Lebensfreude – ein Beitrag zur Integration

Erika Schultes mit Puppe Anian auf einem Wochenmarkt. Foto: KN

Musikküche&Klanggärtnerei in Irschenberg

Was macht Musik mit uns? Welche Musik haben die unterschiedlichen Kulturen? Kann Musik Menschen verbinden und heilen? All diese Fragen stehen für Erika Schultes im Mittelpunkt ihrer vielfältigen Tätigkeiten.

Seit zweieinhalb Jahren ist die Irschenbergerin im Caritas-Kinderdorf tätig und kümmert sich u.a. um unbegleitete minderjährige Flüchtlingskinder und -jugendliche. Im vergangenen Sommer begleitete sie hier auch 30 Jugendliche aus der Ukraine, die sich, unterstützt von der „Sternstunden“-Initiative in Bayern von den kriegerischen Ereignissen in ihrer Heimat erholen sollten. Sie waren 14 Tage im Kinderdorf Irschenberg untergebracht, machten Ausflüge und wanderten mit Erika Schultes in die Natur. Die Musikerin und Therapeutin erlebte mit Ihnen zusammen wirkliche Begegnung und ein intensives Miteinander geprägt von Musik und anderem kreativen Tun.

Heimat mitnehmen

Jetzt begleitet sie intensiv junge Flüchtlinge, so beispielsweise eine Jugendliche aus Somalia, die nicht zwangsverheiratet werden wollte. „Sie kommen hier besser an, wenn sie ihre Heimat mitnehmen können“, erklärt Erika Schultes, „und das geht über die Musik.“ Es helfe den Jugendlichen sehr, wenn sie ihre Gefühle der Heimat ausleben können. Die therapeutische Arbeit unterstütze zudem in der Entlastung der Fluchterlebnisse und Stabilisierung.

Beim Kinderbibeltag in Irschenberg thematisierte die Musikerin mit einheimischen und Flüchtlingskindern die Frage: „Was macht ihr und was machen die Flüchtlingskinder für Musik?“ Es gehe um die Begegnung der Menschen, um die Biografie, was sie erlebt haben. Das sei sehr intensiv, sehr berührend, oft traurig, aber auch Mut machend.

Erika Schultes erzählt von einem Mädchen aus Somalia, das jetzt in ihrer Klasse zur Klassensprecherin gewählt worden sei. Sie sehe ihre Aufgabe darin, den Kindern Lebensfreude weiterzugeben und den Lebenssinn wieder zu finden, denn „sie vermissen ihre Familien schon sehr“.

Integrierende Friedensarbeit

Mit ihrer Arbeit möchte die aus dem Altmühltal stammende Musikerin „Brücken bauen“, beim Bibeltag auch Erwachsene in ihr Konzept einbinden. Sie versteht das als integrierende Friedensarbeit, zu der jeder etwas beitragen kann, bei der man sich ehrlich und authentisch begegnet.

Erika Schultes mit ihrem mobilen Schäferwagen. Foto: KN

Sie selbst entschied sich vor Jahren, ihren eigenen Weg zu finden. Als Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Alpenregion Tegernsee Schliersee (ist mittlerweile ein Kommunalunternehmen und dem Landratsamt zugeordnet) hatte sie viel bewegt und irgendwann war dann der nächste Entwicklungsschritt dran. Um die Fülle ihres kreativen Potenzials noch mehr ausleben zu können und ihrem Herzen zu folgen, kündigte sie und machte eine Ausbildung zur Pädagogin und Musiktherapeutin. „Musikküche & Klanggärtnerei“ nennt sie ihr Unternehmen, mit dem sie sich ihren Traum erfüllte. Im Wohnhaus und in der Natur, oder, wenn sie unterwegs ist, in einem romantischen Schäferwagen bietet sie ganzheitliche Erlebnisangebote, Musikunterricht und Musiktherapie für Erwachsene und Kinder an.

Erika Schultes beim Tillyfest. Foto: KN

Daneben aber lebt sie ihr Talent für Musik auch auf der Bühne aus, u.a. mit Bay-Irisch-Folk in der Band „Zauberwald“. Gerade war sie zu einem Konzert in Regensburg, im März wird sie mit den Musikerkollegen aus ihrer Oberpfälzer Heimat in Füssen und Nürnberg auftreten, mit Akkordeon, Harfe, Gitarre und Gesang. Oft umrahmt sie mit ihrer musikalischen Vielfalt Taufen und standesamtliche Hochzeiten. Auch als Straßenmusikerin ist sie unterwegs, dabei ist dann die Puppe Anian.

„Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist“, schwärmt sie und erzählt, dass sie mit ihrem Mann und Musikerkollegen Hans Stadler auch bei Familienfesten spielt. Sie habe ihre Nischen gefunden, Spaß dabei und wolle ihre Lebenslust vorleben und andere begeistern. Wenn ihr das mit den Flüchtlingskindern und -jugendlichen im Caritas-Kinderdorf gelingt, dann hat sie einen wesentlichen Beitrag zur Integration geleistet.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf