Berthold Grabmeier, Ausstellung, Holzkirchen, Autohaus Steingraber

Liebe, Leiden, Tod und die Linie

Berthold Grabmeier vor seinen Bildern im Autohaus Steingraber in Holzkirchen. Foto: CS

Vernissage in Holzkirchen

Am vergangenen Donnerstag eröffnete in der Galerie des Autohauses Steingraber in Holzkirchen eine neue hochkarätige Schau: Mit dem Titel „Linien – Umrisse – Figuren“ zeigt der in Regensburg geborene Künstler Berthold Grabmeier seine beeindruckenden Werke aus den letzten drei Jahren.

Ganz oben auf der Galerie im Autohaus Steingraber hängen sie eng beieinander – über 40 Werke des Künstlers Berthold Grabmeier. Kleine Bilder etwa, 35 mal 35 Zentimeter, die mit Buntstift auf Pappe scheinbar eine wilde, abstrakte Linienführung zeigen. Aber auch viele großformatige Bilder, in denen der Künstler mit Buntstift, Bleistift und Acryl Figuren auf Leinwand malt – flach, rudimentär, umrisshaft, ohne Gesichter, aber mit einer unglaublichen Ausdruckskraft.

Berthold Grabmeier, Ausstellung, Autohaus Steingraber, Holzkirchen
Insgesamt sind über 40 Bilder von Berthold Grabmeier im Autohaus Steingraber zu sehen. Foto: CS

So etwa ein Bild eines umschlungenen Paares, unter denen sich Totenfiguren stapeln. Mit gespenstisch leeren Augenhöhlen, langen Armen und gespreizten Händen, die nach etwas zu greifen scheinen – auch nach dem Paar.

Turbulente Szenerien in den Bildern von Berthold Grabmeier

Dieses Motiv greift der Künstler häufig auf und variiert es: Paare, die in dramatischen Positionen zusammenstehen, und immer wieder die Totenfiguren, die sie umgeben, sie umschlingen oder nach ihnen greifen. „Die Figuren vereinen und verbinden sich, verknüpfen und vernetzen sich, es entsteht ein emotionaler Kosmos, eine turbulente Szenerie, ein mitunter dramatisches Geschehen, geprägt von starken Gegensätzen“, sagt Dr. Alexander Glas, Professor für Kunstpädagogik an der Universität Passau, in seiner Laudatio bei der Vernissage.

Berthold Grabmeier, Ausstellung, Autohaus Steingraber, HolzkirchenHorst Hermenau, Berthold Grabmeier und Alexander Glas (von links). Foto: CS

Das Werk und die künstlerische Entwicklung von Berthold Grabmeier kennt er gut, denn die beiden haben zusammen an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert. Auch der Holzkirchner Künstler Horst Hermenau, der die Ausstellung im Autohaus organisiert hat, war ein Studienkollege der beiden.

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Harmonie allein kommt selten vor

Es sei die Erfahrung der Polarität, die der Künstler uns wiederholt vor Augen führe, erklärt Alexander Glas weiter: Sie gehöre zum täglichen Sein zwischen Nähe und Distanz, Ordnung und Chaos, Werden und Vergehen sowie Harmonie und Konflikt. Deshalb käme Harmonie allein in Berthold Grabmeiers Bildern eher selten vor.

Eine Ausnahme stellen etwa drei kleinformatige Mutter-Kind-Bilder dar, die untereinander an der hinteren Wand der Galerie hängen. Sie zeigen eine ungetrübte Symbiose: Mutterfiguren, die ihre langen Arme wie einen Schutzwall um ihr Kind halten und Kinder, die die Arme nach ihnen ausstrecken.

Figuren geraten in Bedrängnis in Berthold Grabmeiers Bildern

Ansonsten machen Berthold Grabmeiers Werke deutlich, dass Harmonie stets in Verbindung mit anderen Elementen steht. „Da, wo sie auftaucht, ist der Gegenpol nicht fern“, betont Alexander Glas. „Die Figuren geraten in Bedrängnis, sie sehen so aus, als ob sie starken Kräften ausgesetzt sind.“ Genau darin läge ihre Kraft.

Berthold Grabmeier, Ausstellung, Autohaus Steingraber, 2025
Der Tod schleicht sich ins Bild ganz links. Foto: CS

Um diese divergierenden Kräfte in Berthold Grabmeiers Werken noch besser herauszuarbeiten, greift Alexander Glas auf die griechische Mythologie zurück. So sei Harmonia, die Göttin der Eintracht, das Ergebnis eines Ehebruchs von Aphrodite, der Göttin der Liebe, mit dem Kriegsgott Ares. „Harmonia ist also das Resultat des Gegensätzlichen, der Vereinigung von Schönheit und Gewalt und somit der Gleichklang des Verschiedenen“, betont er.

Ähnlich sei dies auch mit den Gegenspielern Eros, Gott der Liebe, und Thanatos, Gott des Todes.  „Wie ein Memento mori schleicht er sich bei Berthold Grabmeier ins Bild“, sagt Alexander Glas und zeigt auf eine Totenfigur in einem seiner Bilder. Er verbreite aber nicht Angst und Schrecken, sondern gehöre einfach dazu, sagt er.

Gestaltungselement der Linie steht für Berthold Grabmeier im Mittelpunkt

Für Berthold Grabmeier selbst steht im Mittelpunkt der Schau aber das Gestaltungselement der Linie. „Sie kann frei sein, aber auch gebunden und durch geschlossene Umrisse Figuren bilden“, sagt er. Die Linienkomposition und die Umrisslinie bilden nicht nur die menschlichen Figuren, sie setzen sie auch zueinander in Beziehung, so der Künstler weiter.

Berthold Grabmeier, Ausstellung, Autohaus Steingraber, Holzkirchen, 2025

Liebe und Tod sind wichtige Themen in Berthold Grabmeiers Bildern. Foto: CS

„Die Kraft der Linie soll das Bild bestimmen, aber gleichzeitig auch eine inhaltliche Botschaft transportieren.“ Was diese Botschaft ist, überlässt er weitgehend dem Betrachter. So verzichtet er auch bewusst darauf, seine Werke zu betiteln, um den Blick darauf nicht zu verstellen oder in eine bestimmte Richtung zu lenken. Was der Betrachter in diesen kraftvollen Werken außer Liebe und Tod noch sieht, liegt daher ganz bei ihm.

Die Ausstellung ist noch bis zum 5. Juli in der Galerie im Autopavillon Steingraber zu sehen. Adresse: Robert-Bosch-Str. 1, 83607 Holzkirchen. Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-13 Uhr.

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