Herbert Beck

Herbert Beck. Und es wurde mein Glück.

Blick in die Galerie. Foto: Linda Inconi-Jansen

Ausstellung in Düsseldorf

Bis zum 102. Geburtstag von Herbert Beck am 29. Januar läuft eine umfassende Ausstellung seines Werkes, die Sohn Michael Beck in seiner Galerie in Düsseldorf präsentiert. Das Besondere daran ist, dass das Atelier des Tegernseer Künstlers mit Blick auf den See nachgestellt wurde.

Die Besucher der Galerie Beck & Eggeling in Düsseldorf werden sozusagen in das Atelier gebeamt, denn an der Stirnwand der Galerie ist ein überdimensionales Foto des Tegernsees angebracht. „Wir haben die Situation nachgestellt, wie Papa gemalt hat“, erzählt Michael Beck, denn vor dem Blick aus dem Atelierfenster ist auch der Maltisch des Künstlers mit allen Utensilien aufgestellt.

Herbert Beck
Maltisch und „Selbstbildnis mit Atompilz“. Foto: Linda Inconi-Jansen

„Die Leute sind begeistert“, freut sich Michael Beck, der das Werk seines 2010 verstorbenen Vaters verwaltet und der Öffentlichkeit zugänglich macht und seit vergangenem Jahr der Olaf Gulbransson Gesellschaft in Tegernsee vorsteht. Herbert Beck, 1920 in Leipzig geboren, kam bereits 1948 nach der Flucht aus Leipzig mit seiner Frau Gisela an den Tegernsee und prägte die Kunstszene des Tegernseer Tales durch sein Werk ebenso wie durch sein Engagement in der Organisation der Tegernseer Kunstausstellung.

Herbert Beck
Blick in die Ausstellung. Foto: Linda Inconi-Jansen

Michael Beck zeigt jetzt sein umfangreiches Werk mit den verschiedenen Aspekten seiner Malerei in der Ausstellung „Herbert Beck. Und es wurde meine Glück. Werke von 1956 bis 2004“. Da sind auch seine frühen Ölbilder zu sehen. Vor die schöne Landschaft des Tegernsees hat der Galerist ein frühes Ölbild „Selbstbildnis mit Atompilz“ platziert. „Um die lyrische Landschaft zu brechen“, erklärt er, denn sein Vater habe sich intensiv mit den Problemen unserer Welt befasst.

Ausdrucksstarke Gesichter

Dies werde auch in der Serie „Faces of the world“ sichtbar, die Herbert Beck in seiner letzten Schaffensperiode malte. Ausdrucksstarke, farbintensive Bilder sind das, die den Betrachter sogartig in das Bild hineinziehen.


Faces of the world. Foto: Linda Inconi-Jansen

In der musealen Ausstellung sind auch die abstrahierten Landschaften Herbert Becks zu sehen, in denen der Klang der Farbkompositionen seine Wirkung entfaltet. In diesen Bildern wird der Künstler oft mit Emil Nolde verglichen. 2018 widmete das Olaf-Gulbransson-Museum unter der Leitung von Michael Beck den beiden Künstlern eine gemeinsame Ausstellung:

Lesetipp: Tegernsee feiert den Expressionismus: Beck trifft Nolde

30 Bilder Emil Noldes wurden 50 Bilder Herbert Becks gegenübergestellt, womit dem Tegernseer Künstler die ihm zustehende Würdigung erfuhr. Es war seine Frau Gisela, die im Jahre 1952 mit Bildern ihres Mannes in die renommierte Galerie Cammeter nach Hamburg reiste und eine Ausstellung initiieren konnte. In Hamburg traf er den großen Emil Nolde, der von den Ölbildern Becks sehr angetan war.


Meditative Landschaften. Foto: Linda Inconi-Jansen

Die Malweise Noldes mit den expressiven Licht- und Farbwirkungen studierte Beck intensiv und er begann sich mit Aquarellmalerei auseinanderzusetzen. Das wurde insbesondere wichtig als er sich 1984 wegen einer Lösungsmittelunverträglichkeit ganz von der Ölmalerei trennen musste. Fortan widmete er sich nur noch dem Aquarell. Ihm gelang es, das Geheimnis der Farbenglut im Aquarell zu entschlüsseln und so wurden seine Bilder zu großartigen Zeugnissen moderner Malerei.

Abstrahierte Landschaften

Vom Inhalt seiner Malerei her blieb sich der Künstler immer selbst treu. Es waren Landschaften, die er immer stärker abstrahierte, vegetative Stillleben großer, wie mit der Lupe gesehenen Blumen, und Figuren, vereinfacht, oft nur im Umriss und durch die Farbe hervorgehoben.


Maltisch des Künstlers mit Miniaturen. Foto: Linda Inconi-Jansen

Auch Miniaturen hat Michael Beck Raum in seiner Ausstellung gegeben. Während der Arbeit an den Aquarellen, strich Herbert Beck den Pinsel zügig auf einem Stück Aquarellkarton ab. Dadurch setzte er völlig unbewusst verschiedenfarbige Pinselfahrer, breite und schmale, neben- und übereinander. Später fuhr er mit einem kleinen Passepartout über diese Farbstreifen und entdeckte in ihnen Formen und Figuren, Szenen und Landschaften, die er virtuos, manchmal auch mit nur wenigen Pinselstrichen, hervorholte.

Die Miniaturen haben einen Freiraum, selten sind sie eindeutig und man kann auch als Betrachter unterschiedliches entdecken. Das war Herbert Beck wichtig: Es war nicht er, der Maler, der alleine die Kunst deklarierte, sondern es galt immer das Spiel mit dem Gegenüber – das macht die Miniaturen so spannend.

Begegnung mit Herbert Beck

Die Resonanz ist groß. „Seine Kunst ist so aussagefähig“, sagt Michael Beck. Künstler und Sammler geben sich die Klinke in der Düsseldorfer Galerie in die Hand, um eine Begegnung mit Herbert Beck zu erleben. „Wir wollen an seinem 102. Geburtstag am 29. Januar zur Finissage einen großen Empfang machen“, plant der Galerist.

„Herbert Beck. Und es wurde mein Glück. Werke von 1956 bis 2004“. Galerie Beck & Eggeling, Düsseldorf. 5.11.2021 bis 29.1.2022

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