Carmina Burana

Von Wolfratshausen nach Holzkirchen

cantica nova beim ersten Konzert am 22. Dezember 2000 in der Segenskirche Holzkirchen. Foto: Chorarchiv

25 Jahre cantica nova

Streng genommen ist cantica nova gar kein Holzkirchner Chor – zumindest nicht von Anfang an. Denn die Sängerschar ging aus der Chorgemeinschaft Wolfratshausen hervor, mit der Dirigent Erich Rupprecht nach Holzkirchen umzog, aber schon bald danach die Leitung abgab. Es musste eine Nachfolge her, in einem strengen Auswahlverfahren setzte sich Katrin Wende-Ehmer im Herbst 2000 als neue Chorleiterin von cantica nova holzkirchen durch.

Bereits für den 10. Oktober war die erste Probe im Annaheim angesetzt, tatsächlich fand sich eine stattliche Zahl an sangesfreudigen Menschen ein. Dank einer Werbeoffensive mit überall in Holzkirchen verteilten Handzetteln wuchs der Chor rasch, nur an Tenören und Bässen fehlte es. „Leider können die Männer nicht lesen“, schrieb Imelda Muth süffisant ins bis heute lückenlos von ihr geführte Chorarchiv. Zwar konnten einige Männer bald darauf doch noch lesen und füllten die Reihen hinter den Frauenstimmen auf. Das Problem ist aber geblieben, auch ein Vierteljahrhundert später könnten es durchaus einige tiefe Stimmen mehr sein.

Carmina Burana
cantica nova heute in St. Josef. Foto: privat

Fast auf den Tag genau 25 Jahre nach der ersten Probe feiert cantica nova holzkirchen an diesem Wochenende sein 25-jähriges Bestehen mit zwei Festkonzerten in Miesbach (Samstag, 18 Uhr, Waitzinger Keller) und Holzkirchen (Sonntag, 18 Uhr, St. Josefskirche). Es passt gut, dass der Chor zum Jubiläum die Schicksalsgöttin anruft. „O Fortuna“ heißt es im Eingangsstück der berühmten Kantate „Carmina Burana“ von Carl Orff, die beide Male aufgeführt wird. Das Schicksal hat es gut gemeint mit den Sängerinnen und Sängern. Seit der Gründung ging es steil bergauf. In 25 Jahren kamen mehr als 100 Auftritte zusammen, vier CDs zeugen von der Güte des Chores, es wurden Auszeichnungen bei Chorwettbewerben sogar im Ausland eingeheimst, mehrfach war cantica nova im Radio zu hören, Gastspiele führten die Sängerinnen und Sänger nach Frankfurt, Stuttgart, Leipzig oder Dresden. Nicht einmal die scheußliche Corona-Pandemie konnte dem Chor etwas anhaben, sofort nach dem Lockdown ging es munter weiter.


Chorleiterin Katrin Wende-Ehmer. Foto: Heike Hering-Haas

„Ich erfuhr erst nach und nach, welch hochkarätige Dirigentin wir damals gewinnen konnten“, erinnert sich Gundi Kneschaurek an die Anfänge mit der „Neuen“ am Dirigentenpult. Die Rhythmik-Pädagogin ist als eines der wenigen Gründungsmitglieder noch immer dabei. „Katrin hat mich überzeugt mit klaren Vorstellungen, die sie in bildreiche Sprache umzusetzen wusste, damit wir uns ihrem Klangideal annähern konnten. Nie war sie ganz zufrieden, dennoch sehr geduldig.“

Am 22. Dezember 2000 gab der neugegründete Chor in der Holzkirchner Segenskirche sein erstes Konzert. Auf dem Programm standen Werke mit Solisten und Orchester von Vivaldi, Händel und Saint-Saens, Katrin Wende-Ehmer war also gleich in die Vollen gegangen. Im Sommerkonzert darauf folgten Kompositionen von Bach und Mendelssohn Bartholdy.


cantica nova Kinderchor im KULTUR im Oberbräu. Foto: privat

Im Advent führte der Chor die Kantaten 1-3 des Weihnachtsoratorium von Bach auf. „Packendes Meisterwerk bewegt die Herzen der Menschen“, schrieb der Holzkirchner Merkur. 2002 wagte sich cantica nova zum ersten Mal an die „Carmina Burana“, die nach dem großen Erfolg von damals weitere Male aufgeführt wurden und nun eine Neuauflage erfahren.

Doch die ehrgeizige Dirigentin beließ es nicht bei den „Sahneschnittchen“ der Chorliteratur, sie erarbeitete in den wöchentlichen Proben und bei Probenwochenenden immer öfter auch zeitgenössische Chormusik – „ganz neue Herausforderungen für viele von uns“, wie Sopranistin Gundi Kneschaurek im Rückblick sagt. Das Holzkirchner Publikum, das cantica nova seit Jahrzehnten die Treue hält, ließ sich ebenfalls auf Kompositionen etwa von Distler, Mäntyjärvi oder Busto ein. A-cappella-Werke und Oratorien blieben im Wechsel die Programm-Schwerpunkte.

Benedikt Meurers
Benedikt Meurers mit cantica nova 2024 in St. Laurentius. Foto: Monika Ziegler

Im vergangenen Herbst fand Wende-Ehmer nach 24 Jahren an der Spitze des weit über Holzkirchen hinaus bekannten Chores, dass es Zeit zum Aufhören wäre. Bei ihrem Abschiedskonzert am 19. Oktober 2024 in der St. Josefskirche übergab sie den Dirigentenstab an Benedikt Meurers. Der studierte Kirchenmusiker erfüllte sich damit neben der Leitung der Chöre und als Organist an der Miesbacher Pfarrei Mariä Himmelfahrt seinen Lebenstraum, einen Konzertchor zu leiten.

Seit 2016 leistet sich cantica nova einen eigenen Kinderchor, der wie der Chor der Erwachsenen von einem gemeinnützigen Verein getragen wird. „Wir im Vorstand freuen uns über die vielen, die mithelfen, wenn es um Ideen und Organisatorisches geht, von Übungshilfen über Plakate kleben bis hin zu Programmheften“, sagt die Vorsitzende Gudrun Völker. Bei den jungen canticas sind noch Plätze frei, bei den „Großen“ sind wie schon erwähnt Männer gefragt.

Einer von ihnen ist Jakob Lubecki, mit 17 Jahren derzeit der Youngster im Chor. „Singen ist etwas, das mir schon immer gefallen hat“, sagt der Bassist, dessen Mama und ältere Schwester ebenfalls bei cantica nova mitsingen. „Musik verbindet Menschen, das ist mir im Chor besonders aufgefallen. Es würde mich freuen, wenn noch weitere junge Leute zu uns stoßen, die Lust auf Singen haben.“

Carmina Burana am 25.10. um 18 Uhr Kulturzentrum Waitzinger Keller Miesbach und am 26.10. um 18 Uhr in St. Josef Holzkirchen.

Zum Weiterlesen: Benedikt Meurers im Premierenkonzert

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