Alois Prinz. Foto: Volker Derlath

Musikalische Lesung in Holzkirchen

Wieder einmal ist der bekannte Autor Alois Prinz zu Gast bei „Ökumene vor Ort“. Am Donnerstag, 27. April 2023 um 14.30 Uhr stellt er im Thomassaal des evangelischen Gemeindezentrums sein Buch über Milena Jesenská „Sie ist ein lebendiges Feuer“ vor.

In Holzkirchen sei er tatsächlich am häufigsten, erzählt der Schriftsteller, mit dem Schwerpunkt auf Biografien. So sprach er auf Einladung von „Ökumene vor Ort“ schon unter anderem über Martin Luther King, Dietrich Bonhoeffer, Hermann Hesse, Joseph Goebbels und Jesus von Nazareth.

Milena Jesenská und das Kaffeehaus

Jetzt kommt er mit seinem 2019 im Suhrkampverlag erschienenen Buch über Milena Jesenská in die Marktgemeinde und stellt es zur besten Kaffeezeit unter das Motto „Faszinierende Welt des Kaffeehauses“, denn das Leben der Protagonistin spielte sich zum großen Teil in Prager und Wiener Kaffehäusern ab. Das Kaffeehaus war nicht nur eine Stätte der Zerstreuung und des Vergnügens. Es war eine Lebensform und es war ein Ort, wo sich Künstler, Lebenskünstler, Pumpgenies und Originale trafen.

Cover des Buches. Foto: Suhrkampverlag

Milena Jesenská, die tschechische Schriftstellerin, Journalistin und Übersetzerin, war eine enge Freundin Franz Kafkas und wurde durch ihren Briefwechsel mit ihm bekannt. Es gebe wenig Literatur über sie, sagt Alois Prinz, weshalb er sich dieser schillernden Person der Literaturszene gewidmet habe.

„Das ist eine tolle Frau, die muss man aus dem Schatten Kafkas holen, von ihm entkoppeln und sie auferstehen lassen“, beschreibt er sein Anliegen. Dazu habe er ihr Leben aus verschiedenen Quellen und ihren Tagebüchern studiert.

Aus seinen Recherchen habe er auch spät entdeckte Briefe von ihr aus dem Konzentrationslager Ravensbrück für sein Buch verwerten können. Milena Jesenská war auch Widerstandskämpferin, die ihren Mut mit dem Tod im KZ bezahlte.

Milena Jesenská und Franz Kafka

„Milena war im Vergleich zu Kafka die Bodenfestere“, beschreibt Alois Prinz seine Protagonistin. Kafka habe Angst vor Präsenz gehabt und sich in seine Welt als Schutz geflüchtet. Für Milena indes sei das reale Leben viel wichtiger gewesen. Die beiden hätten sich nicht oft getroffen, aber Kafka habe an Heirat gedacht. „Ihr war klar, dass das nicht funktionieren würde“, sagt Alois Prinz.

„Sie war eine sehr mutige Frau und hat aus dem Untergrund geschrieben und gefährdete Menschen versteckt und an die polnische Grenze gebracht“, beschreibt der Autor Milena Jesenská. Letztlich sei sie aufgeflogen.

Leben mit Brüchen

Generell, so sagt der Biograf, interessieren ihn für seine Bücher Leben mit Brüchen, wenn also der Lebensweg nicht geradlinig verläuft, wo Gedanken, Schreiben und Leben zusammenpassen, wo eins in das andere hineinwirke.

„Literatur ist die Spiegelung des Lebens“, ist er überzeugt. Es seien nicht zwei Welten, sondern beides komme zusammen. Wie Hannah Arendt gesagt habe, sei eine lebendige Literatur nicht l‘art pour l’art, also Selbstzweck, sondern immer mit dem Leben verbunden.

Leben und Werk

„Eine Biografie ist bei mir Leben und Werk“, betont der Autor. Zu seiner Studienzeit sei diese Verbindung verpönt gewesen, aber das habe sich geändert. „Mich interessieren Personen, wo offenbar war, dass sich beides verbindet.“ Das sei auch spannend für den Leser, wenn sich herausstelle, dass das Werk etwas mit dem Leben zu tun habe.

Bei Milena Jesenská sei es ganz klar das Leben, worüber sie geschrieben habe und in diesem habe das Kaffeehaus eine wichtige Rolle gespielt. „Deshalb werde ich auch über die Welt des Kaffeehauses in Prag und Wien reden und Texte von Kaffeehausliteraten mit verwenden“, erklärt Alois Prinz.

Damit die Stimmung authentisch ist, wird die Veranstaltung mit Musik begleitet. Kaffeehausmusik steuern Anna Kagerer (Violine) und Gertrud Rudhart (Klavier) bei.