Farbe – Form – Struktur

Horst hermenau: Objekte. Foto: Monika Ziegler

Ausstellung in Gmund

Sie verfolgt seit Jahren konsequent ihren Weg, die Strukturen von Bergen zu ergründen. Er beschäftigt sich mit den grundlegenden Fragen von Form und Farbe und findet immer wieder neue Ausdrucksmöglichkeiten. Evelyn und Horst Hermenau zeigen eine spannungsreiche Kombination ihrer Werke im Gmunder Jagerhaus.

Er bewundere seine Frau, sagt Horst Hermenau, mit welcher Präzision sie seit Jahrzehnten dasselbe Thema angehe, wie sie stundenlang, auch in der Kälte draußen sitze, schaue und Strukturen suche, die miteinander sprechen, wo sich etwas Neues ergebe.

Evelyn Hermenau arbeitet mit Motiven, die jeder sehen kann, an denen aber die meisten achtlos vorbeigehen, weil sie geschwind auf den Berg eilen oder im Gespräch vertieft sind. Sie setzt sich vor Berge, Felsen, Wasser, beobachtet das Spiel des Lichtes, wie es es Strukturen formt und wieder im Schatten verschwinden lässt.

Evelyn und Horst Hermenau - Zecihnungen von Evelyn Hermenau

Evelyn Hermenau: OT. Foto: Monika Ziegler

Was ihr wesentlich erscheint, hält sie vor Ort mit dem Bleistift, Pinsel oder Copicstift fest, zuweilen ergänzt sie die Schwarz-Weiß-Zeichnungen mit ein wenig Farbe. Oliv, blau, gelb. „Das ist schon mutig“, sagt sie, denn ändern könne sie das dann nichts mehr.

Evelyn und Horst Hermenau: Natur als Inspiration

Die beobachteten Schichtungen und Abbrüche der Bergformationen setzt die Holzkirchner Künstlerin in unterschiedlicher Weise um. Manche ihrer Arbeiten sind kontrastreich mit großer Plastizität, der Betrachter sieht die Tiefe, sucht automatisch einen Weg, den er in die Bergwelt nutzen könnte.

Immer ist ihr die vorgefundene Natur ein Vorbild, dient ihr zur Inspiration, aber dann macht sie sich auch wieder frei von ihr und sucht den Weg zur Abstraktion, deutet nur noch an und geht damit ein Stück weiter in ihrer Entwicklung.

In einer Serie hat sie Winterwasserbilder gezeichnet, ist täglich in klirrender Kälte in Ostin gesessen und hat die Eisbildung am offenen Wasser studiert. Eine weitere Serie enthält zusätzlich zu den Bergformationen im Vordergrund Pflanzenstrukturen, der Schwerpunkt ihrer Arbeit aber war und ist, Bergstrukturen kompositorisch zu erfassen und umzusetzen, von der konkreten Darstellung hin zur Abstraktion.

Evelyn und Horst Hermenau - Objekte

Horst Hermenau: Objekte. Foto: Monika Ziegler

Auch Horst Hermenau zeigt abstrakte Arbeiten. Auch er befasst sich mit Dingen, die üblicherweise keine Beachtung erhalten, die sogar im Abfall landen, mit Packpapier und Pappe, und gibt ihnen ihren Wert zurück. Aber der Künstler interessiert sich insbesondere mit der Zuordnung von Farbe und Form.

In den vergangenen Jahren hat er die Intensität der Farbe in seiner Malerei drastisch verstärkt. Und auch seine in Gmund gezeigten Objekte sind von auffallender Farbigkeit. Dabei setzt er besonders gern Komplementärfarben, ergänzt duch Grau, das die Farbintensität noch steigert, ein. Insbesondere sind die Schwingungen an den Rändern seiner Farbflächen spannend, da beginnt es zu irisieren, wenn man aufmerksam hinschaut. Da spürt man, dass der Künstler auch Musiker ist, hier geht es um Farbklänge.

Wenn das Leben auseinander reißt

Neben diesen rein künstlerischen Aspekten hat Horst Hermenau seinen Objekten auch inhaltliche Bedeutung gegeben, oft mit einem Augenzwinkern. Gemeinsam titeln wir ein Objekt mit Stäben „Erfreulicher Voodoo“, ein anderes heißt „Farbkreis nach Horst H.“, „Unübersichtlicher Lebensplan“ oder „Kühlen Kopf bewahren“.

In einer Serie hat er sich dem Thema Krise gewidmet, wie ein Ereignis das Leben plötzlich auseinanderreißt, aber aus dem Riss doch wieder etwas Neues entsteht. Zusätzlich zum Packpapier setzt Horst Hermenau weitere Materialien ein, er umwickelt mit Klebeband, steckt Stäbe oder setzt Wollfäden ein. In seinen Arbeiten kann der Betrachter Bedeutung ebenso entdecken wie das Zusammenspiel von Form und Farbe.

Die gestern eröffnete Ausstellung im Gmunder Jagerhaus ist bis zum 6. November freitags, samstags, sonntags und montags von 13 bis 18 Uhr zu sehen.

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf