
Liebe, Leidenschaft, Virtuosität
Haben viel Liebe zur Musik: Noa Wildschut (links) und Amadeus Wiesensee im Barocksaal Tegernsee. Foto: Helen von der Höden
Konzert im Barocksaal
Ein bis auf den letzten Platz gefüllter Barocksaal, zwei Ausnahmetalente und ein Jubiläum: Amadeus Wiesensee und Noa Wildschut gestalteten am vergangenen Sonntagabend ein Konzert zum 40-jährigen Bestehen des Podiums für junge Solisten, das mit tosendem Applaus endete.
Ein Gruß zum Jubiläum
„Wir haben Amadeus Wiesensee zum 40. Jubiläum wieder eingeladen. Wir verfolgen die Karriere des Tegernseers seit vielen Jahren begeistert und ich bin sicher, dass er die Besucher heute Abend begeistern wird“, erklärte Claus Cnyrim, der 1. Vorsitzende vom Freundeskreis für die Förderung junger Musiker e.V., in seiner Begrüßung. Er dankte zudem Oberstudiendirektorin Claudia Hefele, dass das Konzert im festlichen Barocksaal stattfinden konnte.
Amadeus Wiesensee ergriff das Wort: „Dem Podium für junge Solisten Tegernsee verdanke ich früheste musikalische Prägungen. Neben der künstlerischen Exzellenz, den neugierigen Erkundungen des weitgespannten Repertoires und dem untrüglichen Sinn für das schlummernde Potential junger Musikerinnen und Musiker macht den Geist für mich aber an erster Stelle das Mitmenschliche aus. Aus Liebe zu und für die Kunst entsteht ein Erfahrungsraum für Begegnung, der das Wesen der Musik als etwas Dialogisches, immer neu zu Aktualisierendes begreift. Für die Zukunft bleibt nur zu wünschen, sich treu zu bleiben, den Glauben an die Zukunft der Musik als Begegnungsort weiter mit so bewundernswertem Einsatz und Enthusiasmus zu kultivieren und an künftige Generationen weiterzutragen. Die Gesellschaft wird es irgendwann danken – auch und vielleicht besonders in Zeiten, die es der Kultur nicht einfach machen.“
Liebe und Inspiration in Musik
Bereits zu Beginn machten die beiden Musiker deutlich, dass es ihnen nicht allein um die Darbietung, sondern auch um das Verständnis der Werke ging: Vor jedem Stück gaben sie abwechselnd eine kurze Einführung. Der erste Teil des Konzerts war Clara Schumann und Johannes Brahms gewidmet – ein musikalischer Dialog voller Liebe, Sehnsucht und komplexer Gefühle.
Noa Wildschut und Amadeus Wiesensee führen in die Werke ein. Foto: Helen von der Höden
Claras Drei Romanzen op. 22 und Brahms Violinsonate G-Dur op. 78, die berühmte „Regenliedsonate“, entfalteten eine intime Atmosphäre. Noa Wildschuts Violine schwebte in lyrischen Linien, warm und zart, um dann in leidenschaftlichen Ausbrüchen aufzublühen. Amadeus Wiesensee erwies sich dabei als einfühlsamer Partner am Klavier, der mit feiner Artikulation die Klangfarben verschmolz.
Der Barocksaal war bis auf den letzten Platz belegt. Foto: Helen von der Höden
Ein Höhepunkt des Abends: Enescus Sonate
Nach der Pause erklang George Enescus Violinsonate a-Moll op. 25 – ein Werk, das zu den eindrucksvollsten des Abends zählte. Die Violine übernahm die Rolle einer „Zigeunergeige“, das Klavier imitierte das Cimbalom. Gemeinsam entfalteten Wildschut und Wiesensee eine Welt voller Melancholie, Leidenschaft, geheimnisvoller Klangfarben und rhythmischer Brillanz.
Noa Wildschuts virtuoses Spiel faszinierte durch seine Kraft und Ausdruckstiefe, Amadeus Wiesensee spannte den pulsierenden Grund, der das Werk mit Leben erfüllte. Die Spannung im Saal war greifbar, bevor das Publikum in begeisterten Zwischenapplaus ausbrach.
Tänzerische Leichtigkeit und fulminanter Schluss
Mit Paul Schoenfields Four Souvenirs zeigten die Musiker anschließend ihre spielerische Seite. Der amerikanische Pianist und Komponist kombiniert traditionelle klassische Musik mit folkloristischen, an Klezmer angelehnten Elementen und populären Rhythmen. Samba, Tango, Tin Pan Alley und Square Dance brachten tänzerische Leichtigkeit in den Abend und sorgten für eine gelöste und fröhliche Stimmung.
Die Solisten freuen sich über tosenden Schlussapplaus. Foto: Helen von der Höden
Das Publikum dankte am Ende mit minutenlangem Applaus. Als Zugabe erklang Tschaikowskys „Erinnerungen aus einem liebgewonnenen Ort“. „Diese Musik symbolisiert für uns Liebe, Intimität und Frieden und wir brauchen mehr davon in dieser Welt“, sagte Noa Wildschut zum Abschied. Ein berührendes Schlusswort, das den Abend vollends abrundete. Diese Worte fassten die Atmosphäre des Abends treffend zusammen: Musik als Begegnung, als Resonanz, als Hoffnung.