der Vorteil liegt auf der Hand. Sie kann ihren Schülern sofort die Mitwirkung im Orchester anbieten. Das bedeutet eine große Motivation für die Kinder.

Der Dirigent der Holzkirchner Symphoniker Andreas Ruppert und seine Frau hätten sie sehr bei ihrem Vorhaben unterstützt, erzählt Elisabeth Lainer. In ihrem Kinderorchester, das den Symphonikern angegliedert ist, hat sie Streicher und Bläser vereinigt. Diese Arbeit ist ihr zu einer großen Befriedigung geworden, ebenso wie das Unterrichten.

Und immer wenn sie in den Sommerferien eine Urlaubsvertretung in der Apotheke annimmt, weiß sie, dass die Entscheidung für die Musik richtig war. „Das Geld ist wichtig für die Saure-Gurken-Zeit“, sagt sie. Finanziell habe sie verloren, aber „was nützt das Geld, wenn ich den Beruf nicht verkrafte und Depressionen bekomme.“ Sie sei kurz davor gewesen und habe sich entschieden, auf die Sicherheit zu verzichten. Elisabeth Lainer teilt sich Wohnung, Auto und Lebenshaltungskosten mit einer Mitbewohnerin. „Man muss entscheiden, was wichtig ist“, hat sie gelernt, denn letztlich gebe man so viel Geld für Unnützes aus.

Nachdem ihre Eltern anfangs nicht so glücklich mit ihrer Entscheidung gegen die Sicherheit waren, würden sie sie heute verstehen und unterstützen, erzählt Elisabeth Lainer. Und durch die Musik habe sie einen großen Freundeskreis gewonnen. „Das ist eine eingeschworene Gemeinschaft“, schwärmt sie und bringe ihr musikalisch und menschlich viel.

Gern würde sie in Zukunft neben der Orchesterarbeit auch wieder solistisch oder in einer kleinen Formation auftreten. „Ich spiele gern Tangos oder Streichquartette“, sagt sie. Bach, Mozart, Haydn, Dvorak sind ihre Favoriten, aber sie beiße sich in alles hinein. Auch wenn es anfangs vielleicht schwer fällt. Sie schreckt auch vor Popmusik nicht zurück, die sie gern mit Jugendlichen ausprobiert. Da sie auch Dirigierunterricht genommen hat, wäre ihr auch eine Chorleitung angenehm.

Am liebsten aber würde sie wieder in einem a capella Ensemble singen.

Und für ihr Kinderorchester wünscht sich Elisabeth Lainer mehr Zuspruch. Sie weiß schon, dass insbesondere Gymnasiasten sehr belastet sind, aber das Musizieren im Orchester oder in kleineren Instrumentalensembles könne doch den Schulalltag gut ergänzen. Sie selbst weiß am besten, wie förderlich die Musik für das Leben sein kann.

Kontakt: lisilainer@gmx.de

Monika Ziegler
Publiziert 26. September 2013