Von der Lust an Farben, Licht und Formen
Bei der Vernissage: Gina Konrad, Paul Warburton, Hubert Lacrouts (Kulturreferent der Gemeinde Hausham) und Volker von Drach (v.l.). Foto: Hannah Miska
Ausstellung in Hausham
Starker Auftritt von drei sehr unterschiedlichen Künstlern aus der Region: Mit seiner zweiten Ausstellung in diesem Jahr gelingt dem Haushamer Kunstkreis ein großer Wurf.
Das Warten hat sich gelohnt. Die neue Ausstellung des Haushamer Kunstkreises mit Gina Konrad, Volker von Drach und Paul Warburton ist wunderbar komponiert, enorm vielseitig und künstlerisch auf hohem Niveau. Kurzum: Die Ausstellung ist eine Wucht.
Von der Bauernmalerei zur abstrakten Kunst
Gina Konrad mit „Pfingstrosen“. Foto: Hannah Miska
Gina Konrad, die schon mehrfach im Kunsthaus ausgestellt hat, dürfte den Kunst-interessierten keine Unbekannte mehr sein. Dennoch: Die 75jährige, die bereits im Kindesalter mit Farben „herumbatzte“, ein bisschen Bauernmalerei ausprobierte und später auch töpferte, malt jedes Mal so überraschend neu und anders, dass man ins Staunen gerät. Dabei entdeckte die gelernte technische Zeichnerin ihr wahres Talent eher durch Zufall: Von einer Cousine bekam sie – da war sie schon im Rentenalter – ein paar Acrylfarben geschenkt. Was tun damit? Nach kurzem Zögern beschloss Konrad kurzerhand, einen Malkurs an der Volkshochschule zu machen. Dem Malkurs folgten viele andere und die künstlerische Qualität ihrer Bilder wächst.
Echter Hingucker
Die große Landschaft zum Beispiel, die durch die Geometrie der roten Dächer besticht, ist ein echter Hingucker, während die Studie mit den Bäumen („Hochwald“) durch die reine Verwendung von Braun- und Orangetönen sehr viel Ruhe ausstrahlt. Kürzlich begann Konrad mit der Technik des Pouring. Was das genau ist, kann man die Künstlerin selbst fragen: Sie ist bis zum Ende der Ausstellung jeden Nachmittag vor Ort.
Der Engländer mit dem besonderen Strich
Paul Warburton vor „St. Emilion“. Foto: Hannah Miska
Auch der in Schliersee lebende Engländer Paul Warburton stellt zum wiederholten Male aus: Landschaften, Städtelandschaften und Porträts. Der talentierte Autodidakt, der zum ersten Mal vor sieben Jahren Farbe und Pinsel in die Hand nahm, arbeitet mit Acryl, Öl, Pastell und Wasserfarben und zeigt einen Querschnitt durch sein Werk. Die Bilder bestechen nicht nur durch ihre Präzision, sondern vor allem durch ihre tonale Gestaltung sowie das Spiel mit Licht und Schatten.
Perspektive, Bewegung und Schatten
Warburton, der bereits mehrfach in die Jahresausstellung der Deutschen Aquarellgesellschaft einjuriert wurde, präsentiert erneut Aquarelle mit diesem besonderen Strich, der farbdeckender und weniger durchsichtig ist als ein „typisches“ Aquarell. „Der rote Ölkanister“ vereint Perspektive, Bewegung und Schatten zugleich, beim „Sonnenuntergang über den Feldern“ zieht das Licht den Betrachter in eine wunderschöne englische Landschaft hinein. Kürzlich begann Warburton mit den Farben schwarz und weiß zu experimentieren – die Ergebnisse können sich sehen lassen.
Der Newcomer – begabt und vielseitig
Volker von Drach vor „Welten“. Foto: Hannah Miska
Volker von Drach ist ein neues Gesicht im Kunstkreis Hausham, er stellt das erste Mal aus. Von Drach, von Hause aus Geologe und Mineraloge, hat bereits als Jugendlicher viel Spaß daran gehabt, zu zeichnen und mit Öl zu malen. Das Talent lag jedoch brach, bis er in Rente ging und beschloss, einen Acrylkurs an der Volkshochschule zu machen. Der bescheidene von Drach, der sich weniger als Künstler denn als „Hobbymaler“ betrachtet, präsentiert ein erstaunlich breit gefächertes Werk in Acryl: Es reicht von farbenfreudigen Abstrakten über fotografisch genau gemalte Porträts bis hin zu Stillleben und surrealistischen Motiven.
Beeindruckende Genauigkeit
Ein kleiner Star in der Ausstellung ist der „Gockel“ mit seinem in die Sonne getauchten goldenen Gefieder, die Porträts sind von einer beeindruckenden Genauigkeit. Von Drach ist eine echte Bereicherung für den Kunstkreis Hausham – und die gesamte Ausstellung ein Vergnügen.