Tobias Hohenacker - Ausstellung im Stadtmuseum bad Tölz

Im Innersten angesprochen

Tobias Hohenacker: „Lehards“. Foto: Petra Kurbjuhn

Fotoausstellung in Bad Tölz

Prächtig geschmückte Gespanne, feierlich herausgeputzte Trachtlerinnen mit dem Fuchs um den Hals, dieses Bild drängt sich auf, denkt man an Leonhardifahrt. Eine andere Sicht präsentiert jetzt Tobias Hohenacker mit seiner Ausstellung im Stadtmuseum Bad Tölz.

Der in Dietramszell wohnende Fotokünstler hat in den Jahren 2002 bis 2006 am Kalvarienberg in Bad Tölz fotografiert. Keine Gespanne, keine Trachtlerinnen, keinen farbenfrohen Festumzug, keine stolzen Reiter. Die Arbeiten in den beiden Räumen des Museums sind sämtlich in Schwarz-Weiß und sie zeigen nahezu ausschließlich Pferdeköpfe in Nahaufnahme. Aber nicht nur.

Denn das Berührende an den Fotografien ist die Begegnung Mensch Tier. In vielen der Aufnahmen ist eine Hand im Spiel, eine menschliche Hand, die einen Zügel oder einen Zaum hält, eine Hand am Kopf des Pferdes, die sagt, wir zwei, wir sind ein Gespann. Würde man nun das Pferd vermenschlichen, dann könnte man seinen Blick als dankbar, als demütig, als vertrauensvoll interpretieren.

Tobias Hohenacker - 26/04/08A Aus der Serie "Lehards", Bad Tölz 2002-2006

26/04/08A Aus der Serie „Lehards“, Bad Tölz 2002-2006

Aber das führte zu weit. Wir wissen nicht, was in dem Tier vorgeht, wir können nur in uns aufnehmen, was Tobias Hohenacker mit seiner Kamera eingefangen hat. Große Pferdeaugen, manchmal geschlossen, manchmal offen. Wir sehen, wie das Pferd seinen Kopf geneigt hat, hin zu der menschlichen Hand und wir sind bewegt von dem Frieden, von der Stille, der Verbundenheit.

In einigen wenigen Arbeiten ist diese Verbundenheit aus dem Detail herausgehoben, zur menschlichen Hand gehört jetzt auch ein Körper, ein Kopf. Im ersten Raum ist es ein Mädchen, das ernsthaft in die Linse schaut, im zweiten Raum ist es ein Bub, der eher einen neugierigen Blick hat. Der Fotograf hat wohl bewusst Kinder ausgewählt mit ihrem noch unverfälschten Blick, mit ihrer innigen Verbindung zum Tier.

Tobias Hohenacker - 27/04/21 Aus der Serie "Lehards", Bad Tölz 2002-2006

27/04/21 Aus der Serie „Lehards“, Bad Tölz 2002-2006

Tobias Hohenacker schreibt, dass die Arbeiten lichtechte Glicée-Prints auf hochwertigem Hahnemühle Fine Art Papier eigenhändig gefertigt sind. Er arbeitet ohne Teleobjektiv, ist also ganz dicht dran. Und diese Dichte überträgt sich auf den Betrachter, der durch den Blick des Fotografen einen anderen Blick auf „Lehards“, wie die Präsentation betitelt ist, werfen darf. Der Titel weist schon darauf hin, dass es Hohenacker ein Anliegen ist, zum Ursprünglichen, zum Echten zurückzukehren.

Der Brauch, der bis auf das 15. Jahrhundert zurückgeht und während der Säkularisation untersagt wurde, ist ein religiöses Zeremoniell, bei dem die Tiere, heute insbesondere Pferde, vor dem Winter gesegnet werden, einerseits als Dank für die Arbeit als Last- und Zugtiere, zum anderen, damit sie den bevorstehenden Winter gut überstehen. Der Spruch, an der Wand angebracht, verdeutlicht dies: “Nach der Arbeit Schwere an Lehards die Rösser ehre.“ Heute verbindet sich mit der Leonhardifahrt oft auch ein Fest.

Zwei der von Hohenacker gezeigten Werke zeigen Kutschenwagen mit Schalkfrauen. Auch in Schwarz-Weiß. Der Fotograf hat sie von hinten aufgenommen. Bei einem Bild ist im Hintergrund noch eine Menschengruppe zu sehen.

Der Betrachter lenkt seinen Blick wieder auf die Bilder mit den Pferden, hier fühlt er sich im Innersten angesprochen.

„Lehards“ Fotografien von Tobias Hohenacker, Neue Galerie im Tölzer Stadtmuseum, bis 6. Dezember, geöffnet dienstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr.

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