
Freude am Reparieren
Teamwork. Foto: Repair Café
Initiative in Holzkirchen
Das Holzkirchner Repair Café feiert im Oktober sein 10-jähriges Bestehen und ist seit seiner Gründung eine feste Einrichtung der vhs in Holzkirchen. Zweimal im Monat kommen zahlreiche Menschen mit kaputten Geräten und gehen mit wieder funktionstüchtigen nach Hause.
Die Idee dazu kam von Thomas Mandl, damals Leiter der vhs Holzkirchen, erzählt Heike Wellisch. Sie ist von Anfang an dabei, macht die Öffentlichkeitsarbeit und sitzt am Empfang, wo sie abklärt, wer das defekte Teil am besten reparieren kann. Thomas Mandl habe die Gründung initiiert und mit Herbert Klüg einen passionierten und sehr erfahrenen „Reparierer“ als Leiter des Repair Café gewinnen können.
Heike Wellisch. Foto: privat
Schnell fand sich ein kleines Team mit breitem Know-How, darunter (Fein-)Mechaniker, Elektriker, Elektroniker, PC- und HiFi-Spezialisten und vor allem viel Erfahrung und Freude an der Instandsetzung von defekten Gegenständen. Egal ob Haushaltsgeräte, Werkzeug oder Spielzeug. „Die meisten Reparierer sind Rentner, unser Ältester mit 89 Jahren ist Albert Fruhmann, ein Spezialist mit großer Erfahrung“, sagt Heike Wellisch.
177 Jahre Kompetenz. Foto: Repair Café
„Wir waren das erste Repair Café in der Region, inzwischen gibt es einige weitere, beispielsweise in Waakirchen, Tegernsee, Hausham und Gmund.“ Dadurch sei es in Holzkirchen etwas entspannter geworden, früher seien zuweilen an einem Nachmittag 40 Menschen gekommen, jetzt seien es zirka 15, immer noch genug, meint sie. Deshalb entschied das Team letztes Jahr, an zwei Freitagen im Monat zu öffnen anstatt an nur einem.
Die Motivation ist klar: Müll vermeiden, Ressourcen schonen. „Die Idee des Reparierens war verloren gegangen“, erklärt Heike Wellisch, „heute wissen wir nicht mehr, wie Geräte zu öffnen sind“. Deshalb erfordere es auch die meiste Zeit, ein neues Gerät zu öffnen. „Dazu braucht es Mut“, meint sie, denn es solle ja nicht kaputtgehen. Jeder Hersteller habe Spezialköpfe. „Wir haben eine Kiste mit entsprechenden Schraubendrehern“, verrät sie.
Die Firmen hätten kein Interesse zu reparieren. Wenn ein defektes Gerät in der Garantiezeit eingeschickt werde, bekomme man ein neues zurück. „Wir machen dem Fachhandel keine Konkurrenz“, betont Heike Wellisch, Reparaturkosten seien zu hoch, ein neues Gerät sei zumeist viel billiger. „Wir basteln manchmal drei Stunden an einem Staubsauger, aber dann geht er wieder.“
Das VeloSolex sprang nicht mehr an. Foto: Repair Café
Diese Erfolgserlebnisse würden das Team motivieren. Die Neugier herauszukriegen, woran der Defekt liegt, die Herausforderung anzunehmen, aber auch der Erfahrungsaustausch und das gemeinsame Arbeiten verbinde. „Alle sagen, sie lernen voneinander.“ Ein besonderes Anliegen des Repair Cafés sei es, Mut zum Reparieren zu machen und handwerklichen Fähigkeiten weiterzugeben. „So freuen wir uns, wenn die Besucher bei den Reparaturen zuschauen oder sogar mithelfen.“
Das Reparaturteam ist über die Jahre auf über 20 Mitglieder angewachsen. „Wir hatten in den vergangenen zehn Jahren 124-mal das Repair Café geöffnet. Und wenn diese Zeit nicht ausreichte, wurden die Reparaturen oft auch in den Heim-Werkstätten fertig gestellt.“ Insgesamt seien bisher 2453 Reparaturen durchgeführt worden, davon 1861 erfolgreich.
Gemeinsames Tüfteln macht Spaß. Foto: Repair Café
Die meisten kaputten Teile seien Föhns, Wasserkocher, Staubsauger und oft seien es kalte Lötstellen, sagt Heike Wallisch. Ganz oft sei es nur der Akku, der eine begrenzte Lebensdauer habe. „Einen neuen Akku kann man im Internet bestellen“, informiert sie. Aber auch Nähmaschinen würden gebracht, dafür habe man eigens Spezialisten.
Eine defekte Wackelente habe man wieder zum Laufen gebracht und sogar zum Schnattern, lächelt Heike Wellisch. Spannend sei auch die Reparatur eines Mopeds aus den siebziger Jahren, das in der Heimwerkstatt repariert wurde. Oder eine Jukebox, an der über Wochen vor Ort in Oberlaindern gebastelt wurde.
Die Wackelente läuft und schnattert wieder. Foto: Repair Café
Ein hundert Jahre alter sich drehender Christbaumständer konnte „O Tannenbaum“ spielten und ist auch wieder fit, ebenso wie ein Kassettenrecorder „My first Sony“, nach dessen Reparatur sich die Reparateure wieder jung fühlten.
Großer Wunsch des Teams ist ein eigener Werkraum mit Werkbänken, wo auch die Utensilien liegenbleiben können.
Zum Weiterlesen: Kultur der Reparatur