Kunstdünger: Prinzessin

Maßgeschneidert für Theater Kunstdünger

Lydia Starkulla und Christiane Ahlhelm. Foto: Petra Kurbjuhn

Theaterfestival in Holzkirchen

Ich bin ich und du bist du und ich bin du. Oder wie? Mit der Landkreispremiere von „Die Prinzessin kommt um 4“ lieferten gestern im Foolstheater Christiane Ahlhelm und Lydia Starkulla eine schauspielerische und akrobatische Meisterleistung ab.

Aus dem bekannten Kinderbuch über die arme, hässliche und stinkende Hyäne von Wolfdietrich Schnurre schrieben Annette Geller & Team eine Theaterfassung, die maßgeschneidert für die beiden Schauspielerinnen von Theater Kunstdünger ist. Unter der Regie von Michl Thorbecke ging es nicht nur um trauriges Außenseitertum, sondern um noch viel mehr Menschliches.

Schon vor den Zooszenen haben Kinder und Erwachsene gleichermaßen ihren Spaß, wenn Christiane Ahhelm das Bügeleisen zum Wasserkocher umfunktioniert, einen Grashalm mit der Schere abschneidet, oder sich plötzlich im Spiegel sieht. Eine tolle Synchronleistung der beiden Schauspielerinnen.

Ein aufgeblasener Frosch

Im Zoo können sie sich dann richtig akrobatisch austoben. Lydia Starkulla als geschmeidiger Löwe, Christiane Ahlhelm als beleidigter Uhu, beide als verliebte pfeifende Waschbären und als Giraffe mit einem Stab als Kopf, der auch ins Publikum hineinragt. Im Terrarium brilliert Christiane Ahlhelm als aufgeblasener Frosch, schwarze Witwe und Strumpfbandnatter, während Lydia Starkulla als Besucherin immer wieder durcheilt, ohne richtig hinzuschauen und verkündet, dass sie diese Tiere schon fotografiert habe.

Eine müde, unfreundliche Zooangestellte mit tiefer Stimme und weißer Wollperücke mimt Christiane Ahlhelm immer wieder zwischendurch. Und dann also die eklige Hyäne, eine Glanzrolle für Lydia Starkulla. Hier kann sie alles Unappetitliche tun, was die Kinder außerordentlich lustig finden. Aber sie ist auch ganz entsetzlich traurig, weil keiner sie mag und heult, was das Zeug hält. Christiane Ahlhelm als Besucher erbarmt sich ihrer, gibt ihr ein Taschentuch und lädt sie gar zu sich ein, als ihr die Hyäne versichert, verzaubert zu sein und nur dadurch gerettet werden zu können.

So etwas macht man doch nicht

Jetzt spielt Christiane Ahlhelm, äußerlich sichtbar durch ein gelbes Jäckchen den Buben aus dem Bilderbuch, ganz lieb und ganz brav und hilfbereit, immer ein Lächeln auf den Lippen, gar nicht mehr die zickige Zoobesucherin, die schon alles fotografiert hat oder die unfreundliche Angestellte.

Es gibt Kaffee und Kuchen und diese Hyäne frisst doch tatsächlich alles auf, macht auch vor dem Tischtuch und dem Wasserkocher-Bügeleisen nicht halt. Während Christiane Ahlhelm staunend neben dem bersekerhaften Verhalten ihres Gastes steht, tönt es laut aus dem Publikum: „So etwas macht man doch nicht.“ Und dann kommt das überraschende Ende.

Spannende temporeiche Inszenierung

Der fast sechsjährige Arthur sagt am Ende: „Das war das Allerschönste, wie die Hyäne so getan hat als würde sie alles fressen, aber sie hat es nur unter den Tisch gezogen. Und den Stecker vom Bügeleisen, der ihr dann aus dem Mund geschaut hat, da hast sie sich bestimmt so etwas in den Mund reingesteckt.“

Ein wunderbares Stück, eine spannende, temporeiche Inszenierung, ein intelligentes, wandelbares Bühnenbild (Sybille Kobus) und eine zwei tolle aufeinander abgestimmte Schauspielerinnen, für Jung und Alt gleichermaßen empfehlenswert.

Weitere Vorstellungen:16.1., 16 Uhr, 17.1., 11 Uhr. Heute um 16 Uhr im Rahmen des Kunstdünger-Theaterfestivals „Heidi“ mit dem N.N. Theater Köln.

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