Ramon Bessel. Foto: Max Saufler

Konzert in Waakirchen

Festhalten wollte das begeisterte Publikum in der Aula der Grundschule Waakirchen nicht nur die Lieder, sondern auch den Liedermacher, Sänger und grandiosen Pianisten Ramon Bessel am Ende des Konzerts. Wieder einmal war es Hugo Eder, dem Leiter der Kleinkunstbühne Waakirchen gelungen, eine großartige Künstlerpersönlichkeit zu einem hinreißenden Abend einzuladen.

In Gmund geboren, in Moosrain aufgewachsen, mit Waakirchen sportlich schon seit der Kindheit verbandelt, fühlte es sich für den inzwischen in Ismaning ansässigen Ramon Bessel wie eine Zeitreise in die Heimat an. Hier in Waakirchen hatte er gemeinsam mit dem Trio Riscant erste Erfolge gefeiert.

Von Gmund nach München

Und so begab sich der Oberbayer mit spanischem Vornamen auf eine wunderbare Reise von Gmund, mit einem Zweitonner, einem gewaltigen SUV, hinauf auf den Balkon des Liebeswahns, weiter über den Balkon des Nikotins samt Nachbarin Marga bis hin zu den berühmt-berüchtigten Mieten in München. Alles sagenhaft herrlich gesungen mit größter Textverständlichkeit, garniert mit Witz, Humor, Zeitkritik und Tiefgründigkeit. Dazu begleitet sich Ramon Bessel selbst mit seinem exzellenten Klavierspiel und weiteren kleinen Instrumenten an Fuß und Rücken.

„Gmund“ ist eine kleine Liebeserklärung an seinen Heimatort, ein schönes Fleckchen Erde in der Welt, noch nicht ganz Tegernsee, aber fast. Ob es seinen Reiz auch in Zukunft noch entfalten kann, wer weiß? Aber ein Juchzer, ein „Preißnjodler“, wie Ramon Bessel ihn nennt, darf schlussendlich nicht fehlen.

Schnell zaubert er ein Lächeln, ein Strahlen in die Gesichter der Zuhörenden, die dank einiger Lockerungen am Sitzplatz ihre Masken abnehmen durften, in gehörigem Abstand versteht sich. Und auch ein bisschen mitsingen und mitklatschen war erlaubt, wie etwa beim Gospel-Liebeslied „Der Balkon“. Ein Minnesang, sanft und zart, rockig und fetzig, ganz nach dem Geschmack des Publikums.

Ramon Bessel am Klavier. Foto: Hugo Eder

Lieder zum Festhalten

So heißt die neue CD von Ramon Bessel, erschienen im November 2021, die er bei diesem ersten Konzert nach den Coronabeschränkungen in Waakirchen vorstellt. Es sind Lieder mit Texten, in denen sich der Vokalpianist mit unterschiedlichen Themen nachdenklich auseinandersetzt, sie bewertet, auch kritisiert, aber niemals verletzt oder jemanden beleidigt. Ob kabarettistisch, wie beim „SUV“, poetisch wie beim „Balkon“ oder dem „Kartenhaus“, resümierend wie bei der „Männerliebe“, in der wieder einmal von Dirk, seinem ehemaligen WG-Mitbewohner und ihrem gemeinsamen Leben die Rede ist.

Besinnlich und empfindsam kommt die „Normalität“ daher und bei „Ausverkauft“ nimmt er den Mietwucher in München aufs Korn. Immer findet der Künstler die richtige Sprache und die passende, genau auf den Punkt gebrachte Musik, Ausdruckskraft und gestalterische Interpretation.
Ramon Bessel im Konzert. Foto: Hugo Eder

Bühnenpräsenz

Auf der Bühne entfaltet der Musiker auch eine intensive schauspielerische Präsenz. Seine verbindenden Worte sind klar gesetzt, mit Charme, Witz, Ironie und direktem Kontakt zum Publikum. Dieser hätte ihm während der Pandemie besonders gefehlt, wie er erzählt. Es habe sich in der Kulturszene viel verändert in den letzten zwei Jahren. Und so empfinde er es als unglaublich befreiend, nun wieder als Mensch vor Menschen zu stehen.

„Die Arbeit mit dem Publikum ist für einen Künstler extrem wichtig.“ Das Timing spüren, die Reaktionen im Saal ohne Maske sehen, dafür ist er dankbar. Eine Maske empfindet Ramon Bessel als Wall der Trennung, als einen Blindflug mit den Zuhörenden, und er beschreibt das als ein Gefühl, wie wenn ein Zahnarzt ohne Röntgenbild in den Zahn hineinbohrt. „Wir Kunstschaffenden sind jetzt zum vierten Mal auferstanden nach dem totalen KO.“ Da bleibt den Kunst- und Kulturbegeisterten nur die Hoffnung, dass die Auferstehung auch anhalten möge und nicht allzu viele Künstler auf der Strecke bleiben.

Schlussakkord

„Zu zweit“ ist eine wunderbare Ballade über das Alleinsein und die Zweisamkeit. „Es gibt so viele schöne Sachen, die kann man alle alleine machen.“ Da wären zum Beispiel das Spazieren um den Block, das Reparieren des Fahrrads und noch viele andere schöne Sachen wie Altglassortieren oder mit den Robotern kommunizieren. Aber was man nur zu zweit machen kann, das hören Sie sich bitte selber auf der CD an. Da kommen garantiert Glücksgefühle auf und die Sehnsucht auf ein Wiedersehen mit Ramon Bessel.

CD Cover-Lieder zum Festhalten Foto: MH

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