
Der gestiefelte Kater im Klassik-Gewand
Nicole Janczak und Andres Haas als Prinzessin und Müllerssohn. Foto: RS
Musiktheater für Kinder in Holzkirchen
Im Rahmen der Reihe „Klassik für Kinder“ des FLTB möchte Andreas Haas sehr jungen, mitteljungen, aber auch älteren Menschen Märchenstoffe mit klassischer Musik verbandelt näher bringen und Berührungsängste abbauen. So war er am Sonntag mit seinem Ensemble im Holzkirchner KULTUR im Oberbräu zu Gast. Mit seiner speziellen Version des Märchen-Klassikers „Der gestiefelte Kater“ der Gebrüder Grimm bot er eine kurzweilige und runde Vorstellung.
Etwa 70 Besucher in einer breit gefächerten Altersmischung von – geschätzt – vier bis achtzig Jahren genossen die schöne und lehrreiche Nachmittagsstunde, durften sich immer wieder einbringen und mitmachen und sparten nicht mit Applaus.
Die Handlung
Nach dem Tode des Müllers erbt der älteste Sohn die Mühle, der zweite einen Esel und der dritte einen Kater, der scheinbar nur für Handschuhe taugt. Der Kater will seinem Besitzer, der nicht weiß, wie er leben soll, helfen, wenn er ihm ein Paar Stiefel machen lasse. „Lass mir ein Paar Stiefel machen, und es soll dein Glück sein“ verspricht er. Der Kater fängt nun in einem Sack einige Kaninchen, überlässt sie als dessen Leibspeise dem König des Landes als ein Geschenk seines Herrn, des Müllerssohns, den er als Grafen bezeichnet.
Eines Tages lässt der schlaue Kater den angeblichen Grafen splitternackt in einem See baden, an dem der König mit seiner Tochter bei einer Spazierfahrt vorbeikommt. Er gibt vor, ein Dieb habe seinem Herrn die Kleider gestohlen. Der König hat Mitleid und lässt prächtige Gewänder für den vermeintlichen Grafen holen und ihn in der Kutsche mitfahren. Der Prinzessin gefiel er sehr. „In ihrem Bauch tanzten Schmetterlinge und ihr Herz pochte bis zum Hals“, heißt es.
Nicole Janczak als Kater und Andreas Haas als Löwe Foto: RS
Der Kater eilt voraus und bringt Arbeiter auf einer Wiese, einem Kornfeld und einem Wald mit List und Druck dazu, dem später vorbeifahrenden König auf dessen Frage zu antworten, dass die Ländereien dem Grafen gehörten. Dem wahren Besitzer, einen bösen Zauberer, überlistet der Kater: Er soll beweisen, dass er sich in einen Löwen verwandeln könne, was gelingt. Schließlich in eine Maus. „Das ist bestimmt zu schwierig“, reizt der Kater den Zauberer. „Dass ich nicht lache!“, prahlt dieser, tut
Kater und böser Zauberer mit Ensemble Foto: RS
es – und wird gefressen. Das Schloss und aller Besitz gehören nun dem Müllerssohn. Es kommt zur Hochzeit mit der schönen Prinzessin. Bei der Feier erhält der raffinierte Kater einen Ehrenplatz. „Und wenn sie nicht gestorben sind, …“
Die Protagonisten
Andreas Haas bietet mit seinem Ensemble eine halbszenische Inszenierung des Märchenklassikers. Der Geschäftsführer und stellvertretende Intendant des FLTB, selbst Schauspieler, verbindet diese mit Musik, die von Peter Marino in verschiedenen Stilen von klassisch bis modern geschrieben wurde. Haas spielt als musizierender Erzähler abwechselnd den Müllerssohn, den König und den Zauberer.
Der König in der Kutsche Foto: RS
Die renommierte Sopranistin Nicole Janczak schlüpft in die Rolle von Kater und Prinzessin. Sie nimmt das Publikum mit ihrem warmen, facettenreichen Gesang und ihrem lebendigen, von überzeugender Mimik und Gestik getragenen Spiel von der ersten Minute an für sich ein.
Als Bühnenbild und Requisiten gibt es nur die Kostüme der Sängerin als Kater und Prinzessin, den Hut des Zauberers und des Müllerssohns, die Maske des Löwen und eine kleine Maus sowie eine aufs Minimum reduzierte Kutsche aus bemalter Pappe.
Die Musik
Für die musikalische Ausgestaltung brachte Andreas Haas das Bläserquintett des Freien Landestheater Bayern mit. Er selbst stellt musikalisch mit der Querflöte, dem Instrument, das er studiert hat, die Prinzessin dar, das Waldhorn (Peter Ternay) erzählt vom König und seinem Schloss, das Fagott (Elisabeth Vogl) vom bösen Zauberer, die Klarinette (Hans Ernst) trägt die Klage des armen Müllerssohns vor und lockt die Prinzessin herbei, während die Oboe (Carola Sigling) dem raffinierten Kater ein musikalisches Fell gibt.
Die schöne Prinzessin Foto: RS
Das Ensemble überzeugt sowohl solistisch als auch in seinem perfekten Zusammenspiel. Die verschiedenen Klangfarben der Instrumente werden passgenau da eingesetzt, wo es die Handlung und die jeweilige Stimmung erfordern, sei sie traurig, spannend, bedrohlich, feierlich oder lustig.
„Im Verlaufe der letzten 19 Jahre hatte ich in über 1.100 Schul- und Familienvorstellungen die Möglichkeit, mein Konzept einer Verbindung von Musik, Schauspiel und Geschichtenerzählen so zu verfeinern, dass ich Kinder unterschiedlicher Herkunft und Vorbildung gleichermaßen erreichen und faszinieren kann“, erklärt Andreas Haas. Das ist ihm auch in Holzkirchen überzeugend gelungen.
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