Raus in die Natur!

Im Eiltempo: Raus in die Natur!

Michael Beck mit Hans Thoma „Mainlandschaft“. Foto: MZ

Ausstellung in Tegernsee

In nur einer Woche hat Michael Beck, Vorsitzender der Olaf Gulbransson Gesellschaft, wieder die hochkarätige Ausstellung „Raus in die Natur!“auf die Beine gestellt, mit der das Museum Besucher anlocken kann. Bei einer Führung während der Hängung informiert er über die Hintergründe.

„Die Wände waren leer, die Besucher frustriert, alle warteten auf die auch von der Süddeutschen Zeitung angekündigte Kirchner-Ausstellung“, erzählt der Kunstexperte. Diese aber musste aufgrund eines SZ-Artikels, in dem Michael Beck Interessenskonflikte als Galerist vorgeworfen wurden, verschoben werden.

Lesetipp: Wir sind im Flow

Bei der Podiumsdiskussion vergangene Woche im Museum, hier als Parallelartikel erschienen, kam klar heraus, die Verbindung von öffentlichem und privatem Engagement, also Public-Private-Partnership, ist erforderlich, um die Herausforderungen der Museen zu meistern.

„Fahren Sie vor und holen Sie ab“

„Ich habe Andreas Gerritzen angerufen und ihm die Situation geschildert“, berichtet Michael Beck. Der Sammler einer der bedeutendsten Privatsammlungen von Landschaftsmalerei der vergangenen 200 Jahre habe nach dem Studium des SZ-Artikels gesagt: „Fahren Sie vor und holen Sie ab, ich unterstütze Sie.“

Mit Hilfe seines Teams gelang es Michael Beck, die 55 Werke innerhalb einer Woche auszuwählen und von Bremen nach Tegernsee zu befördern. Am vergangenen Sonntag ist der Großteil der Bilder schon an Ort und Stelle.

Raus in die Natur!
Eines der ältesten Bilder aus dem Jahr 1824 von Louis-Étienne Watelet. Foto: MZ

„Raus in die Natur!“, so erklärt der Führer, sei das Motto der Landschaftsmalerei des 19. und 20. Jahrhunderts gewesen. „Nach der Zeit des Klassizismus, wo die Vernunft Vorrang hatte, kam mit der Romantik die Emotion in die Kunst“, erklärt der Kunstexperte. „Wir gehen nach unseren jüngsten Ausstellungen jetzt zeitlich ein Stück zurück.“


Gustave Courbet: Winterlandschaft. Foto: MZ

Es scheine zwar, dass diese Malerei etwas aus der Mode sei, aber die feine Qualität überzeuge und er sei sicher, dass viele Besuchende sich an dieser Ausstellung erfreuen können. Für ihn sei eins der schönsten Bilder die Mainlandschaft von Hans Thoma, die die Gäste empfängt.

Raus in die Natur!
Camille Corot: Barque à la rive. Foto: MZ

Michael Beck gibt Einblicke in das Künstlerleben der Vergangenheit. In Barbizon bei Fontainebleau habe sich eine Malergruppe um Camille Corot und Gustave Courbet zusammengeschlossen und mit ihren Arbeiten in der Natur die Grundlage für eine neue Bildsprache gegen die akademische Malerei gelegt.


Camille Pissarro: Paysage à la Varenna-Saint-Hilaire. Foto: MZ

„Sie waren die Wegbereiter für den Impressionismus“, erklärt Michael Beck und verweist auf ein Bild von Camille Pissarro, der an diese Tradition anknüpfte.


Stillleben von Carl Schuch. Foto: MZ

Um die Landschaften etwas aufzulockern, habe er auch einige Stillleben eingefügt, erklärt er, etwa von Carl Schuch, der auch in der Pinakothek vertreten sei.


Thomas Fearnley: Blick über den Nenrisee. Foto: MZ

In einer weiteren Sektion geht es um die in der damaligen Zeit üblichen Italienreisen, der sogenannten „Grand Tour“, die zu einer Ausbildung als Maler dazugehörte. Von dem Norweger Thomas Fearnley stammt das Bild „Blick über den Nemisee“.


Jules Breton: Tempête sur la côte. Foto: MZ

Wir stehen vor einem Bild von Jules Breton und Michael Beck äußert seine Begeisterung über die Qualität dieser Malerei.


Hans am Ende: Winter. Foto: MZ

Im hinteren Raum wird noch gehängt und wir treffen auf eine weitere Sektion. Eine bekannte Künstlerkolonie entstand Ende des 19. Jahrhunderts in Worpswede. In Tegernsee sind Werke von so wesentlichen Vertretern wie Otto Modersohn, Paula Modersohn-Becker oder Fritz Overbeck zu sehen, die die Sehnsucht nach Erneuerung ebenso wie Naturverbundenheit ausdrücken.


Paula Modersohn-Becker und Otto Modersohn. Foto: MZ

„Otto Modersohn blieb bei seinem Naturempfinden, Paula ging schon einen Schritt weiter“, erklärt Michael Beck vor den zwei Bildern. Sie gilt als Vertreterin des frühen Expressionismus.


Emil Nolde: Marschlandschaft. Foto: MZ

Mit Emil Nolde ist ein Vertreter des Expressionismus in der Ausstellung dabei. Sein Bild einer Marschlandschaft hebt sich in seinen leuchtenden Farben von den anderen Bildern ab und repräsentiert die neue Art der direkten Naturempfindung durch kräftige schwungvolle Farbkompositionen.


Michael Beck und „Der Sinnende“ von Ernst Barlach. Foto: MZ

In diesem Raum finden sich auch zwei Bronzeplastiken von Ernst Barlach, dessen Werk zwischen Realismus und Expressionismus angesiedelt ist und das in der NS-Zeit als entartete Kunst geschmäht wurde. Die klaren, strengen Formen seiner Plastiken beeindrucken.

„Ich bin zufrieden“, sagt Michael Beck, „wir haben das aus der Hüfte geschossen und es ist Dank der Unterstützung von Andreas Gerritzen und Dank des tollen Teams gut geworden.“

Die Ausstellung wird am 27. September um 19 Uhr eröffnet, ist allerdings schon ausgebucht. „Wir dürfen nur 100 Personen zulassen“, bedauert Michael Beck. Andreas Gerritzen wird zur Vernissage sprechen. Von 15 bis 18 Uhr ist unter Voranmeldung eine Besichtigung möglich. Die Ausstellung „Raus in die Natur!“ ist dann bis Ende Februar zu den normalen Öffnungszeiten des Olaf Gulbransson Museums zu sehen.

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