
Kontinuität und Wandel
Walter Franzen vor einem aktuellen Bild im Erdgeschoss. Foto: MZ
So nennt Walter Franzen seine aktuelle Ausstellung in der Raiffeisenbank Gmund, die er auf Einladung von „gmundart präsentiert“ zeigt. Es sind Arbeiten der vergangenen 15 Jahre, in denen sich der Kreuther Künstler vorwiegend der abstrakten Kunst verschrieb.
Im Erdgeschoss empfangen Besuchende vor der Treppe ins Obergeschoss zwei Bilder, die das Werk von Walter Franzen symbolisieren: großformatige Acrylbilder, in denen Komposition und Farbgebung eine harmonische Einheit bilden und in denen sowohl Tiefe als auch Lebendigkeit zu spüren sind.

Auch im hinteren Raum ist ein abstraktes Bild zu sehen, es stammt aus den Anfängen der abstrakten Malerei und es wird deutlich, dass sich die gestalterischen Mittel zunehmend verändert haben.
Walter Franzen, der 33 Jahre lang selbstständiger Hotelier in Rottach-Egern am Tegernsee war, malt seit den 1970er Jahren. Anfangs, so erzählt er, habe er gegenständliche Aquarellmalerei betrieben, die aber immer abstrakter wurde. Dann habe er auch die Technik geändert und sei auf Acrylmalerei auf Leinwand umgestiegen. Ausschlaggebend dafür war die Begegnung mit dem Künstler und Dozenten Dr. Peter Mairinger, Initiator der Internationalen Malerwochen in Hollerbach.

Im Obergeschoß. Foto: MZ
Hier verbringe er jährlich zwei Wochen mit 15 bis 20 Künstlerinnen und Künstlern aus verschiedenen Ländern. „Wir inspirieren uns gegenseitig“, erzählt Walter Franzen. Er male in den zwei Wochen 30 bis 40 Bilder, die er dann zu Hause in seinem kleinen Atelier fertigstelle. „Dort in der großen Scheune, wo jeder seine Abteilung hat, habe ich Platz und kann mit der Farbe rumsauen“, lächelt er. Bis zu fünf Bildern habe er parallel in Arbeit, sagt der Künstler, denn mindestens eine Leinwand müsse ja immer trocknen.
Die gegenständliche Arbeit habe ihn nicht mehr befriedigt, begründet er seinen Wandel. „Bei der abstrakten Malerei muss ich viel mehr überlegen, meine Gedanken ordnen, bis man das auf die Leinwand bringt, was Bestand hat“, erklärt er.

Aktuelles Werk mit Ultramarinblau. Foto: MZ
„Im Laufe des Malprozesses kommt dann das hervor, was ich haben will“, erklärt Walter Franzen. Immer gehe er von einer Idee aus, aber am nächsten Tag könne die Sicht schon eine andere sein. Diese hänge auch von seiner Verfassung ab.
„Dieses Jahr habe ich fast nur Schwarz-Weiß-Bilder gemalt, das gibt meine Stimmung wieder“, bekennt der Kreuther. Er kombiniere aber auch mit Ultramarin oder mit einem roten Kreis oder einem orangefarbenen Hoffnungsschimmer.

Mit Haiku: Sternenstille etwas wird klein in mir. Foto: MZ
Viele Bilder muten an wie japanische Federzeichnungen und so hat der Künstler zu einigen seiner Bilder auch Haikus in einem Buch gemeinsam mit der Poetin Ilse Jacobson unter dem Titel „Abstrakte Malerei im Dialog mit Haiku-Gedichten“ herausgegeben. Etwa zu diesem Bild: Sternenstille etwas wird klein in mir.
Titel gebe er seinen Bildern ungern, das enge den Betrachtenden nur ein, meint Walter Franzen.

Auftragsarbeit. Foto: MZ
Zuweilen malt er auch Auftragswerke. Er zeigt auf ein Bild in der Ausstellung und sagt: „Die Auftraggeberin wollte einen Blick zum Wallberg und Grün-Blau-Tönen und ich habe mehrere Bilder gemalt, auch eins in Beige, und das hat sie dann genommen.“

Kontinuität und Wandel. Foto: MZ
Den Titel „Wandel und Kontinuität“ der Ausstellung erklärt er anhand von drei Bildern. In der Mitte hängt das älteste von 2010. Hier hat er noch Acrylfarbe mit Bitumen gemischt und damit eine strukturierte Oberfläche geschaffen. Links und rechts hängen aktuelle Arbeiten, in denen er zur Leinwand Büttenpapier hinzufügte. Dieses schöpft er selbst mit einem Schöpfrahmen, presst es und klebt es auf die schwarz grundierte Leinwand. Bei diesem Prozess entstehen Formen, aus denen etwa im linken Bild der Tegernsee herausgelesen werden kann.

Handgeschöpftes Bütten auf Leinwand. Foto: MZ
Figürliches erscheint auch wieder in einem Bild mit einem großen Bogen, unter dem Personen hindurchgehen, wie in dem rechten Bild der Dreierserie.
Kehrt Walter Franzen zur figürlichen Darstellung zurück? Wandel und Kontinuität werden es zeigen.
Zum Weiterlesen: Landschaft wie gemalt