Normalsein ist Wahnsinn für Dich

Stefan Weyerer, Lydia Starkulla, Sarah Schill (v.l.). Foto: Veronika Reisig

Musikalische Lesung in Holzkirchen

Die Auftaktveranstaltung zur Reihe „Anders wachsen“ im Foolstheater Holzkirchen weist eine Spur zum Umdenken: Lydia Starkulla, Sarah Schill und Stefan Weyerer bilden dafür den interessanten Dreiklang.

„Einen Monat vegan leben. Ausgerechnet ich, die ich seit jeher jedem Vegetarier mein Beileid ausgesprochen habe und die wenig auf der Welt so glücklich macht wie ein fingerdickes, blutiges Rindersteak?“ Sarah Schill hat sich in einen Selbstversuch begeben. Aus ihrem Buch mit dem eindeutigen Titel „Anständig leben“ gibt sie dem Publikum an diesem Abend eine Kostprobe. Dass weder dieser Versuch noch der, einen Monat ohne Plastik auszukommen, ohne ein wenig Augenzwinkern auskommt, ist klar. Denn als Spaßbremse durch die Welt zu ziehen, die ihrer Familie nicht nur jedes Frühstück mit Hinweisen zur Massentierhaltung vermiest, kann nur ein Zustand von absehbarer Dauer sein.

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Lydia Starkulla und Sarah Schill (v.l.). Foto: Veronika Reisig

Wie lässt sich im Kleinen etwas verändern?

Und trotzdem ist es ein ernstes Thema, um das es an diesem Abend geht: Wie lässt sich im Kleinen etwas verändern in einer Welt, die immer noch maßlosen Ressourcenverbrauch, Naturausbeutung und endloses Wachstum als Maxime hat? Die Spurwechsel-Initiative des Vereins Kulturvision hat sich bereits Ende April 2016 auf einer Konferenz mit dieser und anderen Fragen beschäftigt. Hierfür entstand eine Broschüre mit Texten der Schreibwerkstatt, aus der die Schauspielerin Lydia Starkulla liest. Da geht es zum Beispiel um energieeffizientes Eierkochen oder die alltäglichen Probleme, wenn die Nachbarn mal wieder ihre Amazon-Kartons in der Altpapiertonne nicht zusammenfalten. Einen sehr eindrücklichen Text von Ines Wagner über die menschenverachtende Produktion von Billigtextilien in Indien liest Starkulla mit entsprechender Tiefe.

Der Musiker Stefan Weyerer überzeugt von Anfang an mit politischen und emotionalen Texten. Wenn er zum Beispiel ein Liebeslied mit dem Titel „Normalsein ist Wahnsinn für Dich“ betitelt. Die drei bieten ein zugleich unterhaltsames und nachdenkliches Programm, das den gelungenen Auftakt gibt zur Veranstaltungsreihe „Anders wachsen“. Unter Federführung von Monika Ziegler hat die Spurwechsel-Initiative gemeinsam mit dem Katholischen Kreisbildungswerk, Kultur im Oberbräu und anderen ein abwechslungsreiches Programm für die kommenden Monate geschnürt – von Vorträgen über eine Ausstellung ist für jeden etwas dabei, für den Normalsein mittlerweile Wahnsinn ist.

Das gesamte Programm ist nebenstehend abrufbar. Die nächste Veranstaltung findet am 18. Oktober um 19 Uhr, nicht 20 Uhr, wie im Programm steht, in der vhs Holzkirchen statt. Im Vortrag „Was heißt Anders wachsen?“ geht es um regionale Alternativen zum Wachstumswahn.

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