
Kultur kann Geld in die Region bringen
Kulturakteure Oberbayerns mit Landrat Olaf von Löwis. Foto: Kulturamt Miesbach
Netzwerktreffen in Miesbach
Zum zweiten Treffen der Kulturakteure hatte KulturVison e.V. gemeinsam mit dem Kulturamt der Stadt Miesbach in den Waitzinger Keller eingeladen. Dazu kam auch Landrat Olaf von Löwis, der den Teilnehmenden seine Unterstützung zusagte und auch die richtigen Fragen stellte.
„Was wollt ihr?“ fragte er abschließend in die Runde und bekam einheitliche Antworten von den für die Kultur zuständigen Akteure in Oberbayern: Wertschätzung, Gleichbehandlung, nicht betteln müssen, wo Strukturen fehlen die Kultur institutionalisieren, den Zustand ändern, dass Bayern oft kulturell das Schlusslicht ist. Kultur muss als Tourismus- und Wirtschaftsfaktor anerkannt werden und es darf keine permanente Rechtfertigung vor der Politik geben.
In der Diskussion wurde auch deutlich: Kultur hat die große Chance, Geld in die Destinationen zu holen. Es kann berechnet werden, was jeder Gast, der wegen eines kulturellen Events einen Landkreis besucht, an Geld hinterlässt. Deshalb ist es notwendig, Servicestellen einzurichten, die Kultur fördern und vernetzen. Kultur muss als Bildungsauftrag und Träger von Demokratie anerkannt werden. Zudem ist Kultur ein wesentlicher Faktor zur Stärkung der Lebensfreude und damit der Resilienz und stählt für den Alltag.
2. Treffen oberbayerischer Kulturakteure
Nach dem ersten Treffen vor zwei Monaten, an dem Vertreter von vier Landkreisen beteiligt waren und wo beschlossen wurde, alle oberbayerischen Landkreise sowie die drei kreisfreien Städte in die Netzwerkarbeit einzubeziehen, waren bei diesem zweiten Treffen die Landkreise Miesbach, Rosenheim, Starnberg, Ebersberg und München, sowie die kreisfreie Stadt Rosenheim vertreten. Mit diesem Treffen ist beabsichtigt, der Kultur über ihren eigenen Wirkungskreis hinaus eine Stimme zu geben und ihr die Bedeutung zu verleihen, die sie verdient.
Beim Netzwerktreffen im Waitzinger Keller. Foto: Bernhard Wochinger
Für Olaf von Löwis, Landrat des Landkreises Miesbach, ist die Kultur eine der wichtigsten Säulen der Gesellschaft. Leider hat sie in den kommunalen Haushalten nur eine untergeordnete Priorität. Deshalb nutzte der Landrat die Veranstaltung um sich „inspirieren und beeinflussen zu lassen“. Bisher wurde die vorbildliche Arbeit von KulturVision e.V. aus Verfügungsmitteln des Landrates bezuschusst. Um eine dauerhafte Förderung sicher zu stellen plant der Landkreis eine Kulturstiftung. Der Landkreis Miesbach verfügt bisher auch über keinen Kulturreferenten. Es sei ungewiss, ob je eine hauptamtliche Kraft diese Aufgabe erfüllen wird, räumte der Landrat ein, sagte aber zu, die wertvolle Kulturarbeit fit für die Zukunft zu machen.
Im Landkreis Miesbach macht nach wie vor KulturVision e.V. ehrenamtlich die Vernetzung, Darstellung und Förderung der Kultur. Für die Zukunft ist es wichtig, sich miteinander zu vernetzen und voneinander zu lernen. Das Anliegen ist, dass Kultur eine höhere Schlagkraft gegenüber der Politik gewinnt.
Anke Hellmann, Rainer Klier, Irene Therese Tutschka, Wolfgang Hauck und Bianca Skotner (v.r.). Foto: MZ
In den Landkreisen Rosenheim und München gibt es Kulturreferenten. Anke Hellmanm ist Kulturreferentin des Landkreises Rosenheim und Vorsitzende des Kulturvereines, über den die Kulturveranstaltungen organisatorisch und finanziell abgewickelt werden. Der Landkreis hat mit drei Filmfestivals, Festspielen auf Herrenchiemsee, Amerang und Gut Immling, einer Klassikreihe in Bad Aibling, Rathauskonzerten in Wasserburg, dem Schloss Hartmannsberg als Ort für Kunstausstellungen und Konzerte ein breites Spektrum. Da es im Landkreis sehr viele hochrangige bildende Künstler gibt, sind die Sicherung von Nachlässen und die Bewahrung von kulturellem Erbe vor Ort wichtige Themen.
Erfolgreicher Online-Auftritt
Für Rainer Klier, Kulturreferent des Landkreises München steht die Vernetzung von Kulturinstitutionen im Vordergrund. Sein Wirkungskreis umfasst 29 Kommunen, davon hat fast jede ein eigenes Kulturamt. Der Landkreis hat keine eigenen Veranstaltungsorte, aber viele Museen und Kulturstätten, die jährlich mit Förderungen bedacht werden. Es besteht eine starke Konkurrenz zur Landeshauptstadt München. Durch einen erfolgreichen Online-Auftritt mit 30.000 bis 40.000 Zugriffen monatlich möchte Herr Klier insbesondere die jüngere Generation für das Kulturangebot des Landkreises München begeistern.
Irene Therese Tutschka, Sachgebietsleiterin Kreisheimatpflege und Kulturverwaltung mit sieben Mitarbeitern am Landratsamt Landsberg am Lech, pflegt eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt Landsberg. Sie versucht bestehende Teams zusammenzubringen und Initiativen finanziell zu unterstützen. Der Landkreis Landsberg am Lech vergibt einen Kulturförderpreis und einen Kunstpreis. Es gibt einen Kulturausschuss, der beratend und empfehlend tätig ist. Der Landkreis sammelt Kunst, ist auch verantwortlich für eine Keltenschanze, für ein Steinzeitdorf und eine Burgruine.
Wolfgang Hauck und Bianca Skotner vom Kulturamt der kreisfreien Stadt Rosenheim berichten von einer Fülle an Kultureinrichtungen wie Lokschuppen, KuKo, Holztechnisches und Städt. Museum, Städt. Galerie, Stadtarchiv, Stadtbibliothek, Volkshochschule etc. 75 Mitarbeiter und 25 geringfügig Beschäftigte sowie 30 Ehrenamtliche und fünf Fördervereine garantieren dieses breite Spektrum mit seiner hohen Schlagkraft. Überdies wird eine intensive Zusammenarbeit mit dem Stadt-Tourismus und der Kultur- und Kreativwirtschaft gepflegt. In Rosenheim wird nicht von „freiwilligen Leistungen“, sondern „von den wesentlichen Aufgaben“ gesprochen. Hier wurden auch Kulturleitlinien aufgestellt.
Diana Ruth, Barbara Beck, Veronika Leo, Isabella Krobisch, Bernhard Wochinger und Landrat Olaf von Löwis (v.r.). Foto: MZ
Diana Ruth ist Referentin des Ebersberger Landrates, die Kulturarbeit erfolgt eher nebenbei. Zur Kulturförderung stehen 90.000 € zur Verfügung, über deren Vergabe der Landrat entscheidet. Mit internen Leistungsverrechnungen wie Raumnutzungen beläuft sich diese Summe auf 160.000 €.
Barbara Beck leitet das Büro des Landrates in Starnberg. Das Kulturförderbudget beträgt 110.000 €, das der Kreistag auch alljährlich befürwortet, jedoch nicht erhöht. 30 bis 40 Anträge gehen jährlich ein. Es gibt einen Kulturförderpreis mit Festakt, darüber hinaus aber keine eigenen Veranstaltungen.
Veronika Leo berichtet von Kultur im Oberbräu Holzkirchen (LK Miesbach). Dort befindet sich ein Festsaal mit 397 Plätzen und das Foolstheater mit 130 Plätzen. Träger ist eine kommunale GmbH.
In Miesbach befindet sich das einzige kommunale Kulturamt im Landkreis Miesbach (17 Kommunen). Dessen Leiterin Isabella Krobisch steht einem Querschnittamt vor, das Archiv, Heimatmuseum (ohne Schauräume, derzeit nur Depot), Kulturzentrum Waitzinger Keller, Touristinfo und kommunale Kulturarbeit umfasst.
Bernhard Wochinger ist seit kurzem Schatzmeister des Vereins KulturVision und legt Wert auf Förderungen. Für ihn ist der Blick über den Landkreis Miesbach hinaus wichtig, um zu ergründen, wo „best practice“ zu finden ist.
Monika Ziegler weist auf das Projekt Kulturzukunft Bayern hin, wo der Kultur eine Stimme verliehen werden soll. Monika Ziegler und Anke Hellmann sind Kulturbotschafterinnen für das Projekt Kulturatlas in Oberbayern und laden zur Veranstaltung am 3. Juni um 19 Uhr in Miesbach ein. Der Kulturatlas soll ein umfassendes Vernetzungsinstrument für alle Kulturschaffenden in Bayern werden.
Ziele und Erwartungen nach dem Austausch:
Im kommenden Kommunalwahlkampf sollen Wahlprüfsteine an die Kandidaten versendet werden. Kulturaffine Kandidaten, die für Kultur stehen und keine Eigeninteressen vertreten, sind für die Kommunalwahlen zu gewinnen. Das gesamte Spektrum der Kultur muss Beachtung finden. Die Zusammenarbeit dient dazu, voneinander zu lernen, sich auszutauschen und zu vernetzen.