
60 Jahre Konzerte auf Schloss Amerang
Schloss Amerang. Foto: Petra Kurbjuhn
Kulturtipp von KulturVision
Die Einladung unseres Kulturpartners, des Kulturforums Rosenheim, zu einem Treffen auf Schloss Amerang gestaltete sich zu einem Highlight. Ortholf Freiherr von Crailsheim lud zu einer Exklusivführung ein und informierte über die Konzerte im einzigartigen Arkadenhof.
Schon bei der Begrüßung wurde die enge Verbindung zwischen dem Kulturforum und dem Schloss klar, denn Schlossherr und Kulturforumsvorsitzender Reinhart Knirsch machen gemeinsam Musik, zu hören am 4. August, wenn zur Opern-Elektro-Soirée eingeladen wird und die traditionelle Welt der Oper mit Weltmusik, Electro, Jazz und Pop verschmilzt.
Ortholf Freiherr von Crailsheim und Kulturforumsvorsitzender Reinhart Knirsch. Foto: Petra Kurbjuhn
Er sei ein großer Opernfreund, gestand der Freiherr, der seit 30 Jahren das Schloss mit seiner Frau Giulia bewirtschaftet. Für 6,6 Millionen DM habe er das Schloss sanieren lassen und seiner jetzigen Nutzung zugeführt. Die Konzerte auf Schloss Amerang indes hatte schon sein Vater vor 60 Jahren begründet.
Der Schlossherr erzählte, dass das auf einem Felsen liegende Schloss, das sich auf einer Burg begründet, 900 Jahre alt ist und sich in 23. Generation in der Familie von Crailsheim befindet. Nach einem Brand wurde das Schloss im klassischen Stil der Renaissance im 16. Jahrhundert als Rundbau errichtet. Seinen Namen verdanke es vermutlich der alten Weizenart Emmer.
Ortholf Freiherr von Crailsheim. Foto: Petra Kurbjuhn
Nachdem es früher als Kommunalverwaltung gedient habe, sei es später zur land- und forstwirtschaftlichen Nutzung übergegangen und sei heute „ein ungewöhnlicher Bauernhof“. Ungewöhnlich ist der Schlossbau auch deshalb, weil er ganz dem Hügel angepasst ist und es in den vierzig Räumen im gesamten Schloss keinen rechten Winkel gibt.
Durch das Eingangsportal und eine kleine Vorhalle gelangt man in den Arkadenhof, das Herzstück des Schlosses, wie der Hausherr es bezeichnet, und Grund für die Bekanntheit des Bauwerkes. Der dreistöckige Arkadenhof wurde im 15. Jahrhundert von der Familie della Scala, Herren von Verona, erbaut. Hier können bis zu 440 Personen die Sommerkonzerte genießen.
Im Arkadenhof. Foto: Petra Kurbjuhn
Ortholf von Crailsheim berichtet, dass es seit zehn Jahren neben Konzerten auch Opernaufführungen mit eigenem Orchester und Sängerensemble gebe. Wir sehen das Bühnenbild von „La Traviata“, die Oper wird am selben Sonntagabend gespielt. Es sei die kleinste Opernbühne Europas und man spiele dennoch auch die großen Opern. Dabei aber, so betont der Schlossherr, lege er Wert auf Werktreue. „Die Oper sollte unter Denkmalschutz gestellt werden“, sagt er und das Publikum sei dankbar dafür. Er habe nichts gegen ein Remake, aber das müsse dann eigens ausgewiesen werden.
Quadro Nuevo und Beatles
Bei der Auswahl der Konzerte deckt der Freiherr alle Genres ab, Kammermusik, Volksmusik, Rock und Pop, Jazz und Big Band ebenso wie Operette. Hier spielen die Banana Fishbones und Dreiviertelblut ebenso wie Klaus Wittmann Ganghofer und Maximilian Brückner den Räuber Kneißl liest.
Eine italienische Operngala wird mit Django Asül ergänzt, Quadro Nuevo und Martin Kälberer spielen, A Tribute to Coldplay ist im Programm neben der Beatles Revival Band, der Perlseer Dreigesang & Alpenlandler Musikanten sind zu Gast und es gibt die sommerlichen Nachmittagskonzerte, die schon 16.30 Uhr beginnen.
Zeitreise durch die Wohnräume
Der Schlossherr führt uns über die Bühne mit dem riesigen Bühnenbild in die frühgotische Kapelle und erklärt uns, dass es sich hier um eine der ältesten evangelischen Kirchen der Region handle.
Anschließend machen wir eine Zeitreise durch die Wohnräume im Schloss, von Barock über Rokoko hin zur Gründerzeit, wir sehen das Billard- und Musikzimmer und kommen in einen Raum mit großem Esstisch, der zeigt, wie um 1900 gelebt wurde. Es habe eine Sehnsucht nach dem Alten neben Aufbruch zu Neuem gegeben, erklärt der Freiherr und weist auf das Arbeitszimmer seines Vaters mit musealem Charakter hin.
Park mit Pavillon. Foto: Petra Kurbjuhn
Begegnungen und Austausch im Pavillon. Foto: Petra Kurbjuhn
Nach Corona gibt es keine offiziellen Besichtigungszeiten des Schlosses mehr, Gruppen aber können sich zu einer Führung anmelden. Zudem können die Räumlichkeiten für Feiern, insbesondere Hochzeiten, angemietet werden.
Wir beschließen den Nachmittag mit Begegnungen der Kulturakteure, Kaffee und Kuchen, Austausch und guten Gesprächen im Pavillon mit Blick auf das imposante Schloss.
Opern-Elektro Soirée. Foto: Schloss Amerang