
Kulturblitz | Später Besuch – Dietrich Bonhoeffer redivivus
Bernhard Setzwein und Stefan Voit (v.l.). Foto: Isabella Krobisch
Lesung in Miesbach
Takte einer Spieluhr und verschwommenes blaues Licht versetzen das Publikum in der Black des Waitzinger Kellers zurück ins Jahr 1945.
Autor Bernhard Setzwein als Dietrich Bonhoeffer und Stefan Voit als Josef Müller, genannt „Ochsensepp“ begegnen einander spät nachts in Müllers Wohnung. Eine neue Partei soll gegründet werden, die CSU, und soeben hat der junge Franz Josef Strauß das Haus verlassen. Bonhoeffer nimmt dieses Ereignis zum Anlass, um an Müller fundamentale Fragen zu Aufbruch, Neuzeit und Moral zu richten.
Dieser fiktive Dialog hat seinen Ursprung in Bonhoeffers dramatischem Ende. Der Theologe und Widerstandskämpfer wurde am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg hingerichtet. Sein Mithäftling Josef Müller blieb bis zuletzt an seiner Seite.
70 Minuten entfaltete sich auf der Bühne ein imaginärer Dialog, dem die Besucher atemlos lauschten. Mit hoher Sensibilität hat sich Autor Bernhard Setzwein einmal mehr einer historischen Gestalt genähert und ihr ebenso respektvoll wie tiefgründig wieder Leben eingehaucht und neue Facetten eröffnet.
„Nicht das Beliebige, sondern das Rechte tun und wagen (…), nicht in der Flucht der Gedanken, allein in der Tat ist die Freiheit“ (Dietrich Bonhoeffer).
In den Zuhörern wird dieser beeindruckende Abend noch lange nachhallen.