Das Wirtshaus im Spessart

Eine Räuberpistole aus Bad Wiessee in Miesbach

Plakat „Das Wirtshaus im Spessart“. © FLTB

Mit dem Musical „Das Wirtshaus im Spessart“ bringt das Freie Landestheater unter der musikalischen Leitung von Rudi Maier-Kleeblatt einmal wieder einen Solitär auf die Bühne. Die Musik schrieb der bekannte Filmkomponist Franz Grothe in Bad Wiessee.

Es werde kein Abklatsch des berühmten Filmes von Kurt Hoffmann mit Liselotte Pulver aus dem Jahre 1958 werden, sagt Rudi Maier-Kleeblatt, sondern ein eigenständiges Werk, das auf dem Märchen von Wilhelm Hauff aus dem Märchenalmanach aus dem Jahre 1826 basiert. Zuerst also das Märchen, dann der Film, zu dem Franz Grothe die Musik schrieb. Unvergessen ist „Ach, das könnte schön sein“, gesungen von einem Räuber, der sich nach einem Häuschen mit Garten sehnt.

1975 schrieb Franz Grothe dann in seiner Wahlheimat Bad Wiessee das Musical, das ein Jahr später uraufgeführt wurde. Er habe noch mit dem Komponisten musiziert, erzählt Rudi Maier-Kleeblatt. In Wunsiedel habe er dann das Musical, das relativ selten aufgeführt wird, gesehen. „Wir suchen immer nach besonderen Projekten, die nicht schon tausendfach aufgeführt wurden“, erklärt er. „Wir wollen eine eigene Farbe in die Theaterlandschaft bringen.“ Franz Grothe habe eine hervorragende Musik mit schönen Melodien geschrieben.

Das Wirtshaus im Spessart
Julia Dippel und Rudi Maier-Kleeblatt (sitzend) mit Ensemble (l), Probenfoto (r). Fotos: FLTB

„Das Wirtshaus im Spessart“ ist eine Räuberpistole. Eine Räuberbande, die die Gegend unsicher macht, hat ihren Sitz im Wirtshaus. Der neue Hauptmann scheint zum Leidwesen der Hardliner unter den Kollegen allerdings moralische Prinzipien zu vertreten, die eher zu Robin Hood als zu einem Galgenvogel passen. Ein Überfall auf die gräfliche Kutsche setzt eine unerwartete Zäsur: Eine Comtesse in der Reisegruppe erweist sich nicht nur als äußerst gewandt im Umgang mit Pistolen, sondern brilliert auch mit Schlagfertigkeit und strategischem Scharfsinn, der den grimmigsten Räuber alt aussehen lässt.

Comtess mischt die Männer auf

„Die Handlung ist nicht wahnsinnig tiefgründig, aber es tun sich Abgründe auf, die auch auf der Höhe der Zeit sind“, meint der musikalische Leiter des FLTB. „Die Rolle der Comtess ist interessant, denn sie mischt die Männer auf und bekommt ihren Traummann.“

Unter der Regie von Julia Dippel spielen 15 Einzeldarsteller, unter ihnen die Mezzosopranistin Carolin Ritter, Markus Eberhard, bekannt aus Film und Fernsehen, sowie Bernd Schmid vom FLTB-Sprechtheater, und der Chor.

Das Musical habe eine große Bandbreite von Emotionen und auch der Musik. Es gebe Moritaten, Liebesduette, einen frechen Tango und fröhliche Wanderlieder, erklärt Rudi Maier-Kleeblatt. Und es gebe sinfonische Teile, wo das Orchester auftrumpfen könne.

Das Wirtshaus im Spessart
Orchesterprobe mit Rudi Maier-Kleeblatt (l.) und Probenfoto (r.). Fotos: FLTB

In sieben Akten und 11 Bildern wird die Geschichte erzählt. Bühnenbild und Kostüme liegen in der Hand von Anne Hebbeker. Sie habe gemeinsam mit Julia Dippel nach einer Lösung gesucht, wie sie die verschiedenen Spielorte darstellen könne, erzählt Anne Hebbeker. „Ich will keine Holzoptik auf der Bühne, es soll eine ästhetische Gesamtform haben.“ Regie, Bühne und Kostüme sollten ein ganzes sein. Auch sollte es keine aufwendigen Umbauten geben. „Wir arbeiten mit Symbolik und nicht in starren Räumen, so dass die Figuren lebendig agieren können.“

Alle seien mit Feuer und Flamme dabei. Die Regisseurin habe die Gabe, aus jedem Darsteller das spezielle Können herauszukitzeln und Freude zu vermitteln, meint Anne Hebbeker.

Inklusionsvorstellung

Am Donnerstag, 7. März 24 öffnet sich um 19 Uhr der Vorhang des Jugendstil-Festsaals im Waitzinger Keller in Miesbach für eine ganz besondere Veranstaltung – für viele das kulturelle Highlight des Jahres. Die Vor-Premiere der Neuproduktion des Freien Landestheaters Bayern ist traditionell dem Gedanken der Inklusion gewidmet. Menschen mit und ohne Handicap haben hier Gelegenheit gemeinsam Musiktheater auf hohem Niveau barrierefrei und niederschwellig zu besuchen.

Am Samstag, 9. März 24 folgt dann im Waitzinger Keller in Miesbach die Premiere der Musical-Neuproduktion „Das Wirtshaus im Spessart“.

Karten gibt es direkt beim FLTB sowie beim Waitzinger Keller telefonisch unter 08025/7000-0 und an der Theaterkasse (MO-FR 9-13 Uhr & DO 14-16 Uhr). Für die Inklusionsveranstaltung bietet das FLTB besonders günstige Karten an. Besucher, die einen gültigen Nachweis, wie einen Behindertenausweis vorlegen, Schüler, Studenten oder Betreuer können für 10 € Tickets direkt beim FLTB im Vorverkauf buchen.

Zum Weiterlesen: „Die verkaufte Braut“ in Miesbach

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