Preisträger

Festival der ARD-Preisträger

Die sechs Preisträger in Tegernsee beim Schlussapplaus: Yubeen Kim, Flöte, Susanne Schäffer, Violine, Junhyung Kim, Klavier, Eszter Kruchío, Violine, Sara Marzadori, Viola, Bas Jongen, Violoncello (v.l.). Foto: MV

Konzert in Tegernsee

Der Freundeskreis für die Förderung junger Musiker e.V. ist bei dem Internationalen Musikwettbewerb der ARD immer präsent um für seine Konzertreihe „Podium für junge Solisten“ im Barocksaal in Tegernsee nach jungen Talenten zu suchen.

Internationale Preisträger

Dieses Jahr lud der Verein für sein Konzert aus den Reihen der Bestplatzierten sechs junge Musiker ein: Das „Chaos Quartett“, mit Susanne Schäffer und Eszter Kruchió, Violinen, Sara Marzadori, Viola, und Bas Jongen, Violoncello, den Flötisten Yubeen Kim und den Pianisten Junhyung Kim. Die jungen Talente erreichten folgende Platzierungen: Streichquartett 3. Preis ARD Wettbewerb 2022, Flöte 1. Preis und Sonderpreis, Klavier 2. Preis.

2022 gewann das Chaos Streichquartett mehrere Wettbewerbe, wie den 2. Preis beim “Bartok world“ in Budapest und beim renommierten Bordeaux Wettbewerb, sowie den 1. Preis beim „Rimbotti“ in Florenz und ganz neu 2023 den „Quartettissimo“ in Bad Tölz. Das junge Ensemble wurde zu Musikfestivals und Konzertreihen eingeladen. Durch die Platzierung beim ARD-Wettbewerb sind Konzerte in ganz Europa geplant.

Yubeen Kim, Jahrgang 1997 aus Südkorea, ist Preisträger auch anderer Wettbewerbe. Schon 2014 gewann er den 2. Preis beim Concours de Genève, wo ihm noch drei Sonderpreise zugesprochen wurden. Im Jahr darauf gelang ihm ein weiterer großer Erfolg: Er wurde 1. Preisträger beim Wettbewerb des Festivals Prager Frühling. Seitdem ist er bei vielen Festivals und Orchestern zu Gast.

Junhyung Kim, 1997 in Seoul geboren, erhielt seinen ersten Klavierunterricht im Alter von zehn Jahren. Zurzeit studierte er bei Antii Siirala in München. 2017 war er bereits Teilnehmer des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD; damals gewann er den Sonderpreis der Mozart-Gesellschaft. Viele Preise folgten. 2022 wurde ihm der 1. Preis beim „Seoul International Music“-Wettbewerb verliehen. Er gastiert u.a. beim Münchener Kammerorchester und spielt international Solorecitals.
Preisträger
Eszter Kruchío, Violine, Sara Marzadori, Viola, Junhyung Kim, Klavier, Susanne Schäffer, Violine, Bas Jongen, Violoncello (v.l.). Foto: MV

Für ihren Auftritt in Tegernsee stellten die Preisträger ein äußerst interessantes Programm zusammen und zeigten von Klassischem bis zu Modernem in immer wechselnder Zusammensetzung der Instrumente ihre beachtlichen Interpretationen.

Amy Beach

Aus den circa 300 Werken der ersten nativ-amerikanischen Komponistin Amy Beach, stellten sie das Thema und Variationen für Flöte und Streichquartett op.80 vor. Die Komponistin (1867-1944) schrieb ihre ersten Stücke schon mit vier Jahren, wurde als musikalisches Wunderkind eingestuft und wuchs zu einer der besten Pianistinnen des späten 19. Jahrhundert auf, deren Orchesterwerke schon früh aufgeführt wurden, wie auch ihr Klavierkonzert, dass sie im persönlichen Repertoire führte.

Die Streicher holten schon im Hauptthema aus Indian Lullaby – einem der zahlreichen Songs der Komponistin selbst – die spätromantische Farbe der Musik warm und sehnsuchtsvoll hervor, ein ausgedehntes, einfühlsam gespieltes Flöten-Solo schloss sich an und führte zum Anfang der 1. Variation. Hier, mit der Flöte in hohen Tonhöhen, erklang das Thema erneut.

Das Ensemble empfand die verschiedenen Charaktere der Variationen mit Begeisterung nach, die Vehemenz der zweiten, den behutsamen Walzerschritt der dritten, die enigmatisch wispernde vierte wie die quirlige fünfte, und zuletzt die kontrapunktische Variation.

Die „Teufelstreppe“

Mit György Ligetis „Escalier du diable“ aus den 18 Etüden für Solo Piano entfachte Junhyung Kim ein pianistisches Trommelfeuer der Moderne. Aus den tiefsten Bässen des Klaviers steigt in rasendem Tempo immer von neuem ein Sprungtanz von wilden Intervallen und Akkorden, dies in ungewöhnlichen rhythmischen Kombinationen, somit ein virtuoses, mitreißendes und anspruchsvolles Werk, das mit neuen technischen Anforderungen und Einfällen an die Etüden von Chopin, Liszt, Debussy und Skrjabin anschließt.

Betörende Streichmusik

Beethovens Streichquartett Opus 18 Nr.3 in D-Dur, das noch von dessen Vorbildern Haydn und Mozart geprägt ist, beruhigte mit seiner eher sanften Ausstrahlung und seinem zurückhaltenden Grundcharakter. Hier fühlte sich das Chaos Quartett behutsam ein, bis es im dritten Satz die Unruhe des Scherzos auffängt, um sich energisch im Finalsatz dem lebensbejahenden Impetus und der Spielfreude hinzugeben.

Nicht „nur“ Filmmusik

Nino Rota, italienischer Komponist, ist bekannt für seine Soundtracks zu Filmen wie Fellinis “La dolce vita“, Luchino Viscontis „Il gattopardo“ und Francis Ford Coppolas „Der Pate“. Er selbst sah sich immer als spätromantischer Komponist. Schon 12jährig stand der 1911 in Mailand geborene am Pult und dirigierte ein vier Jahre vorher komponiertes eigenes Oratorium.

Preisträger
Yubeen Kim, Junhyung Kim und Eszter Kruchió (v.l.). Foto: MV

Dem Trio für Flöte, Violine und Klavier, 1958 komponiert, entlockten Eszter Kruchió, Yubeen Kim und Junhyung Kim treffend ein über die Tempoangabe hinausgehendes Temperament. Sich im Tanzeifer wiegend und zuspielend fühlten sie von Beginn an den musikalischen Sinn dieser Komposition. Der täuschenden Ruhe des Andante sostenuto kamen sie spannungsvoll auf die Spur und in der Ausgelassenheit des Allegro vivace e con spirito führte der Pianist mit einem Augenzwinkern den vermeintlich eigenen Tanz von Violine und Flöte gekonnt an.

Kammermusik der Romantik

Eines der beliebtesten Werke der Kammermusik, das Klavierquintett op. 44 in Es Dur von Robert Schumann, begründete 1842 diese Form. Das Chaos Quartett und der Pianist Junhyung Kim spielten es mit beherzter Frische, von tragendem Elan durchzogen. Enthusiastischer Schwung und lyrisches im Allegro brillante, schmerzvolle Traurigkeit stockender Schritte im Trauermarsch, Wildheit und Zittern bis zum Scherzo. Dem Zitat eines Clara und Robert Schumann teuren Quintenthemas, der für ihre junge Liebe stand, folgte ein überzeugend schaurig gelungener Moll-Reigen. Der Abschluss wuchs emotional bis zur Apotheose des Fugato in jubelnder Lebendigkeit. Ein Triumph der Musik und der fabelhaften Interpreten.

Das nächste Konzert im Rahmen der Reihe „Podium für junge Solisten“ findet am 24. Juni um 19 Uhr im Barocksaal Tegernsee statt: Meisterklasse: Studierende der Flötenklasse Prof. Andrea Lieberknecht und der Gesangsklasse Prof. Christiane Iven.

Zum Weiterlesen: Barocksaal für das Barbican Quartett ausverkauft

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