Heilige Notburga - besinnungsweg am Achensee

Besinnungsweg auf Spuren der Heiligen Notburga

„Der Welt Schlüssel heißt Dienmut“ (Christian Morgenstern) – gespendet und betreut vom Laufteam Achensee. Foto: IW

Ausflug zum Achensee

Zwischen Maurach und Pertisau am Achensee führt der etwa zwei Kilometer lange „Dien-Mut-Besinnungsweg“ durch den prächtigen, Schatten spendenden Wald. Achtzehn Stationen laden mit Installationen und Kunstwerken zum Ausruhen und Innehalten, zur Besinnung und stillen Andacht ein.

Etwa 200 Meter nach dem Seehotel St. Hubertus auf halbem Wege zwischen Maurach und Pertisau am Seeufer geht’s hinein in den erfrischend kühlen Wald – selbst bei hochsommerlicher Hitze. Das Licht schimmert tanzend durch die Bäume, wenn sich der „Dien-Mut-Besinnungsweg“ vor den Füßen durch den Wald schlängelt und die Straßengeräusche schnell leiser werden. Er wurde von einer großen Gemeinschaft Ebener – von Vereinen bis hin zu vielen Privatpersonen – auf dem alten „Bärenbadweg“ angelegt.

Notburga Glaubensweg - Ruihebänke
Viele Ruhebänke bieten den müden Wandernden „Rast auf dem Weg“. Foto: IW

Der Weg steigt leicht und ebenmäßig an und ist damit leicht begehbar. Laute Menschen soll er in die Stille führen, Gestressten Ruhe bieten, Traurigen Hoffnung schenken, den Verdienern das Dienen lehren und den Zweiflern eine Ahnung von Gott schenken. Er lädt dazu ein, auf die Vogelstimmen zu hören, auf das Rauschen der Baumwipfel und die Stimmen des Waldes – und vielleicht auch den leisen Stimmen im Inneren zu lauschen, die man selbst gern überhört im lauten, stressigen Alltag. „Die Kultur der Seele ist die Seele der Kultur“, so die Initiatoren des Weges.

Gleich am Anfang begrüßt das Wahrzeichen der Notburga die Wanderer und Spaziergängerinnen: eine große Sichel, die an das Sichelwunder der Heiligen erinnert. Als mutige Dienstmagd setzte sie sich selbstlos für die Armen und Mittellosen ein. Sie wird im Alpenraum überall verehrt.

Notburga-Besinnungsweg - Bücken
Buck di nieda, mach di kloan…. Foto: IW

Unter der Sichel am Wegbeginn finden sich in einem Kasten Flyer, welche den Weg mit Psalmen und Sinnsprüchen zu den einzelnen Stationen begleiten. Bald erreicht man ein Tor, unter dem sich jeder hindurch bücken muss: „Buck di nieda, mach di kloan, der Herrgott nimmt Gebäugte an“, soll es versinnbildlichen. Oder mit Lukas: „Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht.“ Dabei sind es auf dem Weg nicht nur die einzelnen von Künstlern und Handwerkern, Vereinen und Gemeinschaften geschaffenen Stationen, die den Reiz des Weges ausmachen, sondern ebenso die Natur. Bäume, die mit ihren grünen Flügeln als Schatten dienen, Quellen, die leise fließen, herrliche Panoramaaussichten auf den See.

Notburga- besinnungsweg Ich habe dich in meine Hand geschrieben
„Ich habe dich in meine Hand geschrieben“ (Jes 49, 16) – gestiftet vom Verein Freunde der St. Notburga. Foto: IW

Dabei tauchen auch immer wieder Fragestellungen auf, die zu Stille und Demut hinführen: Warum ist dieser Brunnen leer – warum fließt kein Wasser mehr? Die Vorbeiwandernden sind aufgefordert, ihn zu füllen – mit Liebe und mit Mitgefühl, für den anderen und auch für sich selbst, denn: „Gibt’s im Land koa Lieb mehr, stirbt die Quell, der Brunnen leer.“

Sitzgelegenheiten, Steighilfen und Geländer, Rastplätze und Bänke säumen den Weg, der bald sanft in die Höhe steigt und bei der Rodelhütte in Pertisau endet. Dazwischen immer wieder die Einladung: Raste und staune. Auf dem gleichen Weg geht’s zurück, alternativ kann man bei der Rodelhütte hinab nach Pertisau steigen und am Seeuferweg zurückgehen zum Hubertuswirt. Am Seespitz kann man auch die Achenseebahn nehmen, die älteste Dampf-Zahnradbahn Europas, und bis nach Eben fahren. Dort stehen die Pfarrkirche St. Notburga und ein der Heiligen gewidmetes, gleichnamiges Museum.

Notburga Besinnungsweg - Markus Thurner - der dienende Gott
„Der dienende Gott“ – Christusskulptur aus Zirbe von Bildhauer Markus Thurner. Foto: IW

Kein Wunder, dass man gerade auf Ebener Flur vielen Zeugnissen der dienenden und mutigen Magd begegnet. Nach einem hartherzigen adeligen Dienstherren hat sie in Eben am Hof des Spießbauern als Magd gedient – und sich dort mutig ihrem Dienstherren entgegengesetzt, um die Rechte der Armen zu wahren, etwa das Recht auf einen Feierabend, um das Abendgebet zu verrichten. Das Wort „Dienmut“, nach dem der Weg benannt ist, kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „Mut zum Dienen“ – ganz im Sinne Notburgas.

St. Notburga Stele von Markus Thurner
Die bronzene St. Notburga Stele von Markus Thurner steht vor der St. Notburga Pfarrkirche in Eben. Foto: IW

Zugleich erinnert der Weg an alle Menschen im Achental, die auch heute noch im „Dienst am Menschen“ beschäftigt sind: von den Berg- und Wasserrettern über die Gastgeber und Skilehrer bis hin zu den Pflegekräften im Wohn- und Pflegezentrum Haus St. Notburga, das sich ganz in der Nähe des Notburga Museums in Eben befindet. Im Eingangsbereich des Pflegeheims steht eine Notburga-Skulptur aus Zirbenholz, geschnitzt von Mauracher Bildhauer Markus Thurner. Von ihm stammt auch eine Notburga-Skulptur auf dem Ebener Friedhof, neben dem Portal der Kirche. Sie zeigt eine Vielzahl von Händen – gebende und nehmende.

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Der Besinnungsweg ist ganzjährig gut begehbar. Die Öffnungszeiten des Notburga Museums finden Sie auf der Webseite. Zur Achenseebahn geht es hier.

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