Sonne, Seat, Schokolade

Polarlichter in Schweden oder Sonne auf Sardinien? Der Urlaub will gut geplant sein. Foto: Andreas Wolkenstein

Kulturvision fährt in den Urlaub

Was wäre der Monat August ohne das In-den-Urlaub-Fahren? Wobei – ob es beim August als Urlaubsmonat für alle, die mehr oder weniger ans bayerische Schulsystem gebunden sind, bleibt, ist ja derzeit Gegenstand einer öffentlichen Debatte. Vermutlich ist diese nicht zuletzt dem Sommerloch geschuldet, also der Spärlichkeit, mit der berichtenswerte Ereignisse im Sommer stattfinden.

In jedem Fall packen auch die Autorinnen und Autoren von Kulturvision ihre Koffer und verreisen. Nicht alle zwar, manch eine Autorin hat irgendwann „einfach aufgehört“, in den Urlaub zu fahren. Andere wiederum warten den Sommer ab, der sich nicht zuletzt durch volle Straßen (man denke an die Brennerautobahn), genervte Locals und Touristen gleichermaßen (wie zuletzt am Eibsee in Garmisch-Partenkirchen) und zu heiße Temperaturen (kann es das heuer geben?) auszeichnet, und verreisen erst im Herbst. Wohin jedoch die fahren, die eine Urlaubsreise antreten, soll dieser Urlaubsartikel hier dokumentieren. Er kann dabei möglicherweise sogar Lust machen, selbst den Weg in die (nahe) Ferne anzutreten. Die Reihenfolge der Texte folgt übrigens der alphabethischen Ordnung der Nachnamen unserer Autorinnen und Autoren. Eine Präferenz für Urlaubsziele ist damit nicht verbunden. Die dürfen sich unsere Leserinnen und Leser selbst entwickeln.

Vom Allgäu über Österreich an den Gardasee

Selina Benda
Da wir in diesem Jahr schon eine große Fernreise hatten, erkunden wir diesen Sommer die schönen Ecken Süddeutschlands mit unserem Dachzelt. Im Allgäu geht es etwa zum Hopfensee – dem kleinen, aber nicht weniger schönen Bruder des überlaufenen Forggensees – und dann zur Höllschlucht. In der Waldwelt an der Grenze zu Österreich bewegen wir uns in luftiger Höhe und ein Abstecher zum Bodensee darf natürlich nicht fehlen. Zurück geht es über das Ravensburger Spieleland, die jüngste Reiseplanerin hat sich hierfür eingesetzt.

Anja Gild
Nichts sehen, nichts hören, nichts wollen – einfach fünf Tage nichts denken. Das ist mein Ziel, wenn mein Jahresurlaub für fünf Tage am Gardasee stattfindet. In einem Appartement, das ich kenne. In einer Umgebung, die ich nicht mehr erkunden muss. In einer Atmosphäre, wo ich einfach alle Viere von mir strecke und die Zeit Zeit sein lassen kann.

Anschi Hacklinger
Nachdem ich zwei Wochen in den Pfingstferien weg war, werdens jetzt Kurzurlaube: Ein Weihnachtsgeschenk für meine großen Kinder – wir treffen uns in der Zotter Erlebniswelt in Riegersburg, Österreich. Schokolade in allen Facetten von der Herstellung übers Probieren bis hin zum Friedhof für verworfene Sorten. Und eine Wochenend-Radltour auf dem Bodensee-Königssee-Weg.


Eines der Highlights im Allgäu: Das Schloss Neuschwanstein. Foto: pixabay

England, Schweiz und das heimische Gebirge

Hannah Miska
Mein Mann ist Engländer und lebt mit mir am Schliersee. Damit das Heimweh nicht allzu groß wird – zu den Freunden, zur Familie und zu allen englischen Gepflogenheiten – fahren wir (mindestens) einmal im Jahr ins Königreich. Weil wir im Sommer nicht verreisen, waren wir dieses Jahr schon im April in Yorkshire – in den landschaftlich spektakulären North Yorkshire Moors: einem Nationalpark, der von einer riesigen Heidelandschaft und Schafen geprägten Hochebene im Nordosten Englands geprägt ist. Die bis zu 200 Meter steilen Nordseekliffs, die ebenso schöne wie historische Hafenstadt Whitby, in der James Cook als Seefahrer ausgebildet wurde und Graf Dracula mit seinem Schiff anlandete, entzückende kleine Dörfer mit Cafés und Pubs, die entweder zum Afternoon Tea und zu Scones einladen oder zu einem Pint Ale, sowie herrliche Fernwanderwege machen diese Gegend Englands zu einem herrlichen Urlaubsziel.

Letztes Jahr haben wir Brighton besucht – eine quirlige, junge Stadt mit viel Kunst und Kultur jenseits des Mainstreams – und sind anschließend in dem kleinen Dörfchen Amberley in West Sussex mit seinen reetgedeckten Cottages eingetaucht in eine Welt, die sich seit Shakespeare-Zeiten nicht verändert zu haben scheint.

Noch längst haben wir nicht alles bereist in England und Schottland – aber eines ist sicher: Schön ist es nahezu überall im Königreich.

Karin Sommer
Ich packe die neunjährige Leela in meinen in die Jahre gekommenen Seat und fahre mit ihr in ein altes Haus von Freunden in die Schweizer Berge. Fünf Menschen, fünf Nationalitäten zwischen 9 und 64. Vier Muttersprachen, fünf, wenn wir österreichisch gelten lassen. Wandern, kochen, reden, schwarzer Peter und vielleicht ein paar Sternschnuppen am Himmel, an Leelas Geburtstag. Bevor wir nicht zumindest eine gesehen haben, gehen wir nicht ins Bett.


An warmen Abenden nach Sternschnuppen Ausschau halten: Ein Muss in jedem Sommer. Foto: pixabay

Ines Wagner
Ich erkunde diesen Sommer die Bergwelt in Mangfallgebirge, Rofan und Karwendel – allein, mit Wandergefährten, mit der Familie. Dabei lassen wir uns vom Wetter nicht ausbremsen. Egal, ob Dauerregen oder 28 Grad im Schatten, jede Tour ist ein Geschenk. Adler haben wir schon gesehen, Murmeltiere, Gämsen, Orchideen, Wildblumenteppiche in allen Farben und all die Gipfel in der Ferne. Da werde ich immer wieder demütig vor der gewaltig schönen Landschaft hier um uns herum.

Waldviertel und Sardinien

Andreas Wolkenstein
Geplant wurde unser diesjähriger Sommerurlaub schon lange. Und das ist ungewöhnlich für uns: Normalerweise sind wir sehr spät dran und wenn wir mit Freunden verreisen – was regelmäßig vorkommt – dann sind sie es meist, die daran erinnern, endlich die Unterkunft zu buchen und Pläne zu schmieden. Dass wir erst spät in die Gänge kommen, liegt dabei ganz und gar nicht daran, dass wir keine Lust auf Urlaub hätten. Das Gegenteil ist der Fall: Unsere Nachlässigkeit im Planen ist umgekehrt proportional zur Urlaubslust. Im Grunde warten wir also ein ganzes Jahr lang nur darauf – und bereiten uns vor durch regelmäßiges gegenseitiges Versichern, wir seien jetzt schon urlaubsreif – wieder weg zu können.

Eine Vorgabe, die wir uns nicht immer, aber immer wieder, machen, ist es, jedes Jahr ein neues Land zu bereisen. Im vergangenen Jahr waren wir zum ersten Mal in Schweden, das uns mit traumhaften Landschaften, wunderbarem Wetter und lieben Menschen begeistert hat. Heuer sollte es trotz guter Wettererfahrungen in Skandinavien wieder in den Süden, in die Sonne, gehen. Ich gebe es zu: Wir sind sehr sonnenbedürftig. Doch wohin? Zur Auswahl stand Griechenland, auch Thailand war im Gespräch, geworden ist es Italien. Ja, da waren wir schon, mag man einwenden. Aber es geht nach Sardinien. Und nach allem, was man von erfahrenen Sardinienurlaubern hört, ist diese Insel einzigartig. Sie gehört zwar zu Italien, stellt aber wohl eine eigene Kategorie dar. Wir freuen uns sehr darauf (seit gut einem Jahr schon) und ich bin mir sicher, dass uns Sardinien genug Gründe geben wird, bei unserer Rückkehr im September schnell wieder den nächsten Urlaub zu planen. Urlaubsreif werden wir da allemal sein – und es liegt gewiss nicht daran, dass der Urlaub anstrengend ist…

Granit im Waldviertel
Granitsteine im österreichischen Waldviertel als Kraftorte. Foto: Monika Ziegler

Monika Ziegler
Mein Urlaubsziel ist seit 21 Jahren dasselbe. Langweilig? Nein, das Waldviertel ist mein Kraftort, hier tanke ich auf. Die großen Granitsteine sollen aufgrund ihres Urangehaltes Energiespender sein, ich glaube daran und schon wirkt es. Zudem habe ich hier mein Biofitnesscenter. Ich muss nicht an Geräten strampeln, sondern halte mich bei der Gartenarbeit auf 3000 Quadratmetern fit und erzeuge zudem reichlich echte Bio-Produkte für Freunde und Familie. Und der Geist? Der wird im Homeoffice für KulturVision fit gehalten aber auch bei unserem Kulturpartner, der Kulturbrücke Fratres, im Wald4tler Hoftheater oder der Galerie Reinberg. Und letztlich sind die Begegnungen mit den Menschen eine Bereicherung, von der Nachbarsbäuerin angefangen bis hin zu Armin Thurnher, dem „Falter“-Gründer oder Oscarpreisträger Michael Haneke.

Ausstellungstipp: Wen beim Thema „Urlaub“ die Sehnsucht packt, kann die Ausstellung der Fotografin Simone Möller im Grünen Raum in Bad Wiessee besuchen. Ihre Werke spüren der Sehnsucht nach.

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