Maremma

Wildschweine, Tuffsteine und Thermen

Pitigliano in der Maremma. Foto: MZ

Reisetipp von KulturVision

Sie scheint noch immer ein Geheimtipp zu sein, die Maremma in der südlichen Toskana zwischen Siena und Rom. Jedenfalls treffen wir nur wenige Touristen, dafür auf sehr freundliche Italiener und eine traumhaft schöne ruhige Landschaft, endlose einsame Sandstrände und eine jahrtausendalte Kultur.

Unsere Unterkunft nennt sich Paradisino und es ist in der Tat ein kleines Paradies, an einem Fluss direkt hinter dem Strand gelegen, zu Fuß zwei Minuten ans Meer, das jetzt im November noch warm genug zum Baden ist. Der Strand nahezu menschenleer. Wir probieren mehrere Strände aus, den unsrigen bei Ansedonia, bei Grosseto, bei Porto Ercole, überall dasselbe, klares Wasser, kein Unrat am Ufer, keine Menschen.

Maremma
Strand Ansedonia. Foto: MZ

Ansedonia ist ein Ortsteil von Orbetello und liegt auf einer Landzunge auf einem Hügel etwa 100 Meter über dem Meeresboden auf dem Gebiet einer alten römischen Siedlung. Auf der Spitze des Felsvorsprungs sind sehenswerte Ausgrabungen der antiken Stadt Cosa zu sehen, zudem hat man einen herrlichen Blick über die Bucht hinüber nach Monte Argentario. Ein archäologisches Museum lädt dazu ein, sich näher mit den Funden zu befassen. Hier oben gibt es prächtige Villen, wir entdecken Mimosen, die Bougainvillea blüht in voller Pracht.


Römische Siedlung auf Ansedonia. Foto: Petra Kurbjuhn

Monte Argentario ist eine Halbinsel, die von Orbetello aus nördlich über einen Damm mit dem Auto oder über einen Fußgängerdamm südlich erreicht werden kann und vom Monte Telegrafo mit 635 Meter Höhe überragt wird. Wir entscheiden bereits am ersten Urlaubstag, die Insel mit dem Auto zu erkunden. Erstes Ziel ist Porto Santo Stefano, im Hafen staunen wir über die teuren Yachten und erfahren, dass dieser Ort insbesondere von den Reichen bewohnt werde. Von hier geht auch ein Schiff zur Insel Giglio, die traurige Berühmtheit erlangte als hier ein Kreuzfahrtschiff auf Grund lief.

Maremma
Hafen von Porto Santo Stefano. Foto: MZ

Wir fahren die Panoramastraße Richtung Norden und dann Westen durch unberührte Natur, keine Ortschaften, ab und zu eine Stichstraße hinunter ans Meer. Später lesen wir bei Wikipedia: „Einerseits haben Umweltschützer eine großflächige Bauspekulation verhindert und andererseits sind weite Teile der zerklüfteten Küste als weiträumig eingezäunte und geschützte Residenzen vermögender Privatiers und internationaler Prominenz eigengenutzt.“


Panoramastraße Argentaria. Foto: MZ

Die Sonne verzieht sich, Nebel kommt auf, die Straße wird enger, schlaglochübersät und endet plötzlich. Später lesen wir: „Eine Umrundung des gesamten Gebirgsmassivs ist mit einem normalen PKW nicht zu empfehlen, da beide Enden der asphaltierten Straße nur von einer schmalen Schlagloch-Piste verbunden werden.“ Wir fahren weiter, Graupelschauer, keine Sicht, rechts geht es hinunter zum Meer, links die Felswand empor, nein, nicht empfehlenswert, und wir sind dankbar, als wir endlich in Porto Ercole ankommen und uns mit Pizza und Wein stärken können.


San Lorenzo in Grosetto. Foto: MZ

Nach dem Abenteuer ist Besichtigung angesagt. Grosetto als Zentrum der Maremma wartet mit einer sehenswerten Innenstadt auf. Der Dom San Lorenzo ist in der charakteristischen italienischen Gotik mit abwechselnd beigem und rotem Kalkstein erbaut. Zu unserer Verblüffung wird gerade ein künstlicher Weihnachtsbaum aufgestellt.


Weihnachtsbaum neben dem Dom. Foto: MZ

Als Highlight des Tages aber entpuppt sich die Fahrt nach Pitigliano. Als wir um eine Straßenbiegung kommen und die Stadt in der Nachmittagssonne sehen, bleibt der Mund offenstehen. Die Stadt liegt auf einem Tuffsteinfelsen und ihre Häuser sind aus Tuffstein gebaut.

Besiedelt wurde sie bereits von den Etruskern. Die mittelalterliche Innenstadt mit ihren schmalen Gässchen überrascht immer wieder mit pittoresken Einblicken.


In Sorano. Foto: MZ

Ganz ähnlich sieht die kleinere Schwester Sorano aus, auch schon von den Etruskern besiedelt, aber das Felsplateau war wohl schon in der Bronzezeit bewohnt.


Cascate del Mulino. Foto: MZ

Ein wichtiges Ausflugsziel der Maremma sind die Thermen. Wir entscheiden uns für die „Cascate del Mulino“ in Saturnia. Das über Felsen fließende Wasser lädt zum Sitzen in zahlreichen Wasserfällen ein. Die Thermalfelder mit einer Temperatur von 37,5 °C sind kostenlos und rund um die Uhr zugänglich.


In der Therme. Foto: Petra Kurbjuhn

Ergänzend zum Baden und Besichtigen ist die Maremma auch ein ideales Gebiet zum Wandern und Radfahren. Wir sind von Ansedonia durch die Pinienwälder und den südlichen Damm hinüber nach Argentaria gewandert.


Im Pinienwald. Foto: MZ

Der Wald voller Wildschweinsuhlen, aber gesehen haben wir ein Wildschwein erst, als wir mit dem Auto bei einer roten Ampel halten mussten, und das Wildschwein vergnügt die Straße querte.


Wanderung von Ansedonia nach Porto Ercole. Foto: MZ

Fazit: Die Maremma ist sehr empfehlenswert, vieles konnten wir in einer Woche nicht machen, etwa den Safaripark oder auch die Wanderung auf den Monte Telegrafo oder die Überfahrt nach Giglio, so bleibt die Maremma ein Ziel für die Zukunft.

Zum Weiterlesen: Bunte Stadt und Welterbestadt

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