Bezaubernde Tänze und tiefgründige Gedanken

Irene Gwisdalla und ihre Ballett-Schützlinge freuen sich über den großen Applaus. Foto: CS

Internationales Musikfest am Tegernsee 2025 – Ballett am See

Im Rahmen des Internationalen Musikfests am Tegernsee und der 950-Jahr-Feier der Gemeinde Gmund führte die Tanzschule „Ballett am See“ von Irene Gwisdalla am Montag „Die verschwundenen Dinge“ in der Tenne von Gut Kaltenbrunn auf. Mit Hingabe, Leidenschaft und Anmut begeisterten die kleinen und großen Tänzerinnen das Publikum.

Mit weißen Tutus und großen Schleifen im Haar stehen die sieben- bis neunjährigen Elevinnen der Ballettschule „Ballett am See“ in anmutigen Posen auf der Bühne. Die drei Solistinnen Lisa Strohmeier, Annabelle Albrecht und Julia Seitz halten große, goldene Schlüssel in der Hand. Mit dem Stück „Aufziehpuppen – Mechanic Dolls“, inspiriert vom klassischen Ballettstück Coppelia des französischen Komponisten Léo Delibes, beginnt der Tanzabend in der Tenne. Gekonnt puppenhaft bewegen sich die kleinen Tänzerinnen zur Musik.

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Seit 35 Jahren führt Irene Gwisdalla Ballett am See

Das Thema der gesamten Aufführung lautet „Die verschwundenen Dinge“. „Wir erleben und definieren uns durch die uns umgebenden Dinge, sie prägen unser Leben und unsere Stimmungen“, erklärt Irene Gwisdalla, die die Tanzschule seit 35 Jahren mit Liebe und Leidenschaft führt und die Stücke choreografiert hat. „Aber irgendwann trägt der Fluss der Zeit sie mit sich fort und sie verschwinden“, bemängelt sie.

Gerade anlässlich der 950-Jahr-Feier Gmunds wolle sie sich mit ihren Schülerinnen und dem Publikum auf die Suche begeben und an vergangene Kultur und Tradition erinnern. „Ihre Leidenschaft erweckt die Bühne zum Leben und lässt uns in eine Welt voller Emotionen und Geschichten eintauchen“, freut sich Bürgermeister Alfons Besel in seiner Ansprache.

Internationales Musikfest Tegernsee, Ballett am See
Mit Hingabe und Leidenschaft führen die Ballettschülerinnen ihre Stücke auf. Foto: CS

Eines dieser verschwundenen Dinge ist etwa das Grammophon, „eine schlafende Schönheit“, die sie mit der „Traum-Arie“ aus der Oper Manon von Jules Massenet zum Leben erweckt. Zum Gesang von Beniamino Gigli, einem der größten italienischen Operntenöre des 20. Jahrhunderts, tanzt Solistin Lisa Strohmeier graziös über die Bühne. „Ein Stück mit einem Grammophon, einem Relikt aus anderen Zeiten zu gestalten – ein Traum“, schreibt Irene Gwisdalla im Programmheft. Auf den Tenor Beniamino Gigli stieß sie während ihrer eigenen Gesangsausbildung – sein Belcanto berührte sie tief.

Schauspielerin und Sprecherin Ilena Gwisdalla liest lyrische Texte

Auch die Schönheit der Sprache verschwinde mehr und mehr, bemängelt die Tanzpädagogin. Wieder aufleben lässt sie sie mit dem Gedicht „Märchen“ von Heinrich Heine, zu dem sie eine Choreografie gezaubert hat, die Solistin Ursula Nanz ausdrucksstark interpretiert. Vorgelesen hat das Gedicht die Schauspielerin und Sprecherin Ilena Gwisdalla. Bekannt aus Fernsehserien wie „Rosenheimcops“ und „Lena Lorenz“ betritt sie am Abend mehrfach die Bühne, um lyrische Texte aus Beni Eisenburgs Buch „Einst und Jetzt im Tegernseer Tal“ zu präsentieren.

Internationales Musikfest Tegernsee, Ballett am See
Eine eindeutige Botschaft beim Stück „Message in the bottle“. Foto: CS

Einer der Höhepunkte am Abend ist das kleine Tanzstück zu „Message in a bottle“ von Police. Lisa Strohmeier, Annabelle Albrecht und Julia Seitz tanzen dazu gemeinsam auf der Bühne. Am Ende wird ein großes Banner aus der Flasche gezaubert und von den Frauen über die Bühne gespannt. Es trägt die Botschaft: „Tanz dich glücklich“.

Großes Finale zum Kanon von Johann Pachelbel

Neben vielen kleinen amüsanten Tanzstücken wie etwa zu „The Typwriter“ von Leroy Anderson und „Mr. Postman“ von den Beatles endet der Abend festlich und nachdenklich. Zum Kanon des Barock-Komponisten Johann Pachelbel defilieren alle Tänzerinnen über die Bühne. Ein wunderschönes Bild, denn alle tragen eine Rose in der Hand.

„Wir leben in einer Symphonie aus Reizen und Überhitzungen“, schreibt Irene Gwisdalla über das Finale, das sie „Zeit der Ruhe“ nennt. „Wann gibt es noch die ungeteilte Aufmerksamkeit und Hingabe, das ruhige, würdevolle Umgehen miteinander?“ Mit dieser berechtigten Frage und einem Riesenapplaus endet der Ballettabend in der Tenne.

Internationales Musikfest Tegernsee, Ballett am See
Das große Finale. Foto: CS

Das Internationale Musikfest findet noch bis 10. Juli statt. Mehr Informationen unter musikfest-am-tegernsee.de.

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