
Lebendige Kunst
Der Künstler Teodor Buzu. Foto: MZ
Mit dem moldauischen Künstler Teodor Buzu ist KulturVision seit Jahren verbunden. Jetzt besuchten wir ihn zu seiner aktuellen Ausstellung im südböhmischen Soběslav, dessen Marktplatz mit gepflegten Renaissance Häusern aufwartet. In einem davon befindet sich das Blatské Museum. Hier lud Teodor Buzu zur Vernissage seiner Ausstellung ein.
Wir kennen den Künstler, der in Moldawien geboren wurde und an der Kunsthochschule in Charkow studierte, schon lange. Er kam der Liebe wegen nach Tschechien und ist in Tabor Lehrer an einer Kunstschule. Auf Initiative von Elisabeth Springer mit ihrem Verein „Together“ im österreichischen Waldviertel war Teodor Buzu an mehreren internationalen Kunstsymposien beteiligt, bei denen er uns auffiel.

Teodor Buzu stellt im Blatské Museum in Soběslav aus. Foto: MZ
Deshalb luden wir ihn ein, zu unserem Thementag „Liebe“ 2013 mit Michael Haneke, Erni Mangold und Agnes Palmisano in der Kulturbrücke Fratres, die Ausstellung zu gestalten. Er malte eigens dafür ganz zauberhafte luftige pastellige Bilder auf Seide.
Gemeinsam mit dem Fotokünstler Vlastimil Slabý und dem Bildhauer Tomáš Pergler gründete Teodor Buzu die Gruppe „et cetera…“. Diese Künstlergruppe kam auf Einladung des Kulturamtes Miesbach und KulturVision e.V. im Mai 2018 zu einer Ausstellung in den Waitzinger Keller ein, ein völkerverbindendes Kulturprojekt, das moderne tschechische Kunst erstmals in Bayern präsentierte.
Teodor Buzu gestaltete auch den Innenraum der Kapelle in Reingers im nördlichen Waldviertel direkt an der Grenze zu Tschechien, einem kleinen kulturellen Kleinod, in dem immer wieder Konzerte und Lesungen stattfinden.

Preludium. Foto: Teodor Buzu
Jetzt also hat Teodor Buzu neue Werke geschaffen. Zunächst fallen seine Acrylbilder in starker Farbigkeit auf, die den Blick des Betrachters in das Bild hineinziehen, sie fesseln durch ihre lebhaften Strukturen und lassen die verschiedensten Assoziationen zu. „Jedes Bild enthält eine Information“, sagt Teodor Buzu, die Bedeutung erschließe sich subjektiv für den Betrachter. Er erklärte:
Das Bild wird zu einem Teil meines Lebens. Malen ist eine Art, das Leben zu erkennen, durch die Malerei greift man in unsichtbare Wellen, greift nach einer verborgener Energie, die überall ist für diejenigen, die sie suchen und finden werden. Die Geschichte der Menschheit ist in erster Linie eine Geschichte des Geistes und des Bewusstseins.

Pyramide. Foto: MZ
Verändere die Welt – Du kannst deine Sicht auf die Welt ändern. Und dabei hilft der Kunst. Das große Geschenk, das der Menschheit gegeben ist, ist die Fähigkeit, Gefühle durch Malen auszudrücken und die Seele und damit den Körper heilen. Wo Kunst ist, ist der menschliche Raum mit Bedeutung und Substanz gefüllt.
Für mich ist die wichtigste spirituelle Bedeutung das Konzept der Stille, das ich versuche in meine Bilder einzubringen. Wenn unsere verrückte Welt auf zwei Prinzipien aufgebaut ist – Liebe und Vergebung, könnte das Leben noch besser sein, wenn man Dankbarkeit für jeden neuen Morgen hinzufügt. Und ich würde mich freuen, wenn meine Bilder eine gemeinsame Sprache mit eurer Seele finden.
Partiture. Foto: Teodor Buzu
Neben Malerei zeigt der Künstler Zeichnungen in Schwarz-Weiß mit starker Ausdruckskraft und Malerei auf Porzellan.

Zeichnungen in Schwarz-Weiß. Foto: MZ
Der Kunsthistoriker Stefan Rammer aus Passau schreibt über Teodor Buzu: „Er vermag mit dem Pinsel Geschichten zu erzählen, Geschichten vom Leben mit all seinen wunderbaren Verästelungen, im Guten wie im weniger Guten. Es ist, als möchte er mit seinen Bildern Musik machen, Musik die tröstet, befreit und die Gedanken fliegen lässt. Ein Bruder im Geiste Chagalls ist er allemal. Es entsteht ein Raum des Zaubers und des Geheimnisses, einer Kathedrale des Selbst. Die Syntax dieses Selbst hat Fülle, Farbe und barocke Gestik. Aber es fehlt dabei jeglicher Prunk, jegliches aufgesetzte Gehabe.
Pipe organ. Foto: Teodor Buzu
Teodor Buzu bildet nicht direkt ab, er ist vom Impressionismus zwar beeinflusst, aber er reißt die Folie von den Dingen, er blickt darunter und dahinter und wo nötig, hängt er wieder Schleier davor. Viele seiner Bilder halten die Waage zwischen konkreter Darstellung und abstrakter Interpretation.
Seine Malerei geht eine sympathische Bruderschaft mit expressionistischer Gegenstandsabstraktion ein, bringt indie Partnerschaft aber selbstbewusste Zeugnisse des ihn und uns umgebenden Lebens, subjektive Bekenntnisse der Welterfahrung, narrative Fiktionen ein. Der Künstler geistert nicht im sinnentleerten Raum.“

Porzellanarbeiten. Foto: MZ
Und der tschechische Kunsthistoriker Jaroslav Chobot schreibt im Katalog (deutsche Übersetzung):
„Wenn ich bewundernd die stilistische Konstanz Teodors erfüllend in seinen künstlerischen Werken kommentiere: Aquarelle, Ölgemälde – Acrylfarben und sicher auch Zeichnungen, meine ich damit die natürliche schöpferische Fähigkeit zur persönlichen künstlerischen Erfüllung des Credos, das er formuliert: Gesunde Kunst. Seine bildende Kunst ist wahrhaft gesund in ihrer Beharrlichkeit, da sie nicht die Muster individueller Persönlichkeiten und künstlerischer Bewegungen der Vergangenheit und der aktuellen „Konsum“-Mode wiederholt. Wenn ich sein künstlerisches Schaffen auf der Grundlage eines Rückblicks auf die vergangenen drei Jahrzehnte angemessen benennen müsste, müsste ich den Begriff „Lebensspanne“ als Kunst und erhebliche persönliche Ethik wählen – vielleicht lebendige Kunst.“

Cosmic Light. Foto: Teodor Buzu